Bauernkriegstheater begeisterte fast 1600 Besucher- Theater war ein voller Erfolg
. Es begann mit Regen – und endete damit. Trotzdem konnten alle Vorstellungen wie geplant stattfinden. Das Publikum war wetterfest angezogen – und begeistert.
Schon die Premiere, die bei „wackeligen“ Wetterbedingungen startete, war komplett ausverkauft. Und obwohl es noch kurz vor Beginn der Vorstellung regnete, wurden die Reihen im Schlosshof voll. Wohl das größte Kompliment im Voraus an die rund 40 Laienspieler und dutzenden ehrenamtlichen Helfer hinter den Kulissen, das man sich wünschen kann.
Am Mittwoch, den 17. Juni suchten dann zwei Regengüsse die Zuschauer heim – das prognostizierte Unwetter zog Gott sei Dank am Schlosshof vorbei. Trotzdem musste zwei Mal unterbrochen werden, die Zuseher nahmen es (Kinderfest-erprobt) mit Ruhe und Gelassenheit hin, zogen ihre eigenen Regenjacken oder die von der Stadt Leipheim ausgegebenen Gratis-Ponchos über und warteten auf die jeweilige Fortsetzung des Spiels. Am Freitag war der Wettergott gnädig, und auch am Samstag konnte bis kurz vor Schluss komplett im trockenen gespielt werden. Nur in den letzten 10 Minuten nieselte es, was die inzwischen Regenerprobten Schauspieler auf der Bühne kaum noch wahrnahmen.
Bürgermeister Christian Konrad erinnerte nach dem letzten Vorhang daran, dass jene Grund- und Menschenrechte, die wir heute als selbstverständlich erachten, von vielen Menschen – und auch den Bauern in Leipheim im Jahre 1525 –
in den letzten Jahrhunderten erkämpft worden sind. Und er dankte den vielen Ehrenamtlichen, die das Stück nach 20 Jahren wieder so erfolgreich auf die Bühne gebracht haben. Nach ihm war der „Bürgermeister Strüw“ alias Rüdiger
Greb an der Reihe – und auch er dankte den vielen Helfern, die die Schauspieler vor und hinter der Bühne in den letzten Monaten unterstützt haben.
Schon im vergangenen November trafen sich die Mitwirkenden und Helfer erstmals. Zunächst hieß es: Lernen, Lernen, Lernen und Arbeiten. Henriette Gottwein nähte 20 neue Kostüme und passte die alten an. Zwar waren heuer einige
Schauspieler mit dabei, die auch schon 1996 auf der Bühne standen, aber in den vergangenen 20 Jahren, hat sich doch einiges verändert. Die Handwerker und Ehrenamtlichen rund um das Blaue Ente-Team nahmen sich der
Bühnenarbeiten an. Rund 500 Stunden investierten sie in die am Ende wunderschönen Kulissen im Schlosshof. Seit Anfang April wurde unter der Regie von Werner Schwung geprobt. Mit Erfolg, wie sich bei der Premiere und den
folgenden Vorstellungen zeigte.
Lebendiger und interessanter kann man Geschichte nicht auf die Bühne bringen. Wer die Zeit des Bauernkriegs bislang schwer greifbar fand, konnte sich nun gut vorstellen, in welcher schwierigen Lage sich damals die Leipheimer
Bevölkerung und mit ihnen Pfarrer Jakob Wehe (gespielt von Karl-Heinz Schuster) sowie Bürgermeister Strüw (Rüdiger Greb) mit seinen Stadträten Harold (Manfred Schönberger) Melchior Schön (Horst Hespeler) und Stadtdiener Karl
Langmeier (Werner Gütermann) befand. Auf welche Seite sollte man sich schlagen? Schließlich entschied man sich für die, der aufständischen Bauern und gegen den Schwäbischen Bund. Die schlimmsten Befürchtungen von Kunigund
Wehe, Mutter von Pfarrer Wehe (Cordula Schwuchow), bestätigen sich, als der Truchseß von Waldburg, Führer des Bündischen Heeres (Christian Scheel) drohte, die Stadt in Brand zu setzen. Einer Bürgerabordnung gelang es gerade
noch, dies abzuwenden. Doch der Preis dafür war hoch: Die Stadt musste sich unter anderem verpflichten, 32.000 Gulden als Montassold für die Landsknechte aufzubringen und ihre eigenen Anführer auszuliefern. Und so wurden
diese im letzten Akt unter Glockengeläut von St.Veit und den Anführern des Bündischen Heeres hoch zu Ross aus dem Schlosshof geleitet.
Verfasser des Schauspiels, das nach der Uraufführung 1930 und der Aufführung vor 20 Jahren heuer zum dritten Mal im Schlosshof gespielt wurde, war der Leipheimer Pfarrer Eugen Kern. Er schrieb den Fünf-Akter, der in der Zeit der
Bauernaufstände spielt, anlässlich des Stadtjubiläums im Jahr 1930. Mittelpunkt ist, wie sich im April 1525 bei Leipheim zwischen 4000 und 5000 Bauern dem Heer des Schwäbischen Bundes entgegenstellen und geschlagen
werden. Rund 4000 Bauern wurden dabei getötet und die Rädelsführer, darunter der erste evangelische Pfarrer in Leipheim, Jakob Wehe, zum Tode verurteilt.
Zu den fünf Akten schrieb Regisseur Werner Schwung einleitende Zwischengesänge, die mitunter auch den Bogen in
die Neuzeit fanden und von Herbert Schneider vorgetragen wurden. Die Chorgemeinschaft bildete dann auch den
Abschluss der Vorstellung.
Die Stadt Leipheim dankt allen Mitspielern, Helfern vor und hinter der Bühne, der Brauchtumsgruppe, der Chorgemeinschaft und allen anderen Beteiligten für ihre viele ehrenamtliche Arbeit, die dieses einmalige Theaterereignis im Leipheimer Schlosshof möglich gemacht hat.
Bürgerreporter:in:Thomas Rank aus Günzburg |
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