Erlebnisse von Herrn Fuchs (2)
Herr Fuchs hat einen verlassenen Dachsbau entdeckt und will eine Hausbesetzung machen. Wie er das anstellt, lesen Sie hier.
Hallo liebe Freunde von Herrn Fuchs,
Ihr erinnert Euch sicher, beim letzten Mal hat Herr Fuchs den Bau von Grimmbart, dem Dachs entdeckt. Ob Grimmbart wieder zurückkehrt in seine Behausung? Das wäre ganz schön gefährlich für Reineke, wo die Dachse doch so scharfe Zähne haben und zu allem Überdruss auch noch wissen, dass die Nase vom Fuchs äußerst empfindlich ist. Zudem brauchen Füchse für die Jagd unbedingt eine feine Nase, um Nahrung aufzuspüren.
Soll Reineke einfach mal einziehen und hoffen, dass der Dachs nicht zurückkommt? Nein, diesen Gedanken lässt er ganz schnell wieder fallen. Das Risiko ist wahrlich zu hoch! Aber was dann? Wenn er zu lange wartet, findet noch ein anderer Erdbewohner den Dachsbau und Reineke hat das Nachsehen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, hat irgend ein kluger Mensch einmal gesagt. Also beschließt Herr Fuchs, die ganze Sache mal ein paar Tage zu beobachten und den Bau notfalls gegen andere Hausbesetzer zu verteidigen. Er erkennt also zwei Probleme. Der Dachs darf ihn nicht entdecken und andere Füchse dürfen den Bau nicht finden.
Als erstes will Herr Fuchs deshalb den Eingang tarnen, damit ihn niemand sieht. Und dann muss er verhindern, dass jemand ganz zufällig in den Eingang hineinstolpert. Schließlich ist genau das Reineke selbst passiert, sonst wäre er am Bau vorbeispaziert, ohne ihn zu bemerken. Da kommt Herrn Fuchs der dürre Baumwipfel gerade recht, in den er vorher hineingehechtet ist, als der den Geruch vom Dachs gewittert hat. Den wird er direkt über den Eingang ziehen. Während Herr Fuchs noch vor sich hinmurmelt: „Genial, Problem Nummero eins ist hiermit gelöst“, macht er sich an die Arbeit und verbeißt sich mit seinem Fang in die Spitze des Wipfels. Dann stemmt er sich mit den Pfoten dagegen, um den Stamm rückwärts gehend über den Eingang des Baus zu ziehen. Herr Fuchs strengt sich mächtig an. Endlich bewegt sich der Wipfel ein klitze-kleines Stückchen in Richtung Dachsbau. Aber schon verhakt sich ein Seitenast an einem Strauch. Trotz Aufbietung aller Kräfte geht rein gar nichts mehr. Völlig außer Atem legt Herr Fuchs eine Denkpause ein. Wie kriegt er den Wipfel wieder flott? Ob er den Gipfel in der Mitte packen und quer ziehen soll, damit die Äste nicht wie Widerhaken wirken? Nein, das klappt auch nicht, dazu ist der Abstand zwischen den Bäumen zu groß. Nach einigem Überlegen wird Herr Fuchs klar, dass er den Gipfel am Stumpf ziehen muss, auch wenn er ihn dann einmal im Halbkreis herum ziehen und umdrehen muss. Also: ran an die Arbeit, es ist schließlich schon nach Mitternacht und im Morgengrauen muss Herr Fuchs wieder zu Hause sein. Wenn es hell wird, ist es viel zu gefährlich, die Wiese zwischen dem Wald und dem Fuchsbau seiner Eltern zu queren. Schließlich ist Vollmond und das niedrige Gras des Frühjahrs bietet noch keine Deckung.
Nun, Herr Fuchs arbeitet wie ein Sklave. Zwischendurch packen ihn große Zweifel, ob er das überhaupt schaffen kann. Aber er hat einen eisernen Willen und endlich ist der Eingang zum Dachsbau notdürftig verdeckt. Leider ist es inzwischen hell geworden und Reineke beschließt, hier in der Nähe den Tag über zu schlafen. Wenn nur Grimmbart ihn nicht entdeckt. Dachse haben ja bekanntlich auch eine sehr gute Nase. Was also ist zu tun? Bei der schweren Arbeit ist Reineke richtig ins Schwitzen gekommen und er merkt selbst, dass er ziemlich stark nach Fuchs riecht. Da wittert Grimmbart ihn schon meilenweit gegen den Wind.
Bis zum nächsten Bach ist es auch zu weit, sonst könnte er baden und würde danach kaum mehr nach Fuchs riechen. Gibt es denn gar keine andere Möglichkeit? Guter Rat ist teuer. Und es ist eh niemand da, den er fragen könnte. Was hat er denn sonst immer gemacht, damit ihn die anderen Tiere nicht gewittert haben. Einmal hat er sich in Kuhfladen gewälzt, das hat zwar barbarisch gestunken, aber vor Kühen haben seine Beutetiere schließlich keine Angst, so konnte er sich ganz bequem anschleichen. Doch im April sind die Kühe noch nicht auf der Weide, folglich gibt es auch keine Kuhfladen. Also muss er sich etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht kann er sich in Veilchen wälzen? Umgehend macht sich Reineke auf die Suche nach Veilchen. Ein Stück weiter wechseln die Bäume. Statt der dunklen Fichtenschonung kommt er in einen lichten Buchen- und Eichenhain. „Oh, hier hat es ja Wildschweine?“ grübelt Herr Fuchs vor sich hin. Und plötzlich hat er DIE Erleuchtung. Er wird sich in der Losung der Wildschweinen wälzen. Der Gestank überdeckt seinen Fuchgeruch. Und wenn Herr Dachs zurückkommen sollte, dann wird er sich nicht an seinen Bau herantrauen, weil mit den Wildschweinen ist nicht zu spaßen. Die werden von allen anderen Tieren des Waldes gemieden.
Froh und glücklich wälzt sich Reineke in der Scheiße von den Wildschweinen. Äh, Sch.... sagt man ja nicht, außerdem heißt das ja richtig "Losung. Gemächlich trottet er zum Dachbau zurück wo er sofort in einen tiefen Schlaf fällt und davon träumt, wie er seinen Bau einrichten wird.
Bürgerreporter:in:Angelika Böck aus Günzburg |
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