Endlich: Das 200. Leipheimer Kinderfest Erstmals wird 4 Tage gefeiert – mit einer eigenen Kinderfest-Polka und vielen Elementen aus 200 Jahren Kinderfest -Staatssekretär Pschierer hält die Festrede
Am 7. Juli ist es endlich soweit. Das 200. Leipheimer Kinderfest beginnt und hält in diesem Jahr für ganze 4 Tage die Stadt in Atem. Abwechslungsreich und traditionsbewusst ist auch in diesem Jahr das Programm.
Seit 200 Jahren gehört das Kinderfest zu Leipheim. Man ist fast versucht zu behaupten, dass es hier nur zwei Jahreszeiten gibt: Eine vor und eine nach dem Kinderfest. Schule, Kirchen und Stadt, sowie viele Ehrenamtliche bereiten seit Monaten ein vielfältiges Programm für alle Leipheimer und für die vielen Gäste aus der Umgebung vor. Ohne den wahren Sinn und die Geschichte des Festes außer Acht zu lassen. Denn stark verändern will man das Fest nicht. Schon im Kinderfestpruch von 1949 heißt es „Da braucht man nicht viel äußeren Tand und großes Gepränge, aber dankbare Herzen, die sich freuen können an diesem Tag.“
So wird der Fokus auch in diesem Jahr auf die Kinder gelegt. Bereits der Dankgottesdienst am Freitag um 16 Uhr steht ganz in ihrem Zeichen. Die Kinderchöre der Chorgemeinschaft und der Evangelischen Kirche in Leipheim haben sich zusammengetan, um gemeinsam den Gottesdienst zu gestalten. Dieser steht unter dem Motto „Wir sitzen alle in einem Boot“. Auch die Juka der Stadtkapelle wird auf dem Festplatz aufspielen. Danach folgt der Bieranstich, in diesem Jahr durch das Hotel zur Post und die Brauerei Goldochsen. Abends spielt die Münchner Band Funkronized, die sonst auch im Ammer-Festzelt auf dem Münchner Oktoberfest spielt.
Am Samstag erhält das Besuch erhält das Kinderfest am Samstag aus der Partnerstadt Fonyod, die mit einer großen Gruppe von Tänzern und Musikanten anreisen wird. Sie gestalten zwischen 11.30 und 14 Uhr einen „Ungarischen Frühschoppen“, bei dem getanzt und musiziert, aber auch getrunken wird. Mit im Gepäck haben die Ungarn Rot- und Weißwein, der am Platz ausgeschenkt wird. Der Erlös fließt in den Bau eines Kindergartens in Fonyod - und so stehen auch hier die Kinder wieder im Mittelpunkt. Abends freuen sich die Leipheimer auf die Band Rockspitz, die ab 20 Uhr auf dem Festplatz für Stimmung sorgen wird.
Im April des Jahres 1815 brach der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbava (östlich von Java) aus. Neben zehntausenden Todesopfern vor Ort hatte der Vulkanausbruch aber noch viel mehr Opfer auf der ganzen Welt zur Folge: Das vom Vulkan ausgeworfene Material bewirkte globale Klimaveränderungen vor allem in Nordamerika und Europa. Es kam 1816 zum „Jahr ohne Sommer“: Missernten, die gestiegene Sterblichkeit unter Nutztieren, erhöhte Getreidepreise und schließlich auch noch Überschwemmungen bis ins Jahr 1817 hinein verursachten die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhunderts. 1817 etablierte sich ein neuer Brauch in den betroffenen Gebieten. Denn statt wie sonst die letzte Ernte mit einem „Erntedankfest“ zu feiern, wurde 1817 der erste Erntewagen bejubelt. Auch in Leipheim liefen die Kinder den Erntewägen entgegen – das Kinderfest war geboren.
Wie der Vulkanausbruch, der sich am anderen Ende der Welt abspielte, das Leben in Leipheim beeinflusste, zeigen die Kinder bei den Festspielen am Sonntag und Montag. Dann wird die Geschichte des Kinderfestes auf dem Sportplatz tänzerisch dargestellt.
