Eine "Oase der Ewigkeit" bei Beatenberg am Thuner See
Bis das Sterben und der Tod meiner Mutter im Mai/Juni 2017 näher kam, führten wir immer wieder Gespräche über Bestattungskultur. Eine Grabstätte oder ein Urnengrab auf einem Friedhof? Ein Platz an einem Baum im Friedwald? Eine Seebestattung? Der letzte Wunsch meiner Mutter war eine Ausstreuung ihrer Asche in der Natur, vielleicht an einem Fluss oder See. Diesen Wunsch wollten wir - mein Sohn und ich - unserer Jutta erfüllen. Allerdings ist eine solche Bestattungsart in Deutschland bisher nicht erlaubt. So suchten wir nach Wegen, wie wir Jutta´s Freigeist gerecht werden könnten.
Über das deutsche Bestattungsunternehmen "Oase der Ewigkeit" erwarben wir einen Platz auf einer Ausstreuwiese in der Schweiz. Für meine Mutter war das eine willkommene Option, zumal ihr Enkel in der Schweiz lebt. Wir vereinbarten mit dem Bestatter einen passenden Termin. Zu gegebener Zeit machte ich mich auf den Weg in die Schweiz und traf mich dort mit meinem Sohn für die vorgesehene Zeremonie. Ein extra bestellter Alphornbläser begleitete andachtsvoll die Ausstreuung auf einer Wiese am Beatenberg hoch über dem Thuner See.
Hätte sich meine Mutter noch zu Lebzeiten diesen für sie ausgewählten Ort auf Bildern anschauen können, wäre sie vermutlich erfreut und glücklich darüber gewesen. Beatenberg ist ein landschaftlich und historisch besonderer Ort. Bei guter Sicht kann man über den Thuner See auf das Gebirgspanorama von Eiger, Mönch und Jungfrau blicken, von dem meine Mutter fasziniert war. Unterhalb des Ortes Beatenberg befindet sich die Höhle des heiligen Beatus, die wir am nächsten Tag nach dem Sonntagsgottesdienst in der Dorfkirche aufsuchten. Hier soll der Legende nach der heilige Beatus gewirkt haben und gestorben sein. Unterhalb der Tropfsteinhöhle liegt eine Wegstrecke des Jakobs-Pilgerweges.
Am Thuner See entlang fahren wir mit dem Auto über Interlaken nach Grindelwald. Dort lassen wir uns am Fuße der mächtigen Berge mit Gletscherfeldern von der großartigen Natur beeindrucken. Wir lassen uns vom Empfinden tragen, dass Jutta von ihrer letzten Ruhestätte begeistert ist. Dort kann ihre Seele wohl die Flügel ausspannen, durch die stillen Lande fliegen und sich heim tragen lassen.***
Kirsten Mauss
Nachtrag am 21.01.2021: Zum Bild "Traumwelt"
https://www.myheimat.de/hamburg/natur/impressionen...
Liebe Roswitha, Dank und Freude erfüllen mich, Dich hier an diesem besonderen Ort zu treffen. Dabei beleben sich auch meine Erinnerungen. Das Betrachten der Fotogalerie zu dieser Geschichte gibt mir immer wieder ein gutes Gefühl. Du erwähnst die Bilder, die Jutta gemalt hat und denkst dabei insbesondere an das eine Bild, das in pastellzarten Farben eine Berglandschaft mit einem See zeigt. Dieses Bild hat mich immer in die Impression einer tibetanischen Landschaft im Himalaya geführt. Vielleicht hat Jutta damit schon ihre Vorstellung des "Reinen Landes", des Amitabha-Landes, ausgedrückt. Davon hat sie öfters gesprochen. So glaube ich auch, das der gewählte Ort für Jutta "Abschiedsflug himmelwärts" (wie Du es ausdrückst) sehr stimmig ist.
Ja, liebe Roswitha, und wir Zwei bleiben über die "Geschichten, die das Leben schrieb - Begegnungen in Soltau" seit 2011 weiterhin in schöner Verbundenheit. Ich umarme Dich und grüße mit den besten Wünschen für Gesundheit in dieser so eigenartigen Corona-Zeit ...
Kirsten