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Der Lepipziger Turm, der letzte Wehrturm zu Halle
ein Besuch in 40 Metern Höhe

  • der Runde Turm, der Galgturm und später, als Napoleon alle Galgen entfernen ließ, Leipziger Turm genannt.
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Der Wehrturm, der letzte in Halle. Er ist seit September 2022 für die Öffentlichkeit begehbar. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich wirklich. Erbaut wurde das Schmuckstück 1450 im gotischen Stil, das bedeutet Spitzbogenfenster und spitzbogigen Türrahmen. Im Renaissancestil wird der Dachstuhl mit Uhr und Dachgaben 1570 versehen. Der runde Turm misst 44 m und steht auf halben Weg zwischen Markt und heutigem Hauptbahnhof. Aus dem Runden Turm, wurde der Galgturm und später, um 1827 der Leipziger. Er liegt auf dem halben Weg Richtung Handelsstraße, die von Magdeburg kommen nach Leipzig führt. Stadtbefestigungen waren lebensnotwendig. 1182 wird ein steinernes Tor erwähnt, wahrscheinlich das in der Steinstraße. Später hatte die Stadtmauer 40 Wehrtürmen und mit einer umlaufenden Stadtmauer zeigt sich die Stadt gut gewappnet. Zu den Pflichten der Städter gehörte auch der Dienst auf der Mauer. Im Ernstfall standen Kübeln voller Pech und heißem Wasser auf den Zinnen bereit. Alamiert wird mit Hörner, Trompeten/Trommel oder Läuten von Sturmglocken. Die Mitglieder der Zünfte hatten bestimmte Bereiche auf der Mauer mit ihren eigenen Waffen zu verteidigen und auch für die Instandhaltung zu sorgen. Bei Alarm meldeten sich alle waffenfähigen Bürger bei ihren Zünften. Die Bewaffnung der Handwerker und Bürger zu dieser Zeit bestand aus Hellebarden, Spießen, Zweihandschwertern, Hakenbüchsen, Musketen. So werden in anderen Gebieten"Donnerbüchsen" erwähnt-an beiden Enden offene geschmiedete oder gegossene Kanonen auf einen Holzgestell (1372).
Nur in Halle und Erfurt arbeitete die Zunft der Futterer. Am 25.7. 1162 bestätigt Erzbischof Wichmann diese Zunft. Alles was zum Transport des Salzes gehört, von der Wagenschmiere, über Teere, Instandhaltung von Wagen bis zum Futter für Ochsen und Pferde.  Unter den halleschen Zünften, die auf der Mauer Dienst taten, waren auch die Pfänner, um 1545 standen 600 von ihnen der Stadt im Ernstfall zur Verfügung. Neben ihnen standen die Leineweber, unter ihnen auch französische Hugenotten*. Zunft war eigentlich Männersache. Es gab auch gemischte Zünfte, Goldspinnerinnen gehörten zu der Zunft der Goldschläger. Frauen waren in der Zunft der Garnmacher, Seidenweber und -macher voll akzeptiert. Manche Witwe eines Handwerksmeisters wurde gezwungen, innerhalb einer Frist wieder den Bund für's Leben zu schließen, sonst war die Werkstatt und wahrscheinlich auch das Haus verloren.
1100 entstehen die ersten Salzkoten zur Gewinnung von Salz. Die Koten sind namentlich unter Tiernamen bekannt, Bär, Hund Wolf, im Laufe der Zeit gab es 110. Bildung für das Stadtvolk wird immer wichtig. Bürger wünschen sich eine Schule für ihre Kinder und die eröffnet 1120 im Kloster Neuwerk vor der Stadt Halle. Das ehemalige Kloster, im heutigen Botanischer Garten gelegen, nahm auch auswärtige adlige Schüler auf. Um 1200 hat Halle mit der Kummturei " St. Kunigunde" ärztliche Versorgung, sie liegt vor den Toren der Stadt. Papst Innozens IV erließ 1252 eine päpstliche Order, die Öffnung von Schulen neben Pfarrkirchen erlaubte. 1180, Eröffnung einer höheren Schule im Moritzkloster der Stadt. Um 1300 hat Halle 3 Elementarschulen die Rechnen, Schreiben, Lesen, Religion und Latein unterrichten. Ein Kaufhaus oder Stapelplatz gab es am Markt schon sehr früh um 1231. Otto von Hessen (1301-1361) überschreibt dem Rat der Stadt im Jahre 1327 den Besitz des Hauses. Das Kauf-oder Stapelhaus war dreistöckig mit eigenen Brunnen. Die Stadt floriert. Alles drehte sich ums Weiße Gold. Die Solequelle waren alle im Besitz des Erzbistum von Magdeburg.
Mitglieder der Torwache entscheiden, wer die Stadt betritt, nach Kontrolle der persönlichen Dokumente. Sie quittieren über Ein-und Ausgeführtes, dafür wird der Torgroschen entrichtet. 1263 erzwingt die Stadt das Stadtrecht und Erzbischof Rupert verspricht die Achtung der Bannmeile und baut keine Burgen in der näheren Umgebung von Halle. In einem Brief vom 4. März 1281 wird die Hanse erstmals erwähnt, der Kaufmanns - und Städtebund. In dieser Zeit organisierten sich die Angehörigen der sieben wichtigsten Gewerbe um Bürgerrechte einzufordern. 1341 das städtische Hospital St. Cyriaci entsteht, reiche Bürger zahlen für ihr Krankenlager. Die Stadt bezahlt 1465 vier Hebammen für ihre Dienste. 1469, Arme dürfen aller zwei Wochen in die Badestuben gehen, wurden kostenlos bestattet und erhielten 1475 eine Ratsspende von Brot, Bier und Speck. Hennig Stobart besiegt erzbischöfliche Truppen die vor der Stadtmauer alles in Schutt und Asche legen. 1478 besetzt Ernst, Erzbischof von Magdeburg (1464-1513) die Stadt. 1491 Gründung der Bruderschaft der Salzwirker im Thale zu Halle. Die Ratsapotheke, Offizin, eröffnet Simon Priester im Jahre 1493. Um 1500 waren mehrstöckige Häuser die Regel. In dieser Zeit wird Klosterbesitz erworben. Die Stadt kauft 1561 den Lintbusch von den Dominikaner und läßt 66 Scheffel Eicheln in der Dölauer Heide pflanzen, tut sie heute noch! 1563 Eröffnung einer städtischen Schule im ehemaligen Barfüßer Kloster. Eröffnung der preußisch-protestantischen Friedrichs Universität im Juli des Jahres 1694. Dafür gab es sogar ein Horoskop! Der erste Rektor Christian Thomasius (1655-1728) wurde aus Leipzig vertrieben, traf 1690 in Halle ein. Der erste Rektor Thomasius lehrte auf Deutsch, trat für Trennung von Statt und Kirche ein, trat für Abschaffung der Hexenprozess und Folter. 1695 beginnt August Hermann Francke (1663-1727) in Glaucha als Pfarrer seine Arbeit. Mit einer Spende nach seiner Predigt von 4 Talern und 16 Groschen baut er ein Waisenhaus, für 2500 Kinder und Lehrer. Es ist immernoch eine Bildungsstätte. Wieso sie nicht in die UNESCO aufgenommen wurde ist mir immernoch ein Rätsel. Es gibt 2 Kitas, 1 Hort, Kinderkreativzentrum...,
1725 Johanna Charlotte Unzer, die Zieglerin, Philosophin und Dichterin wird geboren. 1740 Dorothea Erxleben erhält die Erlaubniss des Preußenkönigs Frierdrich II an der Universität in Halle Medinzin zu studieren, es kommt leider nicht dazu. Dafür publiziert sie ein Buch für Gleichberechtigung in Bildung und Beruf. Sie promovierte feierlich nach Absprach mit König Friedrich II am 12. Juni 1754 an der Universität in Halle. 1755 erschien ihre Doctorarbeit in deutsch.

