DRK Hamburg Altona und Mitte: Datenschutz über Menschenleben?
Drohnenstaffel musste bei Personensuche tatenlos zusehen
„Wie eine Polizeivorschrift die Rettung einer Frau behinderte“, titelte das Hamburger Abendblatt gestern. Was war vorgefallen?
Am vergangenen Samstag waren Polizisten und Angehörige von Hilfsorganisationen rund um den Falkenbergsweg in Neugraben auf der Suche nach einer vermissten, demenzkranken Frau. Für die 70-Jährige, die ohne Jacke nur leicht bekleidet gewesen sein soll, bestand Lebensgefahr. Trotzdem lehnte die Polizei den Einsatz einer mit Wärmebildtechnik ausgestatteten allwettertauglichen Drohne ab, die der DRK Kreisverband Hamburg Altona und Mitte e.V. zum Einsatz mitgebracht hatte. Die Begründung: Datenschutz.
Jörg Theel, Geschäftsführer des Kreisverbandes zeigt sich entsetzt: „Wir haben die erforderliche Technik, dürfen die Vermisstensuche in Übungsszenarien trainieren, sind aber im Ernstfall an eine nicht nachvollziehbare Vorschrift gebunden. Den verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen von der Polizei werden bei der Durchführung derartiger Einsätze regelrecht Handschellen angelegt! Dabei geht es in solchen Situationen um Tempo!“
Christian Wegener, Inhaber von DROHNE112.de und Ausstatter von Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Zoll, hat einen Verdacht: „Wir wurden von Datenschützern in Hannover einmal mit dem Argument konfrontiert, dass bei einem Absturz der Drohne die aufgezeichneten Daten auf der mitgeführten Speicherkarte von Unbefugten ausgelesen werden könnten. Da gerade bei einer Personensuche persönliche Bilddaten entstehen können, würden wir in einem solchen Fall ein echtes Datenschutzproblem produzieren, so die Annahme.“
Datenschutz über Menschenleben also? Wegener schüttelt den Kopf: „Dieses Problem existiert so überhaupt nicht. Jedenfalls nicht bei der vom Hamburger DRK eingesetzten Drohne DJI Matrice M300. Die Daten werden verschlüsselt abgespeichert. Unbefugte könnten dem Datenträger also nichts anfangen.“
DRK, BRH (ebenfalls mit einer Drohne in Neugraben vor Ort), aber auch Kräfte der Polizei drängen auf eine Überprüfung. Offen ist die Frage, ob eine Einzelfallentscheidung des Polizeipräsidenten oder des Vizepräsidenten den Einsatz doch noch ermöglicht hätte. Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, brachte es gegenüber dem Hamburger Abendblatt auf den Punkt: „Es ist keinem normalen Bürger zu erklären, dass die Hamburger Polizei nicht ihre oder eine fremde Drohne einsetzen darf, wenn es um die Rettung von einem Menschenleben geht.“
Der DRK Kreisverband Hamburg Altona und Mitte e.V. blickt auf eine über 150 Jahre lange Geschichte zurück und ist damit weltweit einer der ältesten Rotkreuzverbände. Rund 180 hauptamtliche Mitarbeiter und über 300 ehrenamtliche Helfer engagieren sich in den vielfältigen Einrichtungen und Gruppen. Zu den Angeboten des Kreisverbands gehören unter anderem die Erste-Hilfe-Ausbildung, der Seniorentreff „Haus Ottensen“ und das Zentrum Osdorfer Born – eine wichtige soziale Anlaufstelle im Stadtteil. Darüber hinaus betreibt der Verband über seine Tochtergesellschaft KISO gGmbH mehrere Kindertagesstätten. Der Kreisverband lebt vor allem durch das Engagement seiner freiwilligen Helfer, die unter anderem in der Bereitschaft, im Jugendrotkreuz, im Katastrophenschutz, in der Motorrad- und Rettungshundestaffel, im Rettungs- und Sanitätsdienst, in der Sozialarbeit sowie in der Wasserrettung aktiv sind.
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WortBild.Kaminski