Dieter Nuhr:"Bei mir gibt es mehr zu Lachen als wenn der der Papst auftritt"- Ein Interview mit dem Kabarettisten

Dieter Nuhr im Interview mit Myheimat. Am 17. März ist Dieter Nuhr in Augsburg | Foto: Agentur
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  • Dieter Nuhr im Interview mit Myheimat. Am 17. März ist Dieter Nuhr in Augsburg
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Dieter Nuhr ist zur Zeit mit einer der gefragtesten Kabarettisten in Deutschland. Am 17. März ist Dieter Nuhr im Augsburger Kongress im Park Live zu sehen. Im Vorfeld auf den Auftritt habe ich mit dem Künstler der auch sehr gerne fotografiert ein Interview geführt.Dieter Nuhr hat uns zwei seiner Bilder zur Verfügung gestellt.
Vielen Dank dafür.

Thomas Rank:Sie haben an der Universität Gesamthochschule Essen Kunstpädagogik und Geschichte auf Lehramt studiert, sowie das erste Staatsexamen abgeschlossen. Wollten sie nicht beruflich hier weitermachen?

Dieter Nuhr:Ich trete indessen lieber vor Freiwilligen auf. Das Prinzip „Aufführung morgens – dafür freier Eintritt“ trägt nicht zur Motivation des Publikums bei...

Thomas Rank: Sie fotografieren leidenschaftlich gerne. Was sind das für Motive, die sie immer wieder in Galerien und Museen ausstellen?

Dieter Nuhr:Ich reise gerne, weil das den Schädel öffnet. Mich interessiert die ganze Welt, deshalb versuche ich, möglichst viele verschiedene Orte kennenzulernen, Landschaften, Städte, ich möchte sehen wie die Menschen leben und wo. Das bilde ich dann ab. Berge, Wände, Fenster, Gegenstände und ab und zu auch mal die Leute selbst.

Thomas Rank:1987 hatten sie ihre ersten Auftritte als Kabarettist. Wie haben sie diese damals empfunden?

Dieter Nuhr:Skurril. Ich konnte ja nicht ahnen, dass das wirklich Menschen interessieren könnte, wenn ich selbst geschriebene Texte vortrage. Komischerweise ist es so. Wunderbar.

Thomas Rank: Wie haben sie Ihre Liebe zum Kabarett entdeckt?

Dieter Nuhr:Wir hatten einen Lateinlehrer, Michael Uhden, der früher am Kommödchen gespielt hat. Der hat uns dort eingeführt. Ohne ihn wäre ich sicher nicht da, wo ich bin.

Thomas Rank: Ich hatte vor vielen Jahren im Wühlmäuse Theater in Berlin ein Gastspiel von Ihnen gesehen. Sie befassten sich damals mit einem Footy und nahmen da das Handy aufs Korn. Haben sie dies noch so oder ähnlich in Ihrem Programm?

Dieter Nuhr:Ich habe nicht mal mehr den Ansatz einer Erinnerung an das, was ich da erzählt habe. Sprache ist ja auch flüchtig, übrigens auch ein guter Grund, um ab und zu mal Bilder zu machen. Die bleiben, bis sie vergilben.

Thomas Rank: Was halten sie von der Kleinkunstszene allgemein?

Dieter Nuhr:Wahrscheinlich stehe ich auf der Bühne, weil ich zu einem Dasein im Publikum nicht tauge. Ich bin kein guter Zuschauer. Natürlich gibt es Kollegen, die ich sehr schätze, aber vieles geht auch einfach an mir vorbei.

Thomas Rank:Seit Januar 2011 moderieren sie den Satire Gipfel. Haben sie ein Mitspracherecht bei den Gästen?

Dieter Nuhr:Natürlich stimmen wir die Gästeauswahl einvernehmlich ab. Die Leute müssen mir gefallen und der Radaktion auch. Ich versuche aber nicht restriktiv, meinen Geschmack durchzusetzen. Ich bin ja nicht der oberste Zensor. Es kommen auch schon mal Leute vor, die Dinge erzählen, die ich ganz und gar nicht unterschreiben würde. Vielleicht sind wir insofern die erste pluralistische Kabarettsendung Deutschlands.

Thomas Rank: Sie sind mit dem Programm „ Nuhr nach Vorn“ auf großer Deutschland Tournee und kommen unter anderem nach Augsburg. Wie lange haben sie an dem Programm gearbeitet?

Dieter Nuhr:Das dauert Stunden... Ganz im Ernst: Keine Ahnung, wie lange das dauert, Schreiben ist meine Lebensform. Und was dabei rauskommt, wird nach zwei Jahren wieder zu neuen Programm.

Thomas Rank: Wie ist die Resonanz bisher auf diese Tournee?

Dieter Nuhr:Ich hatte noch nie soviel Publikum wie momentan, hätte auch niemals für möglich gehalten, dass jemals so viele Leute meine Auftritte besuchen würden. Wenn mir das vor 15 Jahren jemand erzählt hätte, den hätte ich für verrückt gehalten.

Thomas Rank: Was bekommen die Besucher zu sehen und zu hören?

Dieter Nuhr:Es geht wie immer um den Zustand der Welt und die allgegenwärtige Untergangspanik, und selbstverständlich biete ich Lösungen an: ich lache mich gemeinsam mit meinem Publikum gesund. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich nebenher als Wunderheiler arbeite, aber die allgemeine Volksgesundheit ist mir selbstverständlich ein Anliegen...

Thomas Rank: Warum sollte man Ihr Programm unbedingt sehen?

Dieter Nuhr:Unbedingt ist gar nichts. Wir leben ja in einem freien Land. Das ist wie beim Papstbesuch: man kann hingehen, muss aber nicht. Bei mir gibt’s allerdings erheblich mehr zu lachen, als wenn der Papst auftritt.

Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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