Als Napoleon Halle besetzt, ließ er alle Galgen entfernen, so war der Name Galgturm auch Geschichte. Umgangssprachlich wurde es der Leipziger Turm, bis die Stadt regierte dauerte es. 1827 war es dann amtlich. Der Leipziger Turm war amtlich umbenannt.
Mitte des 19. Jahrhundert wurde alle Tore, Pforten und die Stadtmauer abgetragen. Halle, eine Industriestadt zog Tausende an. 1840 lebten hier 28.000 Menschen. Ludwig Wucherer (1790-1861) verhalf Halle zu einem Haltepunkt auf der Strecke von Magdeburg nach Leipzig. Der erste Zug hielt 17. Juli 1840, die Einweihung des Bahnhofs erfolgte sechs Jahre später. Zahlreiche Firmen nutzten die Möglichkeit und siedelten sich an. 1855 das großes Durcheinander endet, Straßen beginnen mit der Nummer 1, nicht mehr nach Baujahr. Ein anderer alter Wehrturm, der Musikantenturm, umfunktioniert zu einem Obdachlosenquartier. 51 Familien mit 115 Kindern teilten sich mehrere Etagen.
Menschen arbeiteten im Maschinenbau, der Eisengießerei, beim Armaturen- und Dampfkesselbau, auch Leichtindustrie war hier ansässig, Parfüm, Seifeherstellung, Kakao, Sodaherstellung u.v.m. Im Jahr 1890 lebten 100.000 Menschen in Halle und zehn Jahre später erhöhte sich die Zahl nochmal um ca. 50.000. 1905 zählte die Stadt über 1500 Einzelfirmen.

