Jubiläumsjahr 2023/24 Hl. Ulrich beendet
Dorfpredigt mit Weltgeltung

Predella am Ulrichs-Altar der Basilika St. Ulrich und Afra, Augsburg: Bischof Ulrich bei der Schlacht am Lechfeld 955  | Foto: www.heiligenlexikon.de
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  • Predella am Ulrichs-Altar der Basilika St. Ulrich und Afra, Augsburg: Bischof Ulrich bei der Schlacht am Lechfeld 955
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Heute ging im Bistum Augsburg das Jubiläumsjahr 2023/24 aus doppeltem Anlass des Hl. Ulrich zu Ende: Unter dem Leitwort Mit dem Ohr des Herzens wurde vielfältigst des 1100. Jahrestag der Bischofsweihe 923 und des 1050. Todestag 973 des 890 geborenen großen Bistumspatrons gedacht, der mit dem Herzen hörte und auf die Nöte der Menschen seiner Zeit einging.

Eine Veranstaltung stand in keinem Programmheft: die sonntägliche Feier der Hl. Eucharistie in einer kleinen Allgäuer Dorfgemeinde.
Deren Predigt war dennoch einer der Höhepunkte dieses Jubiläumsjahres, und hat es mehr, als nur verdient in die Herzen der Gläubigen weit über diese Gemeinde, ja das Bistum hinaus zu gelangen, sowie den Politikern von Bayern, Deutschland, Europa: nein der Welt ins Stammbuch geschrieben und Maßstab ihre wahrzunehmenden Verantwortung zu werden!

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen, liebe Schwestern und Brüder auf dem Pilgerweg des Glaubens, den uns der hl. Ulrich vorangegangen ist!

