Eröffnung der Ausstellung "Farben - Formen - Figuren" in Birkenried, Kulturgewächshaus mit Kommentar von Erich Pawlu
Der 85-jährige Giengener Künstler Helmut Braig eröffnete am Samstag den 13. September die Ausstellung "Farben - Formen - Figuren", eine Gemeinschaftsausstellung des Künstlers Franz-Josef Öfele und der Künstlerin Kornelia Kopriva. Konzeption und Gestaltung durch János Balog.
Die Ausstellung Braigs mit rund 100 Exponaten, April bis Ende August 2008, hat unzählige Besucher fasziniert. Für die neue Ausstellung sollte man sich viel Zeit mitbringen, denn die Skulpturen Öfeles sind im gesamten Gelände zu finden.
Knapp 70 Vernissagen-Gäste genossen den Auftakt zur Ausstellung.
Wir danken Erich Pawlu, dass wir seinen Text übernehmen durften, den er für die Donau-Zeitung geschrieben hat:
Birkenried In den Galerien des Kulturgewächshauses Birkenried sind gegenwärtig wieder einmal Entdeckungen zu machen. In einer gemeinsamen Ausstellung stellen Kornelia Kopriva, Wittislingen, und Franz-Josef Öfele, Sontheim im Stubental, rund 140 Arbeiten aus.
Diese Werkschau ist nicht nur sehenswert, sondern auch Beleg für die Spannweite des modernen Kunstbegriffs. Während Kornelia Kopriva mit ihren Acryl-Arbeiten auf Leinwand und Papier emotionale Gestimmtheiten in abstrakte Kompositionen umsetzt, steht im Mittelpunkt des Werks von Franz-Josef Öfele die groß dimensionierte Skulptur, die menschlichen Körperformen mit Hilfe von Stahlrohr, Styrodur, Glasfasergewebe und Bronzeguss zu sinnbildlicher Ästhetik verhilft.
Braig: Kunst kommt von Können
Dass dennoch auch der modernen Kunst Grenzen gesetzt sind, begründete Helmut Braig mit seiner Einführung bei der Ausstellungseröffnung. Braig, Jahrgang 1923, hatte in Birkenried von April bis August 2008 eigene Bilder und Skulpturen präsentiert und dabei verdeutlicht, dass für ihn der Begriff „Kunst“ immer noch von „Können“ abgeleitet ist. Joseph Beuys habe mit seinem rigorosen Ausspruch „Jeder ist ein Künstler“ einen entscheidenden Beitrag zur Verwässerung des Kunstbegriffs geliefert. In der Weltgesellschaft gelte das allgemeine Interesse nicht der Kunst, sondern den Kampfspielen. Allenfalls 40 Maler und Bildhauer könnten in Deutschland von ihrer künstlerischen Arbeit leben.
Der Name Kornelia Kopriva wirke schon für sich „wie ein leidenschaftlicher Pinselstrich“, meinte Braig. Die verhaltenen Farbkompositionen ihrer Bilder lebten von Kontrasten, die „aufblitzen wie ein Wellenkamm“. Koprivas Arbeiten müsse man nicht erklären, sie nähmen den Betrachter gefangen. Franz-Josef Öfele sei eher ein „Bildstreichler“, der mit physischer und psychischer Kraft Objekte schaffe, die zum Kontakt und oft auch zum Spiel herausforderten. Helmut Braig dankte Bernhard Eber, dem Betreiber des Kulturgewächshauses Birkenried, sowie den Helfern János Balog, Heinrich Reiners und Fritz Kopp für die Organisation einer großartigen Ausstellung an einem „märchenhaften Ort“.
Zahlreiche Besucher der Vernissage nutzten die Gelegenheit, sich einen persönlichen Eindruck von den Exponaten in den Galerien und im Freigelände zu verschaffen. Franz-Josef Öfele lässt sich nicht auf eine Linie festlegen. Formwille und Ironie, Zeitkritik und Spaß am skurrilen Spiel, die Faszination der ästhetischen Kontur und figurative Symbolik bestimmen seine Werke. Öfele wurde 1953 in Blindheim geboren, besuchte das Johann-Michael-Sailer-Gymnasium und arbeitete als Heilpädagoge an der Gehörlosenschule Ursberg. Der Erfolg seiner Absicht, „Kunst zum Anfassen“ zu schaffen, erwies sich bei der Vernissage, als die zahlreichen Besucher eifrig damit beschäftigt waren, die Klang erzeugende Funktion einzelner Skulpturen zu testen.
Umsetzung spontaner Impulse
Kornelia Kopriva stammt aus Oberwesel im Rheinland, wuchs im Siegerland auf und lebte 25 Jahre in München, wo sie auch heiratete. Vor fünf Jahren hat sich die Familie in Wittislingen niedergelassen. Die nichtgegenständlichen Motive ihrer Acrylbilder verstehen sich als Umsetzungen spontaner Impulse. Den Expressionisten Kandinsky und Jawlensky verdankt sie wichtige Anregungen, aber einer bestimmten Schule will sich Kornelia Kopriva nicht zuordnen lassen. Ihre zumeist nicht betitelten Gemälde sollen so vieldeutig sein, dass sie jeden Betrachter zu seiner eigenen Interpretation anregen.