Vogelexkursion in Ladakh am 12.06.2009

Altes Kloster
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Als ich in den vergangene Jahren Ladakh besuchte, um mich um das Kinderhilfswerk Ladakh-Hilfe e.V. zu kümmern, fiel mir so mancher bunte Vogel in den felsigen, staubigen Gegenden auf, aber ich hatte weder Zeit, Gelegenheit noch Fachkenntnis, um diese Farbtupfer in der Wildnis zu beobachten oder zu bestimmen.
Aber dieses Jahr scheint sich neu zu präsentieren, denn mein neues Hobby der Vogelkunde folgte mir nach Ladakh und bescherte einen überraschend spannenden Freitagmorgen. Am Abend zuvor trafen wir uns alle zum Essen mit dem Direktor unseres örtlichen Vereins REWA Society und fanden zufällig heraus, dass er als versierter Hobbyornithologe sogar schon dem Schweizer Otto Pfister dabei half, die Vögel Ladakhs für sein berühmtes Buch „Birds and Mammals of Ladakh“ zu finden.

Am folgenden Morgen um 6 Uhr wollte er mit einem indischen Hobbyvogelkundler in den Marsch hinter Tikse fahren, um dort auf Vogelschatzsuche zu gehen. Natürlich nahm ich die Einladung zur Teilnahme mit Begeisterung an.

Ich hatte keine Ahnung, was für ein gefiederter Reichtum mich erwarten würde. Überall trifft man hier auf den Bergzilpzalp (Mountain Chiffchaff), der mit seinem unverkennbaren Aufabgesang auch hier in Ladakh den Ton angibt. Sperlinge (Sparrow), Elstern (Magpie) und Dohlen (Eurasian Jacksaw) lassen sich leicht definieren, aber draußen im Marsch bietet sich uns noch viel mehr.

Ich bin überrascht, dass es in Ladakh so etwas wie ein „Moor“ gibt und entdecke sofort die auch bei uns in reichlicher Fülle vorhandenen Blässhühner. Einige Teichhühner (Moorhen) waten durch den Sumpf, gut erkennbar an ihren leuchtend orange roten Schnäbeln. Buchfinken trällern im Weidengestrüpp ihre wohl bekannte „Weizenbier“ Strophe und Dorngrasmücken (Whitethroat) flattern auf Futtersuche umher, ein Nest scheint in der Nähe. Wir wandern tiefer in den Marsch und Mr. David macht mich auf ein Moorhuhn neben einem kleinen Felsen aufmerksam. Mit dem Fernglas suche ich das Moorhuhn und entdecke dabei, dass sich der vermeintliche Felsen bewegt, es ist ein Baumfalke (Eurasian Hobby), der sich genüsslich in der Morgensonne badet. Unser indischer Begleiter spurtet los und fotografiert das Tier, das uns furchtlos ganz in seine Nähe lässt. Später entdecken wir noch seine Gefährtin, die in der Luft ihre Libellenbeute (Dragonfly) verzehrt.

Eine Felsentaube pickt in einer Wiese herum und die unvermeidlichen Elstern (Magpie) dominieren das gesamte Vogelbild. Wir wandern weiter durch die wuselnde, wilde und zauberhafte Landschaft. Kurzes Gras, sanft fließende Bäche (von Menschenhand geformt), matschiger Marsch und feinster Sand wechseln sich ab. Überall konkurriert frischer, grüner Sanddorn (Seabuckthorn) mit den alten dornigen Hecken seiner Vorgänger. Zweige dieses Gewächses werden in ganz Ladakh zu dichten, für Tiere undurchdringlichen Hecken gestapelt und grenzen die einzelnen Weiden und Felder ab. Sanddornsaft und –Marmelade können hier günstig in jeden Laden gekauft werden und bilden die Grundlage für eine einfache, aber gesunde Ernährung.
Nahe dem Wasser entdecken wir immer wieder Zitronenstelzen (Citrin Wagtail) und Bachstelzen (White Wagtail), die unerschrocken für Fotos posieren.

Da streiten sich zwei Kuckuckmännchen um ein Weibchen, gut erkennbar an der Braunfärbung ihres Gefieders, ein Isabellwürger (Rufous tailes Strike) lässt sich auf einem Ast nieder und kurz danach schwirrt ein Wiedehopf (Common Hoope) über unsere Köpfe. An einer Brücke, die uns über einen größeren Bach leitet, vermute ich Wasseramseln (Whitethroated Dipper), was mir von meinen Kameraden bestätigt wird. Weit draußen im Niemandsland fotografiert der Inder noch ein geduldiges Blaukehlchen (Bluethroat) und einen Karmingimpel (Common Rosefinch). Ein Schachwürger (Longtailed Strike) jagt durch die Luft, während wir das Hausrotschwänzchen (Black Redstart) im Gestrüpp beobachten.

Wir sind nach vier Stunden wieder zurück bei unserem Baumfalken und dem Jeep angelangt. Er scheint in guter Stimmung, denn er posiert immer noch geduldig, mal auf der Mauer, mal auf einem abgestorbenen Baum. Majestätisch schwebt ein Turmfalke (Common Crestel) über dem Marsch, für unseren Fotografen ein tolles Motiv.
Leider kann ich mit meiner kleinen Digitalkamera die vielen schönen Vögel nicht einfangen, aber mit Bildern der Landschaft möchte ich den Lesern von myheimat ein kleines Gefühl für die Welt im Himalaya und den beeindruckenden Morgen geben.

Nachtrag:
Otto Pfister, ein Schweizer Ornithologe und Umweltschützer füllte mit über 10 Besuchen nach Ladakh und seiner extensiven Datensammlung ein großes Vakuum über Vögel und Wildtiere in dieser entlegenen Gegend des Himalayas. Heutzutage wird von 300 Vogelarten in Ladakh berichtet, allen voran der vom Aussterben bedrohte Schwarzhalskranich (Black-necked Crane). 30 dieser Arten wurden seit 1060 nicht mehr gesehen. Viele der Vogel- und Tierarten konnten sich ungehindert ausbreiten, da in Ladakh die „Jagd“ wegen dem buddhistischen Gedankengut nicht bekannt ist, es darf kein Tier getötet werden. Das Wildleben steht heute unter dem Schutz der „Wildlife Protection Society of India (WPSI)“, welche jedoch keine aktiven Programme in Ladakh ausführt. Den Bauern ist erlaubt, Wölfe und Berglöwen zu töten, wenn ihre Haustiere (Ziegen, Schafe, Kühe) angefallen werden. Die Bauern erhalten finanzielle Hilfe beim Verlust von Haustieren durch wilde Tiere. Über 50 % der Schwarzhalskranichküken fielen in bestimmten Jahren wildernden Hunden zum Opfer.

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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