Auf der Bundesstraße 17, von Landsberg kommend Richtung Augsburg, fährt man am Kloster Lechfeld vorbei. Vorher zeigt ein Wegweiser auf die Abfahrt zur Ulrich-Kaserne.
Ein ungewöhnliches Ereignis, dass eine Kaserne nach einem Heiligen benannt ist.
Das gibt es in ganz Deutschland nicht mehr.
Ob sich dessen die dort stationierten Soldaten noch bewusst sind?
Vielleicht ist es auch heute nur damit zu erklären, dass Ulrich von Augsburg ein soldatischer Bischof war. Eine solche Union kann ein Widerspruch sein, muss es aber nicht. Ein vom geschichtlichen Auftrag gegen die Bedrohung des Abendlandes durch die heidnischen Ungarn und eine von der Demut des Herzens- übrigens kommt Demut von „Dien-Mut“, d. h. Mut zum Dienen! – gleichermaßen erfülltes Gewissen vermag solche Kontraste aufzulösen.
Das ist natürlich zu verstehen auf dem Hintergrund einer Zeit, die unter dem Reich Gottes das Reich und die Kirche als Einheit begriffen hat.
In der ihm eigenen Einheit ist Udalrich in die Geschichte eingegangen und als erster Heiliger offiziell im Jahre 993 von der Kirche heiliggesprochen worden.
Nach dem Bericht des großen Dillinger Historikers, Prof. Friedrich Zöpfl sagten Manche: “…ganz Deutschland habe durch ihn Ansehen und Ehre gewonnen“. In dem Werk “Bavaria sancta et pia“ = “Heiliges und frommes Bayern“ nannte ihn der Verfasser Matthäus Rade “Germaniae lumen“, „Leuchte Deutschlands“.
Dass sich das Verteidigungsministerium damals mit der Wahl des Namens Ulrich-Kaserne auf dem Lechfeld bei Augsburg an diesen großen Mann erinnerte, ist bemerkenswert.
Vielleicht haben sie eine Beziehung zwischen der Lechfeldschlacht am Laurentiustag des Jahres 955 und der Bedrohung der Gegenwart herstellen wollen. Wussten die Namensgeber damals doch darum, dass Ulrich ein Mann der Treue und des Friedens zugleich war. Er stand zu seinem König, aber er war ein hartnäckiger Vermittler, als König Otto I. seinem aufrührerischen Sohn Liutold bei Illertissen die entscheidende Schlacht liefern wollte.
Gegen Schlachten des Atomzeitalters und der Verachtung der Menschenwürde in den vielfältigen kriegerischen Auseinandersetzungen unserer Zeit, würde Ulrich, der Fromme, der Gütige, den Himmel bestürmen.
Sein Name Udalrich bedeutet “reich an Odal“, das heißt an väterlichem Erbe. Vielen Generationen wäre hier ganz im Sinne patriotischen Bestandes das Wort aus Goethes „Faust“ gegenwärtig geworden, wenn es dort heißt: “Was Du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“.
Damit tut uns heute eine neue Deutung Not, die für Volk und Staat eintritt, für Einheit in Freiheit, aber auch für Recht und Maß.
Das heißt konkret für uns, für die Diözese Augsburg, für unseren Landkreis Unterallgäu, für eine Kaserne, die seinen Namen trägt, für unser Volk und Vaterland, dass Ulrich Wegweiser ist für:
• das Bemühen um die Einheit Europas auf christlich abendländischem Fundament, das unter dem Siegeszeichen des Kreuzes nicht Unterdrückung und Bevormundung, Ausgrenzung und Nationalismus, sondern Eintreten für die Würde und das Wohl aller Menschen guten Willens gemeint ist.
• das Verteidigen des Kreuzes, das nicht ein masochistisches oder abschreckendes Zeichen für Kinderherzen, Zeichen der Bedrohung ist, sondern ein “Pluszeichen“, ein Zeichen für Versöhnung und Vergebung. Zeichen dafür, dass auch der geschundene Mensch noch seine Würde hat und zur Auferstehung bestimmt ist. Kein Minuszeichen also!
• das Bemühen um eine Kultur der Versöhnung und des Gesprächs auf allen Ebenen, zwischen allen Generationen, Stämmen und Völkern.
• der Einsatz für eine Gemeinde, einen Staat, an die wir nicht nur Forderungen stellen und sie melken wie eine Kuh, sondern in die wir unsere Begabungen, unseren Beitrag einbringen zum Wohle aller.
• die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen und nicht nur eine Entweder-Oder- Mentalität zu pflegen.
• das Wissen, dass unser Staat, unsere Kirche, nur dann überlebensfähig sind, wenn wir die Spielregeln einer Demokratie, die auf Solidarität, Subsidiarität und dem Gemeinwohl basieren, verteidigen.
• das gläubige Anerkennen, dass Gott es ist, der letztendlich die Geschicke der Welt und eines Jeden von uns, liebevoll trägt und es recht macht. Das ist der tiefste Sinn des Wortes “Gerechtigkeit“! Und, dass wir dabei nach Maßgabe unserer Kräfte mitwirken müssen.
• das hartnäckige Verteidigen der Würde und der Lebenswelt der Menschen, die unter die Räder gekommen sind, arm, krank und erfolglos sind, die ein Lebensrecht von allem Anfang bis zum letzten Atemzug haben.
• das Maßhalten in unseren Ansprüchen an die Nächsten, an Staat und Gesellschaft.
• das Erleben, dass wir in heiligen Menschen, das heißt in Menschen, die füreinander heilend in ihrer Zeit gewirkt haben, Vorbilder, Orientierungspunkte für ein geglücktes Leben haben. In römischer Zeit wurden freigelassene Sklaven, denen ein neues Leben geschenkt wurde, unter das Patronat, d. h. unter einen Schutzherrn, einer Schutzfrau gestellt, dass der Patron, die Patronin, Rechte der Freigelassenen vertreten.

Die Kirche hat diesen Gedanken aufgegriffen und die Menschen, die Kirchen, die Städte und Dörfer unter einen Namenspatron, einen Schutzpatron gestellt, weil wir Freigelassene, freie Bürger und Christenmenschen sind.

Sie, wir in der Diözese, haben einen Schutzpatron, der unsere Rechte vertritt: Ulrich. Freuen wir uns darüber und feiern wir ihn nicht nur in diesem Jubiläumsjahr 2024, sondern Jahr für Jahr, damit wir nicht vergessen: wir leben in der Freiheit der Kinder Gottes! Amen.

Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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