Teil 1 Tikki und der Drache - Ein Märchen nicht nur für Kinder

Das Drachengebirge
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Diese Geschichte handelt von einem kleinen sechsjährigen Jungen, der mit seiner Mutter im Drachengebirge lebt. Sein Name ist Tikki. Sie wohnen in einem Haus aus Stein und Holz am Rande eines tiefen Waldes. Das Drachengebirge liegt im Drachenland. Das Land heißt so, weil in dem Gebirge seit langer, langer Zeit ein grüner Drache wohnt. Er haust in einer Höhle, ganz weit oben zwischen den Felsen.

Tikkis Mutter ist Kräuterfrau. Tikki hatte als kleiner Junge ein starkes Fieber und wäre fast gestorben, aber seine Mutter hatte ihm mit den Kräutern und ihrer Liebe das Leben gerettet. Tikki kann seit seiner Krankheit nicht mehr hören. Die Mutter spricht mit ihm, indem sie mit ihren Lippen die Worte deutlich formt. Aufmerksam schaut Tikki ihr dabei zu. Mit ihren Händen macht sie Zeichen, die Tikki helfen, ihre Worte besser zu verstehen.

Die Kinder im Dorf spielen nicht mit Tikki, weil er anders ist. Sie verstehen nicht, dass Tikki auf ihre Lippen schauen muss, um mit den „Augen“ zu hören. Tikki ist deswegen traurig.

Weil Tikki traurig ist, sucht er Zuflucht in den Bergwäldern. Dort ist er nie allein. Er spricht mit den Eichhörnchen, die eifrig ihre Wintervorräte sammeln. Er spielt mit den Kindern des Dachses, die im großen Bau versteckt im Tannenwald leben. Er rennt mit den Gämsen den Berg hinauf und hüpft mit dem plätschernden Bach den Berg hinunter. Im Sommer schwimmt er im See mit den Fischen um die Wette. Im Winter rutscht er mit seinem Holzschlitten die Abhänge hinunter. Dabei beobachten ihn die Schneehühner und gackern.
Er möchte den anderen Kindern gerne seine Tierfreunde in den Bergen zeigen. Sie laufen aber davon, wenn Tikki mit ihnen sprechen will.

Wenn Tikki nicht im Wald ist, hilft er seiner Mutter oder hütet die Meckerziegen. Die Mutter braucht die Milch der Ziegen für den Käse und Joghurt, den beide abends essen. Tikki schaut der Mutter zu, wie sie aus der feinen Wolle der Brusthaare der Tiere Wolle spinnt, mit dem sie warme, weiche Pullover für sich und ihren Sohn strickt

So leben die Leute im Drachengebirge einen Tag um den anderen, bis sich plötzlich alles ändert.

Der Drache hatte lange Zeit nichts von sich hören lassen. Viele Jahre schon leben die Menschen und der Drache friedlich zusammen. In alten Zeiten waren Könige und Herrscher in das Drachengebirge gekommen. Sie hatten dem Drachen Schätze gebracht im Austausch gegen die Weisheit des Tieres. Die hatten sie bitter nötig, denn beim Regieren treten immer große Probleme auf. Damals gab es sogar unverständige Männer aus dem ganzen Drachenland, die losgezogen waren, um den Schatz des Drachen zu rauben. Aber sie waren nie wieder zurückgekehrt.
Deswegen lassen die Menschen den Drachen in Ruhe.

Tikki weiß nichts vom dem alten Tier, weil ihm seine Mutter nie etwas davon erzählt hat.

Aber dieses Jahr ist alles anders, denn Angst und Schrecken füllen das Tal wie ein dunkler Nebel. Dieser Schrecken kommt vom Drachen, der jede Nacht brüllt, immer lauter und fürchterlicher. Sein Brüllen poltert durch das Tal und das Echo hallt von den Felswänden wie ein schrecklicher Donner. Es hört sich an, als ob die Berge einstürzen würden. Die Leute können nachts nicht mehr schlafen und zittern vor Furcht.

Tikki schläft am Abend friedlich ein und wacht am Morgen ausgeruht auf, weil er das Brüllen des Drachen nicht hören kann. Aber bei den Leuten im Dorf wächst die Angst und sie erzählen schreckliche Geschichten über den Drachen. Sie verbieten ihren Kindern, in den Wald und die Berge zu gehen und sperren Kühe und Schafe in die Ställe.

Die Leute im Dorf werden krank, weil sich die Furcht der Nacht in ihre Herzen frisst. Sie werden schwach und verzagt. Weil sie Hilfe brauchen, rufen sie nach der Kräuterfrau. Tikki begleitet seine Mutter bei den Krankenbesuchen und trägt ihre Tasche. Die Kinder verstecken sich, wenn Tikki mit seiner Mutter ins Haus kommt.
Tikki frägt seine Mutter traurig: „Warum wollen die Kinder nicht mit mir spielen?“
Sie streichelt ihm übers Haar und formt mit ihren Lippen die Worte: „Du kannst nicht hören, sie aber können nicht verstehen“.

Tikkis Mutter will für die Kranken eine Medizin herstellen, aber dazu braucht sie die blaue Donnerblume. Diese wächst hoch oben zwischen den Felsen in den Bergen und ist sehr selten.
„Mutter, ich hole die blaue Donnerblume. Ich kenne alle deine Pflanzen. Bleib du bei den Kranken, ich bin bald wieder zurück!“ sagt Tikki und läuft davon.
Beim Wandern durch den Wald wird die Traurigkeit mit jedem Schritt weniger und Tikki fühlt sich leicht und beschwingt.
„Komm kleiner Hase, renne mit mir, hallo ihr lieben Meisen und Finken, fliegt doch mit“ ruft Tikki und zusammen mit den Tieren steigt er den Berg hinauf. Er sucht und sucht und klettert dabei immer höher ins Gebirge.

Die Fortsetzung folgt!

Alle Bilder von Jürgen Kostial

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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