Buchvorstellung
500 Jahre römisches Leben in Günzburg und Umgebung
Über mehrere Jahrzehnte hat Peter Baumer als Geschichts- und Lateinlehrer am Maria-Ward-Gymnasium in Günzburg Schülerinnen die römische Geschichte und Kultur nähergebracht. Auch im Ruhestand beschäftigt er sich mit diesen Themen; unter anderem bietet er regelmäßig Führungen durch die Römer-Abteilung im Heimatmuseum Günzburg an. Dabei stellte er fest: „Bei allem, was wir über die Römer in Günzburg wissen, fehlt eigentlich ein kompaktes, gut lesbares Buch für interessierte Laien“ – und machte sich an die Arbeit.
Nun ist das Buch unter dem Titel Die Römer in Guntia und Raetien erschienen. Der Historische Verein, dessen Vorstandsmitglied Baumer ist, gibt es als Band 47 seiner Schriftenreihe heraus und stellte die Finanzierung sicher.
Rund 500 Jahre – von 15 v.Chr. bis um 488 n.Chr. – beherrschten die Römer das Land südlich der Donau zwischen Bodensee und Inn. Dieses Land erstreckte sich im Süden bis nach Tirol und in die Ostschweiz zum Genfer See. Es war als Provinz Raetien Teil des Römischen Reiches. Rom hat als Ordnungsmacht Günzburg, das damals Gontia, später seit etwa 200 n.Chr. Guntia hieß, und sein Umland nachhaltig geprägt.
Neben Augsburg und Kempten zählt Günzburg zu den bedeutendsten Römerstädten in Bayerisch-Schwaben. Daher sind für den Historischen Verein und für das Heimatmuseum Günzburg die Erforschung und Dokumentation der römischen Vergangenheit ein wichtiges Anliegen. Die bisher veröffentlichten Darstellungen über die Geschichte Günzburgs in der Römerzeit sind in erster Linie an ein archäologisch interessiertes Fachpublikum gerichtet. Peter Baumer wollte diese grundlegenden Erkenntnisse der Forschung für eine interessierte Öffentlichkeit aufbereiten.
Vor allem die Auswertung zahlreicher Werke der antiken griechischen und römischen Literatur ermöglichte es ihm, unter Berücksichtigung der archäologischen Funde und fundierter moderner Forschungsergebnisse ein lebendiges Bild von den politischen Ereignissen sowie von den Lebensumständen und Wertvorstellungen der Menschen zu entwickeln, die vom 1. bis zum 5. Jahrhundert an der oberen Donau gelebt haben.
Die Bevölkerung in der Günzburger Gegend war damals – wie unter anderem die Bestattungsriten beweisen – zum größten Teil romanisiert. Ihre Bräuche entsprachen im Wesentlichen denen der Römer in Italien. Deshalb widmet sich das Buch auch der römischen Kultur und Literatur und geht auf Aspekte des öffentlichen und privaten Lebens sowie auf die Lebensbedingungen der Menschen genauer ein.
So finden sich in dem Buch detaillierte Informationen über die zivile Siedlung, über den Alltag in der Familie, aber auch über das Militär und die Landwirtschaft. Kulte und Freizeitbeschäftigungen – wie Sport, Theater, Gladiatorenkämpfe und Wagen-rennen – werden ebenso thematisiert wie Modetrends und Jenseitsvorstellungen. „Dabei ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie nah und manchmal wiederum fern die Gedanken der Römer im Vergleich zu unseren heute sind“, konstatiert Baumer. Jedenfalls steht
fest, dass die Anfänge und die ersten Jahrhunderte Günzburgs maßgeblich von der römischen Kultur bestimmt waren. Und die Kenntnis der römischen Vergangenheit kann durchaus zum Nachdenken und zu einem besseren Verständnis unserer Gegenwart beitragen.
Mitglieder des Historischen Vereins Günzburg e.V. erhalten das Buch Anfang des Jahres als kostenlose Jahresgabe-
Interessierte Nichtmitglieder können das Buch ab sofort in der Buchhandlung Hutter in Günzburg und im Heimatmuseum Günzburg für 20 € erwerben. Der Autor, Peter Baumer, bietet je einmal im Monat im Heimatmuseum eine kostenlose Führung zu folgenden Themen an: 500 Jahre Römer in Günzburg bzw. Römische Kaiser und Kaiserinnen – Glanz und Tragödien.
Bürgerreporter:in:Stefan Baisch aus Günzburg |
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