Baltrum, das Dornröschen der Ostfriesischen Inseln

Aus der Luft sind die breiten Sandstrände gut zu erkennen.
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Baltrum, die kleinste der Ostfriesischen Inseln, habe lange geschlafen und beinahe den Anschluss an den Tourismus verpasst, meint die Gemeinde- und Kurverwaltung. Aber so ganz kann das nicht stimmen. Deshalb haben die Insulaner für ihr fünf Kilometer langes und 1,5 Kilometer breites und autofreies Eiland noch den Beinamen „Kleine Insel - große Liebe“ geprägt. Immerhin halten die 475 Einwohner jedes Jahr 3.500 Gästebetten für 40.000 Besucher bereit und können jährlich 300.000 Übernachtungen verzeichnen. Schon 1870 haben sie ein Pfahlschutzwerk als Küstenschutz gebaut und Buhnen angelegt, die eine Sturmflut bremsen sollen. 1825 war die letzte große Sturmflut. Ein Jahr danach haben die Insulaner die kleine Alte Inselkirche gebaut für 70 Seelen. Der Turm steht frei, und seine Glocke soll von einem gestrandeten Schiff aus Holland stammen. Keine Legende soll sein, dass die Einwohner in früherer Zeit als Strandräuber ihr Leben fristeten.

1876 wurde Baltrum Seebad, rund 100 Jahre später als die große Schwester Norderney, und 90 Jahre später, also 1966, als Nordseeheilbad anerkannt. Es gibt drei Ortsteile: Westdorf, Ostdorf und das Alte Ostdorf.
Baltrum wurde 1398 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Herkunft des Namens ist nicht eindeutig geklärt. Spötter behaupten, er stamme daher, dass man „bald rum“ sei, morgen links rum, abends rechts rum. Doch eine Inselumrundung, etwa 15 Kilometer, zieht sich ganz schön und dauert je nach Wasserstand mehrere Stunden. Auch der Gezeitenpfad mit seinen sieben Kilometern, der am Spielteich beginnt. An Hand von Tafeln erklärt er auf einem hübschen Wanderweg die Natur.
Vieles erfährt man im Museum Altes Zollhaus und im Nationalparkhaus. Oder aber bei einem geführten Rundgang. Der klärt einen auf, dass es keine Straßennamen gibt, sondern nur Haus-Nummern.
Was nicht jede Insel hat, das hat Baltrum, nämlich einen Flugplatz mitten im Grünen. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, mit den kleinen Viersitzern ganz ruhig und niedrig übers Wattenmeer zu fliegen, über die breiten weißen Sandstrände, die Häfen und die Ortskerne von oben zu sehen und über Kopfhörer den Erklärungen des Piloten zu lauschen. Der kürzeste Flug, nur acht Minuten geht von Norden-Norddeich nach Baltrum. Auch von Harle, dem Flugplatz von Carolinensiel, ist es nicht weit. Ein einfacher Flug kostet 55 Euro. Für einen herrlichen Rundflug von 15 Minuten zahlt man 45 Euro. Man kann ihn aber auch für eine halbe oder eine ganze Stunde buchen. Könnte man mal als Weihnachtsgeschenk einplanen…

Das älteste Wohnhaus, die Nummer 25, ein schiefes niedriges Häuschen, kann als Ferienhaus gemietet werden. Alles Baumaterial musste vom Festland geholt werden. Deshalb begnügte man sich mit wenig Stein. Im großen und ganzen überwiegen aber dunkelrote Backsteingebäude. Architektonisch wohl einmalig ist die reetgedeckte römisch-katholische Kirche St. Nikolaus mit den Schiebetüren und dem Jonas fressenden Wal am Eingang zum Innenhof und mit den bunten Glasfenstern zum Leben des Heiligen.

Hier hört man eine Gruppe Drehorgelspieler, dort trinkt man bei Frau Bürgermeisterin einen hausgemachten Sauren. Wer auf Baltrum ausspannen will, wird seine Freude haben. Er sieht Kolonien von Lachmöwen, die er an den roten Beinen und dem dunklen Fleck hinter dem Auge erkennt. Islandpferde beweiden die Salzwiesen, Strandhafer und Heckenrosen befestigen Dünen und lockeren Sand. Man lernt drei Arten Heckenrosen kennen, die Sibirische Kartoffelrose, deren dicke fleischige rote Hagebutten essbar sind und lecker schmecken, die Hundsrose mit den roten juckenden Hagebutten, mit denen man gern Schabernack getrieben hat, und die Dünenrose mit schwarzen Hagebutten.

Bürgerreporter:in:

Elke Backert aus Hamburg

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