„2013 war ein Jahr der Weichenstellungen“ - Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig blickt auf das Jahr zurück

Ob 2013 für die Stadt Günzburg ein gutes Jahr war, verrät OB Gerhard Jauernig im Interview (Foto: Stadt Günzburg)
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Herr Jauernig, das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Was hat Sie 2013 besonders bewegt?

Gerhard Jauernig: Wie immer gab es Höhen und Tiefen, Freude und Trauer. Am meisten berührt hat mich der tödliche Unfall in der Ulmer Straße, bei dem zwei junge Menschen ums Leben kamen. Auch die Bilder vom Sommer-Hochwasser und von der jüngsten Naturkatastrophe auf den Philippinen sind mir sehr präsent. Es macht mich traurig, welchem Leid und Elend die Menschen vor Ort ausgesetzt sind und es macht eins deutlich: Nicht wir haben die Natur im Griff, sondern die Natur uns.

Und was freute Sie?

Gerhard Jauernig: Natürlich gibt es auch viel Positives zu berichten. 2013 war für mich ein Jahr der Weichenstellungen.

Im Bereich der Familienförderung haben wir die Kleinkinderbetreuung ausgebaut und erfüllen damit – gemessen an den aktuellen Bedarfsrechnungen – den seit 1. August 2013 in Kraft getretenen Rechtsanspruch der Eltern auf einen Krippenplatz.

Im Bereich der Energieversorgung haben wir einen großen Schritt hin zur Energieautarkie unternommen. Seit 1. Januar ist unser neu gegründetes Kommunalunternehmen Stadtwerke mit jeweils 51 Prozent an einer Gasgesellschaft gemeinsam mit der Erdgas Schwaben sowie einer Stromgesellschaft mit der LEW beteiligt.

Im Bereich der Stadtentwicklung ist es uns gelungen, ein seit vielen Jahren brachliegendes innerstädtisches Grundstück, das sogenannte „Lutz-Areal“, einer neuen Nutzung zuzuführen. In den kommenden Jahren werden auf dem Gelände rund 18 Millionen Euro investiert, Wohneinheiten und Geschäftsräume werden entstehen.

Wie kam es zu dieser Entwicklung auf der Industriebrache Lutz-Areal?

Gerhard Jauernig: Die Stadt Günzburg hat im Rahmen ihrer Vorratspolitik über Jahre hinweg einzelne Flächen aufgekauft, um sie später zu einer großen Fläche verschmelzen zu können. Gemeinsam mit den Teilflächen von zwei weiteren Eigentümern konnte die Stadt einem engagierten und fähigen Investor das gesamte Areal als Entwicklungsfläche anbieten. Zusammen mit unserem Team im Rathaus wurden Pläne entwickelt und der Stadtrat sorgte in Rekordzeit für Baurecht.

Das Lutz-Areal gilt als städtebaulich bedeutsam. Warum ist das so?

Gerhard Jauernig: Mit diesem Schlüsselgrundstück wird eine seit Jahren klaffende Lücke geschlossen, Unter- und Oberstadt besser miteinander verzahnt. Die Wiederbebauung ist eine wichtige Stadtreparatur und für die Stärkung und Belebung der gesamten Altstadt von großer Bedeutung. Sie bringt neue und vermehrte Wohnnutzung ins Stadtzentrum, sie wird auf die angrenzenden Quartiere ausstrahlen und kurz- bis mittelfristig auch dort für eine Aufwertung sorgen.

Wenn man derzeit durch Günzburg fährt, sieht man überall Baukräne…

Gerhard Jauernig: Das stimmt. Wir haben im öffentlichen und privaten Bereich einen echten Bauboom. Viele junge Familien bauen auf Günzburg! Unsere städtischen Baugrundstücke kommen gut an – die Familienförderung der Stadt, durch die junge Familien mit bis zu 11.000 Euro unterstützt werden, zeigt Wirkung!

Und im öffentlichen Bereich?

Gerhard Jauernig: Die Liste der öffentlichen Engagements ist riesig. Allein auf dem Gelände des Bezirks- und Kreiskrankenhauses wurden zweistellige Millionenbeträge verbaut und damit der Gesundheitsstandort Günzburg gestärkt.

Mit dem Neubau des Amtsgerichts an der Ichenhauser Straße sichern wir unseren Behördenstandort nachhaltig.

Und mit dem Neubau unserer Dreifachsporthalle, der zu einem Drittel vom Landkreis mitfinanziert wird, schaffen wir neue Möglichkeiten für den Schulsport und unterstützen unsere Sportvereine.

Bis wann rechnen Sie mit der Fertigstellung der Sporthalle und wie viel Geld wurde investiert?

Gerhard Jauernig: Ab dem Frühsommer wird die Halle für alle Sportbegeisterten eine neue Anlaufstelle werden. Inklusive Freianlagen, Außensportflächen und Abbruch der alten Turnhalle belaufen sich die Kosten auf rund 5 Millionen Euro. Wichtig für mich ist, dass die Turnhalle wie schon unsere Grundschule Südost und unser Kinderhaus auf der Hagenweide in Passivhausbauweise erfolgt.

Stichwort Kinderbetreuung: Was konkret hat die Stadt unternommen?

