Der Stamford'sche Garten in Haina/Kloster
Etwa 15 Kilometer von Wohratal entfernt liegt im Nachbarkreis Waldeck-Frankenberg der Ort Haina mit dem weithin bekannten Zisterzienserkloster. Kaum bekannt ist dagegen der Stamford’sche Garten, der die Klosteranlage umgibt. Seinen Namen hat die Anlage vom damaligen Obervorsteher des Landeshospitals Haina, Friedrich von Stamford (von 1786–1803), der 1789 auf eigene Kosten mit der Gestaltung eines englischen Gartens begann. Die Anlage gilt als eine der ältesten englischen Gartenarchitekturen in Deutschland.
Im Rahmen einer vom Verein „Kultur im Dorf Wohratal e.V.“ organisierten Führung machte sich am 17. Oktober 2010 eine kleine Gruppe interessierter Wohrataler bei trübem Herbstwetter auf den Weg nach Haina, um diesen Stamford’schen Garten zu erkunden. Am Tischbeinmuseum begrüßte Klaus Hamatschek zunächst den Vorsitzenden der „Freunde des Klosters Haina“, Herrn Peter Lein, der uns an diesem Tag als fachkundiger Führer den Stamford’schen Garten näher bringen sollte. Auf dem rund fünf Kilometer langen Weg befinden sich insgesamt 10 Naturdenkmäler und Bauwerke, die von der kleinen Gruppe interessiert in Augenschein genommen wurden.
Entlang der Kastanienallee, die heute noch in ihrer ursprünglichen Gestaltung erhalten ist, wanderten die Wohrataler zu dem ehemaligen Aussichtsplatz an der Grauhecke. Von dort konnte man früher bei gutem Wetter die Aussicht bis zur Amöneburg und Marburg genießen. Baumbewuchs behindert heute diese ehemals gute Aussicht. Die Hessische Eiche, auch Philipps-Eiche genannt, ist die dritte Station des Rundwegs. Diese alte Eiche mit ehemals zwei in die Höhe ragenden Hauptästen, inspirierte Friedrich von Stamford dazu, „diesen Ort dem Gedencken des in Gott ruhenden durchleuchtigsten Stifters der Samthospitalien, als Stammvater der beyden Hochfürstlichen hessischen Häuser zu weihen“. Zu diesem Zweck ließ er den bis heute erhaltenen so genannten „antiken Altar“ errichten, vor dem sich ehemals eine steinerne Urne mit einer dem Landgraf Philipp dem Großmütigen gewidmeten Inschrift befand. Die beiden erwähnten Äste der Hessischen Eiche symbolisierten die hessischen Fürstenhäuser „Hessen-Kassel“ und „Hessen-Darmstadt“. Der „Hessen-Darmstadt“ repräsentierende Ast ist inzwischen abgebrochen.
Weiter führte der Weg vorbei am Aussichtsplatz „Luisenlust“ und dem „Königsgrund“ bis hin zur Steinklippe. Dieser Aussichtspunkt hat seinen Namen vom nahen Steinbruch. Von der Aussichtsplattform hatte man einen Blick auf das Kloster und in die Umgebung. Das auf dem Plateau befindliche Fachwerkhäuschen ließ der Vorsteher des Klosters Haina, Geheimrat Freiherr Schenck zu Schweinsberg, während seiner Amtszeit 1853 errichten. Die für die Stufen, Wege- und Einfassungsgestaltung benötigten Grauwacken stammen aus dem Steinbruch an der Steinklippe. Nachdem auch die letzten Stationen, die „Direktorenbank“ und der „Kalkrück“ von den Wanderern in Augeschein genommen waren, ging man schließlich über das Gelände der Klosteranlage zurück und erreichte nach etwa 2,5 Stunden wieder das Tischbeinmuseum.
Bürgerreporter:in:Horst Becker aus Wohratal |
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