Django Asül:"Wer mir die 100 Minuten zuhört, spart sich ein Jahr lang TV schauen und Zeitung lesen"- Ein Interview zu zwei Gastspielen von Django Asül im Parktheater im Kurhaus in Göggingen
Django Asül gehört zu den Dauergästen in den Kabarettsendungen. Im Dezember und Januar ist der Kabarettist mit seinem Jahresrückblick " Rückspiegel" auf Tournee. Im Rahmen dieser Tour kommt er am 6. Januar ins Parktheater ins Kurhaus nach Göggingen. Der gebürtige Deggendorfer gibt um 14.00 Uhr und 19.30 Uhr jeweils eine Vorstellung. Über das Programm und auch über das Parktheater und was den Künstler daran fasziniert habe ich mit Django Asül ein Interview geführt.
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Thomas Rank: Wie sehen sie als Politischer Kabarettist zur Zeit die Politik?
Django Asül:Eigentlich sehe ich die Politik nicht anders als sonst auch: Einige haben keinen Plan, einige haben keine Lust, einige haben falschen Ehrgeiz. Tendenziell sind solche Politiker immer in der Mehrzahl, so dass die Aufrichtigen mit ihren Anliegen gar nicht mehr durchdringen.
Und daraus ergibt sich für mich in der Regel immer eine sehr schöne, bunte Mischung aus irrwitzigen Vorhaben, ziemlich skrupellosen Vorgehen, operativer Hektik und das Stehlen aus der Verantwortung. Das Fatale ist ja, dass eigentlich ganze Länder an einem Strang ziehen müssten. Wenn aber wie auch in Deutschland nicht mal eine einzelne Partei an einem Strang mehr zieht, ist für uns Satiriker bestenfalls das Chaos und schlimmstenfalls der Stillstand in lustige Texte umzusetzen.
Thomas Rank: Am Anfang eines jeden Jahres sind sie mit dem Programm „ Rückspiegel“ unterwegs. Wie lange arbeiten sie an dem Programm?
Django Asül:Den Jahresrückblick spiele ich im Dezember und Januar. Und das Stoffsammeln beginnt tatsächlich am 1. Januar. Also jeden Tag Presse durchackern und Skurriles und Interessantes gleich kopieren und abspeichern. Im Herbst beginne ich dann damit, den Stoff erst mal zu sortieren. Und ab Mitte November beginnt das Ausarbeiten. Aber da kommt mir schon zugute, dass ich über das ganze Jahr hinweg auch aktuellen Stoff ausarbeite für Kolumnen oder TV-Sendungen. Wenn ich im Oktober erst überlegen würde, was im Februar los war, wäre das ganze Unternehmen wohl zum Scheitern verurteilt. Da wäre dann für den Zuschauer wahrscheinlich eine Jahresvorschau interessanter.
Thomas Rank: Welche Voraussetzung muss ein Politiker haben um bei Ihnen im Programm zu landen?
Django Asül:Die Chancen steigen rapide, wenn sich ein Politiker oder eine Politikerin mit abstrusen Worten und/oder Taten hervortut. In meinem normalen Bühnenprogramm geht es eigentlich nie um Tagespolitik. Aber dafür sammelt sich für den Rückblick schon immer ein gewaltiger Berg von höchst spektakulären Ereignissen an. Und da ist es auch egal, welcher Partei die Person angehört. Unterm Strich gibt es eigentlich keine Partei, aus der heraus sich nicht etliche Leute mit oder ohne Absicht enorm bemühen um eine Erwähnung im Jahresrückblick. Aber neben der Politik gibt es auch genug Leute aus Wirtschaft, Gesellschaft und Sport, die mir enorm hochwertiges Material liefern.
Thomas Rank: Nehmen sie auch noch Meldungen mit ins Programm die sie kurz vor einer Show erfahren?
Django Asül:Wenn es was Kurioses ist, kann das durchaus passieren.
Jahresrückblick heißt natürlich für mich auch: Bis zum 31. Dezember immer auf der Pirsch sein. Ab 1. Januar ist es dann entspannter: Das kann für den 2018er Rückblick keine Rolle mehr spielen. Es kann beispielsweise sehr gut sein, dass selbst die Neujahransprache in meiner Vorstellung am 31.Dezember um 21 Uhr schon verarbeitet wird.
Manchmal gönne ich mir sogar den Spaß und stelle irgendwelche Mutmaßungen an und bitte dann die zuständigen Politiker, meine Ausführungen in die Realität zu setzen. Das ist dann sozusagen mein Jahresabschlussgeschenk an meine Zuschauer.
Thomas Rank: Wie ist ihre Meinung über die AFD?
Django Asül:Ich verfolge alle Parteien inklusive AfD aus satirischer Perspektive. Und da muss ich sagen: Im direkten Vergleich zum Söderschen Pathos oder zu der Neigung von Freie Wähler-Chef Aiwanger zu höchst seltsamer Bildersprache ist bei der AfD-Spitze durchaus noch Luft nach oben. Aber das Jahr ist ja noch nicht zu Ende.
Thomas Rank: Was ganz anderes. Sie kommen ins Parktheater nach Göggingen. Das ist nicht ihr erster Auftritt dort. Wie gefällt Ihnen dieses wunderschöne Theater?
Django Asül:Mit wunderschön ist das Parktheater fast noch zu durchschnittlich bezeichnet. Dieses Haus wie auch das ganze Drumherum ist wirklich etwas Besonderes. Man hat eher das Gefühl, irgendwo fernab draußen in einem mondänen Kurort zu sein mit dazugehörigem Theater. Da kann Augsburg mitsamt Umgebung wirklich froh sein, so ein Theater zu haben.
Wobei streng genommen Göggingen ohnehin so eine Art Naherholungsgebiet für Augsburg ist. Ich jedenfalls mache bewusst eine Doppelvorstellung dort, um den Wellnessaspekt voll auszukosten.
Thomas Rank: Was wird man in ihren zwei Shows an Heilige Drei Könige erleben?
Django Asül:Es gibt natürlich die ganz großen Themen wie die beginnende Merkel-Dämmerung oder auch 100 Jahre Freistaat Bayern mit Söder als neuem Ministerpräsidenten. Aber auch der deutsche Fußball mit seinem spektakulären Scheitern bei der WM mit all den Nebensächlichkeiten wie der Fall Özil wird gewürdigt. Nicht fehlen darf selbstverständlich auch nicht die bombastische Pressekonferenz vom FC Bayern im Herbst.
Und auch sonst fielen einige Feiern an, die viel Stoff abgeworfen haben: Zum Beispiel 50 Jahre 68er Revolution wie auch 100 Jahre Frauenwahlrecht. Und jede Menge aus der Abteilung Schräges in Form von Gerichtsurteilen, TV-Shows und Geschehnissen aus der ganzen Welt. So oft wie ich selber lachen musste beim Stoffsammeln, war mir klar: Der 2018er Rückblick wird auch für den Zuschauer eine Riesengaudi.
Thomas Rank: Warum lohnt es sich ihr Programm zu sehen?
Django Asül:Ganz einfach: Wer mir die 100 Minuten zuhört, spart sich ein Jahr lang TV schauen und Zeitung lesen, weil ich die Essenz des Jahres präsentiere. Es ist im Prinzip unfassbar, wie viel Lebenszeit ich den Zuschauern schenke, indem ich für sie die ganze Arbeit abnehme. Aber ganz ehrlich: Ich mache das zu gern! Von daher ist Mitleid nicht angebracht – aber Präsenz im Parktheater umso mehr.