Vieles im Programm des heutigen Kinderfests war schon vor 200 Jahren im Ablauf fest verankert - ein Punkt wird dieses Jahr erstmals seit 45 Jahren wieder aufgeführt. Die Freiübungen werden am Sonntag bei den Festspielen von 130 Bürgern und Schülern vorgeführt, live begleitet von der Stadtkapelle Leipheim. Auch im Kinderzeltle wird mit historischen Kinderspielen an vergangene Zeiten erinnert: Eierlauf, Sackhüpfen oder Tauziehen gehörten noch vor 60 Jahren zum Pflichtprogramm auf dem Kinderfestplatz und dürfen nun zurückkehren. Seit einigen Jahren ist das Kinderfest stolzes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Historische Kinder- und Heimatfeste Süddeutschlands – ein anderes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft wird am Sonntag zu Gast sein: Die Kinderzeche Dinkelsbühl. Die Kinderzeche ist ein altes Schulfest, das erstmals 1629 urkundlich erwähnt wurde. Im Jahr 1897 wurde es dann durch ein Festspiel, das die sagenhafte Errettung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg zum Inhalt hat, ergänzt. Der Zunftreigen bildet die Jugendgruppe des Heimatfestes und symbolisiert die Meisterssöhne und -töchter der Leineweber- und Sichelschmiedezunft. Die Dinkelsbühler Abordnung wird beim Umzug mit dabei sein und danach um ca. 14.30 Uhr auf dem Festplatz ihren Zunftreigen zeigen. Beim Umzug stehen die Kinder aus Leipheim im Mittelpunkt, begleitet werden Sie auf ihrem Weg von der Schule durch die Stadt zum Festplatz von den Ehrengästen, vielen Vereinen aus Leipheim sowie einem Brauereiwagen von Goldochsen. Als besonderen Gast begrüßt die Stadt in diesem Jahr Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, der auch die Festrede auf dem Festplatz halten wird. Nach dem traditionellen Abendumzug um 19 Uhr den Stadtberg hinauf zum Schlosshof spielt auf der Bühne der Musikverein Langenau und beschließt den traditionellsten aller Kinderfest-Tage.
Am Montag folgt der Abschluss des diesjährigen Kinderfestes. Früher in ganz Leipheim ein arbeitsfreier Tag, kommen gerade die einheimischen Gäste immer noch gerne bereits um die Mittagszeit zum Platz. Während die Kinder ihren Umzug und die Festspiele für jene wiederholen, denen am Sonntag zu viel Trubel ist, können die anderen Besucher die Atmosphäre in Schwabens größtem Biergarten auf Zeit genießen. Abends ist die Stadtkapelle Niederstotzingen zu Gast, bevor das 200. Kinderfest dann seine Pforten für dieses Jahr schließt.
Abendserenade vor dem Fest, am 6. Juli 2017 um 19 Uhr im Schlosshof
Für Kinderfest-Anhänger beginnt seit einigen Jahren das Kinderfest nicht mit dem Anstich, sondern mit der Abendserenade im Schlosshof am Abend vor dem Kinderfest. Auch in diesem Jahr haben sich die Stadtkapelle, die Chor-gemeinschaft mit all ihren Abteilungen und der Posaunenchor zusammengetan, um am 6. Juli ab 19 Uhr alle auf das Jubiläumsfest einzustimmen.
Neben den Kinderfest-Klassikern wird in diesem Jahr ein vollkommen neues Musikstück vorgestellt: Die Kinderfest-Polka. Die Stadtkapelle, mit finanzieller Unterstützung durch die Sparkasse Günzburg-Krumbach, Geschäfts-stelle Leipheim, hat den Österreicher Helmut Zsaitsitis damit beauftragt, speziell für das Jubiläum ein neues Musikstück zu komponieren. In dem fröhlich und heiter klingenden Stück werden auf-merksame Zuhörer aber auch altbekanntes wiederfinden: Ein Motiv aus dem Schnitterreigen-Lied „Tragt heim nun die Sichel“.
Ebenfalls auf der Abendserenade präsentiert wird die Festschrift zum 200-Jahr-Jubiläum des Kinderfests. FestOrganisatorin Nicole Schneider hat nach der im Heimat- und Bauernkriegsmuseum Blaue Ente zu sehenden Ausstellung nun auch eine Zusammenstellung von Texten, Fotos und großen und kleinen Geschichten rund ums Kinderfest erstellt. Am 6. Juli können die Leipheimerinnen und Leipheimer im Anschluss an die Abendserenade das kleine Büchlein erwerben und die Kinderfest-Geschichte in Ruhe zuhause nachlesen. Auch am Festplatz wird es die Festschrift zu erwerben geben, neben eigenen Kinderfest-Schlüsselanhängern, Geldbörsen und Sitzkissen, damit der Tag auf der Bierbank etwas gemütlicher wird.
Bürgerreporter:in:Thomas Rank aus Günzburg |
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