DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier berichtete in Günzburg aus ihrem turbulenten Leben
Sie darf Gregor Gysi offiziell „Spitzel“ nennen.
Die Schauspielerin und Regisseurin Freya Klier, Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung stellte in Günzburg vor drei Jahren anhand ihres Lebenslaufes schon einmal die verschiedenen Phasen der oft unbekannten DDR-Geschichte dar. Diesmal las sie - wieder bei einer Veranstaltung der Hanns-Seidel-Stiftung - im Rokokosaal des Heimatmuseums aus ihrem aktuellen Buch "Wir letzten Kinder Ostpreußens".
Im Kriegs- und Nachkriegsgeschehen verloren Kinder oft Eltern und Geschwister. Im nördlichen Ostpreußen blieben sie zusätzlich eingeschlossen. Stellvertretend für Tausende, werden im Buch die Schicksale von sieben Kindern beleuchtet: Einem Jungen gelang auf dramatische Weise die Flucht, ein Mädchen wurde kurz vor dem Hungertod von einer Estin nach Tallinn geschmuggelt und dort mit einer neuen Identität versehen. Die anderen fünf - darunter ein Junge, der zuvor nur knapp dem Holocaust entronnen war - blieben drei Jahre eingeschlossen in Kaliningrad. Sie gehörten zu den wenigen Überlebenden, die man 1948 schließlich in die sowjetisch besetzte Zone (SBZ) transportierte.
Das Buch erinnert auch an die Mordorgien der Nationalsozialisten in Osteuropa und an den letzten Massenmord an europäischen Juden, der sich ebenfalls mit dem Namen ´Ostpreußen´ verbindet.
Freya Klier selbst kam im Alter von drei Jahren zusammen mit ihrem Bruder nach der Verhaftung des Vaters in ein Kinderheim. „Als Kind eine entsetzliche Erfahrung“, wie sie heute sagt. Immer wieder war sie im Gefängnis. Später sollte sie eine der Mitbegründerinnen der DDR-Friedensbewegung werden. Freya Klier, 1950 in Dresden geboren, gab sich das Credo: „Du sollst dich erinnern.“ Ihr bewegtes Leben in der DDR ist akribisch erfasst, wie die 67-Jährige erzählte: „In den Stasi-Akten ist alles nachzulesen.“ 1968 machte sie ihr Abitur. Mit 18 folgte der erste Fluchtversuch, für den sie zu 16 Monaten Haft verurteilt wurde. Später folgten das Schauspielstudium in Leipzig und Dresden sowie Inszenierungen in Halle, Bautzen und Berlin. Ab 1980 arbeitete sie im Friedenskreis Pankow und in der Friedensbewegung der DDR mit.
Gemeinsame Auftritte mit ihrem damaligen Ehemann, dem Liedermacher Stephan Krawczyk, folgten. 1985 erhielt sie Berufsverbot, 1988 wurde sie aus dem Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen heraus in die Bundesrepublik ausgebürgert. Ein Jahr zuvor wäre sie beinahe einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Ihr Bruder ging im Alter von 30 Jahren in den Freitod. Als Jugendlicher war er zusammen mit Freunden verhaftet worden, weil sie Musik der Rolling Stones hören wollten. Die Texte aber hatte die Stasi beschlagnahmt. Die Selbstmordrate sei in der DDR damals gerade unter Jugendlichen extrem hoch gewesen, berichtete Klier vor den bewegten Zuhörern.
Bürgerreporter:in:Hans Joas aus Günzburg |
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