Skandal: Weihnachtscircus attackiert Tierschützer vor Kleinkindern - Polizei ermittelt wegen Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung

Foto: Animals Unied
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München/Buchholz bei Hamburg, 29. Dezember 2017 – Circus Granada gastiert derzeit als „Weihnachtscircus“ in Buchholz in der Nordheide (bei Hamburg), mit im Gepäck: etliche Tiere. Um gegen den Einsatz dieser zu demonstrieren, hatten lokale Tierschützer gemeinsam mit der bundesweiten Tierschutzorganisation ANIMALS UNITED am heutigen Freitagnachmittag zu einer friedlichen Mahnwache aufgerufen. Gleich zu Beginn der angemeldeten Aktion dann der Eklat. Mitarbeiter des Zirkus gingen auf die Demonstranten los, attackierten diese, zerrissen ihre Banner und beschimpften die Teilnehmer aufs Übelste vor zwei anwesenden Kleinkindern. Die Polizei musste mit vier Einsatzwägen und acht Beamten anrücken, um die Situation unter Kontrolle zu bringen und Anzeigen wegen Körperverletzung, Beleidigung, Diebstahl und Sachbeschädigung aufzunehmen. Die Tierschützer fordern nun behördliche Konsequenzen. Es sei nicht das erste Mal, dass der Zirkus derartig auffällig werde. Sie fordern ein Gastspielverbot sowie ein generelles Wildtierverbot für Buchholz und warnen kommende Gastspielorte.

Schilderung des Vorfalls:
Am gestrigenFreitag, den 29. Dezember 2017, fanden sich lokale Tierschützer gemeinsam mit Aktiven der bundesweiten Tierschutzorganisation ANIMALS UNITED an der Nordheidehalle vor dem Buchholzer Weihnachtscircus ein. Ihre Absicht: Eine Mahnwache abzuhalten, für einen Zirkus ohne Tiere. Denn Circus Granada hat Kamele, Pferde, Ponys aber auch Rinder, Esel und Hunde mit im Programm – Tiere, die laut der Tierschützer keinen Spaß im Zirkus haben und mit psychischer und physischer Gewalt durch Dressur zu Kunststücken gebracht würden. Eine Meinung, die tierhaltende Zirkusse nicht teilen. Dementsprechend hoch das Konfliktpotential. Die für 13.30 Uhr angesetzte und behördlich genehmigte Mahnwache fand ihr vorläufiges Ende bereits bevor sie richtig begonnen hatte. Laut der Tierschützer, die die Situation mit ihren Handys filmten, war gerade das erste Banner ausgerollt, als Mitarbeiter des Zirkus aggressiv auf die Aktiven der friedlichen Mahnwache zustürmten. Der Senior-Chef fing an zu schreien und beschimpfte die bis dato anwesenden zwei Männer und eine Frau mit zwei kleinen Kindern an der Hand aufs Übelste, die Mitarbeiter entwendeten die Banner, zerrissen diese und rammten dabei einem der Aktiven mit voller Wucht den Ellenbogen in die Wirbelsäule, worauf dieser Atemnot bekam und sich derzeit in ärztlicher Betreuung befindet. Die umgehend von den Tierschützern hinzugerufene Polizei rückte mit vier Einsatzwägen und acht Beamten an, die bis Ende vor Ort blieben. Trotz Anwesenheit der Beamten hörten die Beschimpfungen nicht auf, wurden gar im Beisein der kleinen Kinder obszöne Gesten gezeigt. Den Aussagen der Tierschützer nach stand der Betreiber des Zirkus anschließend mit einer Peitsche im Eingang, ließ diese immer wieder schnalzen und rief den Aktiven zu: “Kommt her, ich mache euch alle fertig“. Die Tierschützer erstatteten noch vor Ort Anzeige, u.a. wegen Körperverletzung, Beleidigung, Diebstahl und Sachbeschädigung. Im Beisein der Polizeibeamten wurde die Mahnwache anschließend abgehalten, die Tierschützer ließen sich nicht beirren und brachten ihre Forderung nach einem tierfreien Zirkus dennoch zum Ausdruck.

Statement - Viktor Gebhart, ANIMALS UNITED e.V.:
„Was sich heute im Beisein von kleinen Kindern vor dem Weihnachtscircus in Buchholz zugetragen hat, ist erschreckend, aber kein Einzelfall. Wüste Beschimpfungen, Provokationen und Selbstjustiz scheinen zum Standardrepertoire des Circus Granada zu gehören. Immer wieder wird der Zirkus auffällig. Da wird sich auch mal gerne mit Baseball-Schlägern, Knüppeln und Brettern bewaffnet. So z.B. 2008 in Bredstedt, wo sogar Polizeibeamte auf den Kopf geschlagen und mit Schlägen und Tritten traktiert wurden. Die beiden Zirkus-Chefs mussten damals die Nacht in einer Zelle verbringen. Der Zirkus ist dennoch kein schwarzes Schaf bzw. eines unter lauter schwarzen Schafen. Immer wieder müssen wir erleben, dass Deutschland einen rechtsfreien Raum für Tierzirkusse darstellt. Der Umgang mit Menschen spiegelt sich im Umgang mit den Tieren wider. Zirkus ist per se mit Tierleid verbunden. Wir fordern daher von der Stadt Buchholz ein generelles Wildtierverbot und warnen alle weiteren Gastspielorte vor Circus Granada. Es liegt an jedem von uns, der Tierquälerei und dem menschenverachtenden Verhalten mit einem Nichtbesuch Einhalt zu gebieten. Zirkus ja, aber ohne Tiere!“, so Viktor Gebhart von ANIMALS UNITED.

Hintergrund:
Rund 1.500 Tiere, darunter etwa 900 Wildtiere wie Elefanten, Giraffen, Löwen und Tiger, fristen ihr Dasein in deutschen Zirkussen. Sie leiden unter den ständigen Transporten in engen Zirkuswagen und dem Stress in der Manege. Viele zeigen deutliche Verhaltensstörungen oder sind krank. Durchschnittlich bei etwa jeder zweiten behördlichen Kontrolle werden Missstände bei der Tierhaltung festgestellt. Mehr als 20 EU-Länder haben sich bis dato entschieden, bestimmte Tierarten im Zirkus zu untersagen. Die Europäische Tierärztevereinigung sowie die Bundestierärztekammer und auch der Bundesrat haben sich bereits mehrfach für ein Wildtierverbot im Zirkus ausgesprochen. Ebenso die Mehrheit der Deutschen in repräsentativen Umfragen. Viele sind gar gegen jeglichen Tiereinsatz. Die Bundesregierung verharrt weiter tatenlos. Immer mehr Kommunen entscheiden sich daher eigenständig für lokale Verbote, die immer wieder von Zirkussen angefochten werden. Eine bundesweite Regelung ist unabdingbar, um dem Tierschutz endlich Rechnung zu tragen.

Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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