Vom Billiglohnland zum Hightechstandort
China bemüht sich um Transformation
Anlässlich seines jüngsten Besuchs in der Volksrepublik China und in der Sonderverwaltungsregion Hongkong erklärt der energie- und wirtschaftspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Dr. Georg Nüßlein:
Natürlich haben wir in China noch eine Reihe von Problemen, die nicht nur für ausländische Investoren gelöst werden müssen. Genannt seien hier nur die Lage der Menschenrechte, der Schutz des geistigen Eigentums, mangelnde Sozialstandards oder eine nationalzentrierte Währungspolitik. Aber anstatt vor einem internationalen Handelskrieg zu warnen und China als alles verschlingende rote Krake an die Wand zu malen, sollten wir Chinas sichtbare Bemühungen bei der Transformation zu einer Marktwirtschaft eigener Prägung und zu einem von Rechtstaatlichkeit geprägten Staatswesen unterstützen, wo wir nur können. Dialog und Kooperation sollten unser Handeln bestimmen – nicht zuletzt im Interesse unseres Landes. Darin finde ich mich nach meiner China-Reise klar bestätigt.
Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas in den letzten Jahren ist enorm. Seit 2003 verzeichnete das Land des Lächelns jedes Jahr ein Wirtschaftswachstum von mindestens 10 Prozent. Selbst die weltweite Wirtschaftskrise konnte dem nicht viel anhaben: 2009 waren es immerhin noch 8,7 Prozent. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 3,5 Billionen Euro im vergangenen Jahr ist das Schwellenland nach der EU und nach den USA zur drittgrößten Handelsnation der Welt aufgestiegen.
Auch Deutschland profitiert von den daraus resultierenden dynamischen Wirtschaftsbeziehungen deutlich. So betrug das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern 2009 92 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr 2010 waren es schon 75 Milliarden Euro. Diese Dynamik müssen wir nutzen. China ist an guten wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland sehr interessiert. Dabei betrachten uns die Chinesen als wichtigen Partner und Türöffner in den europäischen Markt, wie ich in zahlreichen Gesprächen in Hongkong und Shenzen spüren konnte. Diese Erwartung sollten wir nicht enttäuschen.
Die Chinesen nutzen unser Wissen und produzieren dann Waren, die wir konsumieren. Und zwar nicht nur bei Kleidung, Schnickschnack und Krimskrams, sondern auch im HiTech-Bereich (z.B. Marktführer im Solarzellenbereich, Zahnersatz, usw.)
Während bei uns eher die privaten Kapitalisten herrschen, die notfalls auch mal schnell das Land wechseln und fallen lassen, sind die Chinesen sehr nationalistisch. Das dürfte ausschlaggebend sein - und langsam sollten wir als erste Fremdsprache an den Schulen Chinesisch einführen ;)