Gerhard Jauernig: Wir haben zahlreiche Betreuungseinrichtungen baulich erweitert. Im Stadtteil Reisensburg bietet der Kindergarten St. Elisabeth in der neuen Kinderkrippe 15 Plätze an, die Stadt beteiligt sich mit knapp 520.000 Euro daran. „Kids and Company“ ging in Betrieb, acht Plätze stehen für Günzburger Kleinkinder zur Verfügung. Der Umbau und die Sanierung des evangelischen Kindergartens an der
Feuchtmayerstraße haben wir mit rund 819.000 Euro mitfinanziert. Dort können wir nach Fertigstellung zwölf Krippenplätze anbieten. Und auch in der Auwald-Kindertagesstätte gibt es nach einem umfangreichen Um- und Erweiterungsbau 54 Plätze.

Was wurde insgesamt in den letzten Jahren für Bauten zur Kinderbetreuung ausgegeben?

Gerhard Jauernig: In den zurückliegenden sechs Jahren hat die Stadt für die Investitionen in die Kinderbetreuung rund fünf Millionen Euro ausgegeben.

Viel Geld!

Gerhard Jauernig: Ja, aber jeder Euro ist eine Investition in die Zukunft unserer Stadt.

Der demographische Wandel ist in aller Munde. Ist er auch in Günzburg spürbar?

Gerhard Jauernig: Ja. In einer Prognose des statistischen Landesamtes wurde ausgeführt, dass in den nächsten 15 Jahren rund 25 Prozent mehr Menschen über 65 Jahre in Günzburg leben werden als heute. Auf diese Entwicklung werden wir reagieren.

Was haben Sie vor?

Gerhard Jauernig: Die Menschen werden insgesamt immer älter. Darüber freuen wir uns. Entscheidend ist aber nicht nur wie alt man wird, sondern wie man alt wird. Und dabei kommt der öffentlichen Hand eine wichtige Bedeutung zu. Gemeinsam mit dem Seniorenbeirat, der dieses Jahr in die zweite Wahlperiode starten konnte, sowie mit einzelnen sozialen Trägern und dem Landkreis haben wir bei einem Zusammentreffen erste Eckpfeiler für ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept erarbeitet. Dieses wollen wir weiterentwickeln und umsetzen.

Was soll damit bewirkt werden?

Gerhard Jauernig: Es geht um ganz praktische Fragestellungen: Wo müssen Bordsteine abgesenkt werden? Wie können wir weiterhin flächendeckende Mobilität garantieren? Auch in Zukunft brauchen wir eine wohnortnahe medizinische Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten in der Nachbarschaft, einen öffentlichen Seniorentreff und wir müssen die Altenpflege weiterentwickeln.

Heißt das, die Stadt will eine neue Pflegeeinrichtung bauen?

Gerhard Jauernig: Wichtig ist, das vorhandene Angebot auszubauen! Durch die Weiterentwicklung unseres Seniorenheims, der Heilig-Geist-Spitalstiftung, durch Um- und Ausbau, aber auch unter Einbeziehung bereits vorhandener sozialer Träger und Angebote werden wir uns gut aufstellen. Die menschenwürdige Umgestaltung von Zweibettzimmern zu Einbettzimmern und die damit einhergehende Wahrung der Intimsphäre hat für mich dabei oberste Priorität.

Sie besuchen während eines Jahres zahlreiche Vereine und nehmen an vielen Festen teil. Was war für Sie das Highlight?

Gerhard Jauernig: Die Liste meiner persönlichen Höhepunkte wäre nicht abzudrucken – sie ist zu lang.

In jedem unserer sieben Stadtteile gab es wunderschöne Feste und schöne Begegnungen. Wir hatten tolle Stimmung beim Guntiafest, der Kultursommer lockte zehntausende von Menschen an und unser traditionsreiches Volksfest war auch bei seiner 63. Auflage ein Renner. Auch die Eröffnung des zweiten Günzburger Skulpturenparks war für mich ein besonderes Highlight.

Welche Bedeutung haben für Sie die Vereine?

Gerhard Jauernig: Ihre Bedeutung ist riesengroß!! Das Vereinsleben in Günzburg ist das Rückgrat unserer Stadtgesellschaft. Hunderte von Ehrenamtlichen im sozialen, kulturellen, sportlichen und karitativen Bereich leisten das ganze Jahr über Unglaubliches. Dafür ein herzliches Dankeschön auch an dieser Stelle!

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie 2014?

Gerhard Jauernig: Günzburg ist eine wunderbare, tolle Stadt. Damit das auch 2014 so bleibt, müssen wir an einem Strang ziehen. Ich möchte mich auch im kommenden Jahr mit viel Schwung und Kraft gemeinsam mit dem Stadtrat und allen, die sich einbringen wollen, für ein lebens- und liebenswertes Günzburg stark machen.

Im März 2014 stehen Kommunalwahlen an. Sie gelten nicht als Parteisoldat…

Gerhard Jauernig: Das empfinde ich als Kompliment. Kommunalpolitik sollte nicht durch eine Parteibrille betrachtet werden. Erfolgreiche Kommunalpolitik orientiert sich an der Sache. Dabei sind gute Ideen gefragt – egal, woher sie kommen. Die Qualität der Idee und nicht ihre Herkunft sollte im Mittelpunkt stehen.

Wie lautet Ihr Weihnachtswunsch?

Gerhard Jauernig: Ein paar ruhige Stunden, Zeit mit der Familie und für unsere Kleinsten rechtzeitig Schnee zwischen den Jahren.

Herzlichen Dank für das Interview, Herr Jauernig!

Das Interview führte Sabrina Schmidt (Stadt Günzburg).

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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