*Die Hugenotten wie Pfälzer fanden in der von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1688 gegründtete reformierte Gemeinde eine neue Heimat. Der erste Gottesdienst der französischen Hugenotten (französisch-reformiert) fand am 26.10.1690 Maria Magdalenen Kapelle in der Moritzburg statt. Sie waren als Strumpfwirker, Stoff- und Tapetendrucker, Glasschleifer, Schneider und Handschuhmacher tätig

P.S. in Turm werden keinerlei Waffen aufbewahrt

  • der Runde Turm, der Galgturm und später, als Napoleon alle Galgen entfernen ließ, Leipziger Turm genannt.
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  • jetzt zugemauert, war einer der Durchgänge zur Stadtmauer in ca, 5 m Höhe
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  • Mitglieder der Zünfte der Stadt Halle Saale bemannten Stadtmauer, es war eine der Bürgerpflichten
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  • Bandalier, trug meistens Mann quergeschultert, es hingen bis zu 14 mit Pulver gefüllte hölzerne Behälter daran, für 14 Schuss
    Luntenschlossmuskete
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  • Radschlosspistolen
    15 mm und 13 mm Laufdurchmesser
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  • Radschlosspistole, um 1560
    Radschlosspistole, um 1630
    Axtpistole mit Steinschloss, um 1665
    Kugelbehälter, um 1555
    Kugelzange mit Beutel, um 1660
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  • Zum Kaiserbesuch der Stadt Halle im Jahr 1903, wurde das abgerissene Galgtor wieder abgebaut, aus Holz und Lehm.
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  • Marktkirche "Unsere lieben Frauen" und der Rote Turm
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  • wahrscheinlich eine Klosterpforte, Universitätsring
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  • nach zwei verheerenden Pestepidemien wurde das gotische Relief 1455 aufgestellt außerhalb der Stadtmauer an der Handelsstraße ins Sächsische aufgestellt
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  • Das gotische Relief zeigt die Kreuzigung Christi und das Tragen des Kreuzes. Steht seit 1972 am Universitätsring, 2012 umfangreich saniert
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  • Inschrift der Betsäule, die am Galgtor, unweit des städtischen Galgen stand und vielen Menschen als Gebta und Andacht diente
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  • 1575 - wird der Galgturm mit einer Turmuhr und welscher Turmhaube versehen
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  • Moritzburg zur Flussseite, erbaut ab 1484
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  • Mühlpforte, eine der vier Pforte die in die Stadt führte mit der "Neuen Mühle" im Hintergrund
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  • Hochwasserstände and der "Neuen Mühle"
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  • über zehn schmale Gassen führen von Markt in alle Richtungen
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  • ehemaliger Ausspannhof "Goldene Rose", der 1479 urkundlich erwähnt. Hierhin gingen 3 der Fäßchen Wein vom Galgtorzettel
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  • Galgtorzettel, 3 Fäßchen gehen zur Goldenen Rose, 2 zum Rat und eines zum Verkauf, Bestellung auf dem Pfälzischen
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  • Innung der Futterer 1. Reihe, 3. Siegel
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  • Leipziger Turm, Zigarreneck im Hintergrund, dort stand noch bis 1870 die Befestigungsmauer, die die Stadt umschloss
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2 Kommentare

3. Herzchen! :-)
LG Jost

Klasse Bericht und tolle Fotos, Danke Yvonne

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