Sonderausstellung
"Anna Klein: Eine Wiederentdeckung" im Heimatmuseum Günzburg
Die Eröffnung der Sonderausstellung „Anna Klein: Eine Wiederentdeckung“ im Heimatmuseum Günzburg fand regen Zuspruch. Auch die Führungen an der 2. Günzburger Kulturnacht sowie das Begleitprogramm zur Ausstellung fanden großes Interesse.
Bei der Vernissage wurde die außergewöhnliche Künstlerin Anna Klein (1883–1941), deren Werke lange in Vergessenheit geraten waren, gewürdigt. Dank intensiver Recherche und eines engagierten Sammlers konnte nun eine Auswahl ihrer Arbeiten erstmals in Günzburg der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Julya Berzen M.A., Mitarbeiterin des Museums und Kuratorin der Ausstellung, erläuterte in ihrer Rede, wie sie durch die zufällige Entdeckung zweier Werke in der Museumssammlung auf die talentierte, impressionistische Malerin stieß. „Anna Kleins Gemälde sind mehr als Kunstwerke. Sie halten den Alltag fest, die Schönheit der kleinen Momente und spiegeln die Lebendigkeit ihrer Zeit“, so Berzen. „Es war für mich eine spannende Herausforderung, nach ihrer Geschichte zu forschen und diese Ausstellung ins Leben zu rufen.“
Anna Klein, die als Tochter eines zum Christentum konvertierten Juden in Nürnberg aufwuchs, führte ein von Kunst und Kreativität erfülltes Leben. Bereits mit 17 Jahren wurde sie Mitglied der Künstlerkolonie Dachau, und ihre Arbeiten waren bald auf internationalen Ausstellungen zu sehen. Doch ab 1933 diffamierten die Nationalsozialisten sie und ihre Werke. Klein verlor 1941 im Ghetto von Kowno ihr Leben. In ihren Bildern lebendiger bayerischer Landschaften und Szenen des Alltags lebt sie jedoch weiter – und dies können Besucher nun selbst erleben.
Heinz-Joachim Leisten, Sammler und ausgewiesener Kenner des Werks von Anna Klein, steuerte zahlreiche Exponate zur Ausstellung bei und gab im Gespräch mit den Gästen Einblicke in Kleins Schaffen. „Ihre Bilder fangen die Welt ein, die sie liebte – voller Farben und Lebensfreude. Dass ihre Werke nun hier in Günzburg zu sehen sind, ist für mich ein großer Erfolg und für Anna Klein eine späte, verdiente Würdigung“, so Leisten.
Dr. Raphael Gerhardt, Museumsleiter des Heimatmuseums Günzburg, betonte die historische und kulturelle Bedeutung der Ausstellung: „Wir sind stolz, dass wir Anna Klein in das kulturelle Gedächtnis zurückholen können.“
Auch Stefan Baisch, 1. Vorsitzender des Historischen Vereins Günzburg, sprach zu den Gästen: „Es ist wichtig, an Künstlerinnen wie Anna Klein zu erinnern, die durch die Schrecken der NS-Zeit aus dem Gedächtnis gedrängt wurden. Diese Ausstellung ist ein Mahnmal für die Verletzlichkeit der Kunst und Kultur – und zugleich ein Zeugnis der Resilienz.“
Die Ausstellung „Anna Klein: Eine Wiederentdeckung“ ist noch bis zum 1. Dezember 2024 samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Nach Vereinbarung werden Führungen auch außerhalb der Öffnungszeiten angeboten. Weitere Informationen und das Begleitprogramm finden Interessierte auf der Website des Museums unter www.guenzburg.de/museum. Letztmalig führt der Sammler und Anna Klein-Experte Heinz-Joachim Leisten am Sonntag, 01.12.24 durch die Ausstellung.
Bürgerreporter:in:Stefan Baisch aus Günzburg |
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