Bayerns Verkehrsminister Dr. Reichhart setzt Bayern unter Strom: Zehn Güterstrecken im Bahnland Bayern beim Bund angemeldet
Bayern folgt Streckenbenennungs-Appell des Bundesverkehrsministeriums
Im Idealfall Oberleitung für über 550 Kilometer Gleislänge
Strecken zwischen 8 und 80 Kilometer Länge
Auswahl durch Bund voraussichtlich noch in 2019
Bayern schickt zehn Bahnstrecken aus allen Landesteilen ins Rennen für das neue Sonderförderprogramm des Bundes zur Elektrifizierung von Güterverkehrsstrecken. Darunter befinden sich zweigleisige Hauptstrecken wie Augsburg – Buchloe genauso wie die, aktuell nur vom Güterverkehr, genutzte Stichstrecke Rohrbach – Wolnzach im nördlichen Oberbayern. Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart will den Bund von der Notwendigkeit dieser Strecken überzeugen. „Das Bahnnetz in Bayern muss noch mehr unter Strom gesetzt werden, um attraktivere, kostengünstigere und noch umweltfreundlichere Verkehre anbieten zu können. Als starker Wirtschaftsstandort und bedeutendes Transitland brauchen wir für den Schienengüterverkehr mehr elektrische Trassen und Ausweichrouten.“
Das Bundesverkehrsministerium will im Laufe dieses Jahres entscheiden, welche Strecken beim neuen Programm „Elektrische Güterbahnen“ zum Zuge kommen werden. Daneben konzipiert der Bund derzeit ein weiteres Sonderförderprogramm zur Elektrifizierung von Regionalstrecken, die hauptsächlich im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) genutzt werden – nach Einschätzung von Reichhart das für den Freistaat sogar noch wichtigere Förderprogramm.
Die folgenden zehn Strecken wurden von Reichharts Verkehrsministerium angemeldet:
• Mühldorf – Wasserburg – Rosenheim (Oberbayern)
• Traunstein – Garching /Traunreut (Oberbayern)
• Rohrbach – Wolnzach (Oberbayern)
• Mühldorf – Simbach (Niederbayern/Oberbayern)
• Weiden - Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz)
• Hochstadt-Marktzeuln – Oberkotzau (Oberfranken)
• Neustadt (Aisch) – Steinach – Rothenburg o.d. Tauber (Mittelfranken)
• Aschaffenburg Hbf. –Miltenberg (Unterfranken)
• Augsburg – Buchloe (Schwaben)
• Neu-Ulm – Memmingen (Schwaben)
Mit dem Nachbarland Baden-Württemberg ist zudem vereinbart, dass von dortiger Seite die Brenzbahn von Ulm nach Aalen angemeldet wird, die wenige Streckenkilometer auch im Freistaat verläuft.
Mit diesen Elektrifizierungsmaßnahmen sollen laut Minister Reichhart zum einen Lücken im Streckennetz mit überwiegendem Güterverkehrsnutzen geschlossen werden und Ausweichtrassen für stark befahrene und störungsanfällige Korridore geschaffen werden sowie zum anderen noch fehlende „letzte Meilen“ zu Güterverkehrsstandorten attraktiver erschlossen werden. Reichhart: „Mit den beiden schwäbischen Projekten wollen wir beispielsweise eine elektrische Verbindung zwischen der Hauptstrecke Stuttgart – München und der ab 2020 elektrifizierten internationalen Bahnstrecke München – Lindau schaffen.“
Das Projekt von Mühldorf nach Simbach würde einen elektrischen Lückenschluss zwischen Oberösterreich und Südostbayern schaffen, nachdem Österreich erwägt, die Strecke bis Braunau zu elektrifizieren und auf deutscher Seite sich die Elektrifizierung der Strecke München – Mühldorf – Freilassing in der Umsetzung befindet.
Dieses vom Bund vorangetriebene Förderprogramm ist Bestandteil des „Masterplans Schienengüterverkehr“, den der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im Sommer 2017 erstmals vorgestellt hatte. Geprägt ist es von den Erfahrungen des Bauunfalls im badischen Rastatt mit den dadurch verursachten monatelangen Einschränkungen für den Schienengüterverkehr. Neben den Ländern sind auch noch die DB Netz und Verkehrsverbände vom Bund aufgerufen, Streckenvorschläge zu melden. Nutznießer können nur DB-eigene Strecken sein.
Dass sich unter der nunmehr erfolgten bayerischen Anmeldung lediglich zwei prioritäre Strecken aus der Bayerischen Elektromobilitätsstrategie Schiene (BESS) befinden, erklärt Reichhart dadurch, dass der Freistaat bei seiner Priorisierung die Effekte für den Schienenpersonennahverkehr im Fokus hat. Für die dort verankerten Strecken fordert er von diesem Programm nun Ergebnisse. Hierbei gäbe es aber mit dem Bund noch erheblichen Gesprächsbedarf, sagte Reichhart: „Dieses Thema wird ein Punkt auf der nächsten Verkehrsministerkonferenz Anfang April in Saarbrücken sein.“