Lustiger Tanz in den Mai mit TransBorderLes e.V. in Bremervörde
Bereits gegen 19.30 Uhr trafen die ersten Gäste im festlich geschmückten Partyraum in Bremervörde ein. Die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins TransBorderLes e.V. hatten, wie in jedem Jahr, zum Tanz in den Mai eingeladen und keine Mühen gescheut, um diesem Traditionsfest einen würdigen Rahmen zu geben.
Kurz nach 20.00 Uhr wurde von der ersten Vorsitzenden, Frau Brigitte Winkel, das von der Firma Gawehn in Gnarrenburg gelieferte Schnitzel-Büfett zum Verzehr freigegeben. Da ließ sich natürlich niemand lange bitten und schon war der herrlichste Schmaus im Gange. Nachdem auch die von Frau Michaela Main gebackene, sehr schmackhafte Rhabarber-Torte den Weg der Schnitzel und Gemüse gefolgt war, eröffnete Hans Georg van Herste die erste Tanzrunde, um die großen Mengen zugeführter Fette und Kohlenhydrate etwas zu reduzieren.
Nachdem die Schweißtropfen getrocknet waren, eröffnete Frau Brigitte Winkel die allen Mitgliedern angekündigte Vereinssitzung. Mit launigen Worten ließ sie das verflossene Vereinsjahr noch einmal Revue passieren. Der Lebensberater und Autor, Hans Georg van Herste und die bekannte lesbische Autorin Margaretha Main hatten am Vorabend der Buchmesse Leipzig 2012 ein Radio-Interview zum Thema „Trans- und Homosexualität in Deutschland“ gegeben, das große Resonanz ausgelöst und viele Interessierte zu den Veranstaltungen auf der Messe gelockt hatte.
Obendrein hatten die Mitglieder des Vereins auf der Messe „Stade Aktuell“ und den CSDs Oldenburg und Hamburg Hilfesuchenden mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Der Andrang war oft so groß gewesen, dass teilweise zehn Vereinsmitglieder nicht ausgereicht hatten, um gleichzeitig alle Fragen zu beantworten. Daraus kann klar entnommen werden, wie groß die Unsicherheit von Opfern sexuellen Kindesmissbrauchs und häuslicher Gewalt nach wie vor ist. Auch Homo- Trans-, und Intersexuelle forschten nach Neuigkeiten oder erzählten ihre oft grausamen Lebensgeschichten. Leider ist die Homophobie, also die Angst vor der Homosexualität, in Deutschland und dem Rest der Welt noch weit verbreitet.
Danach ergriff Hans Georg van Herste das Wort und erklärte, dass Homophobie eine völlig blödsinnige Angst ist. Homo- und Intersexualität sind angeborene Neigungen, gehören also zu unserem Alltag ganz normal dazu. Bei diesen Varianten der Natur handelt es sich nicht um ansteckende Krankheiten.
„Ich habe auf dem CSD Hamburg erleben müssen, dass eine Mutter ihre beiden etwa zehnjährigenTöchter, die neugierig an unseren Stand gekommen waren, grob an die Schultern fasste und mit den Worten „Kommt da sofort weg! Ich will nicht, dass ihr auch so werdet!“ wegzerrte. Wenn schon Kindern durch solch ein Verhalten von erwachsenen Menschen die Homophobie eingetrichtert wird, ist es kein Wunder, dass viele Homosexuelle noch heute davor zurückscheuen, ihre natürlichen Neigungen auszuleben.
Obwohl viele die Kirchen verlassen haben, steckt die Jahrhunderte alte Indoktrination immer noch in den Köpfen der Menschen und lässt sich leider nur sehr schwer ausrotten. Ich habe oft von jugendlichen Transsexuellen erfahren müssen, dass selbst Lehrer keine Ahnung von der Thematik haben und offensichtlich auch kein Interesse vorhanden ist, diese Wissensdefizite auszuräumen.
Ich habe gemeinsam mit der Transsexuellen Maria Wolff und deren Ehefrau Meike einen Themennachmittag in einer Berufsschule zum Thema „Transsexualität“ gestaltet und war erstaunt, dass heute noch angeblich aufgeklärte Jugendliche keine wirkliche Ahnung davon haben.
Wir klären gern auf. Fragen werden so umfänglich, wie möglich beantwortet. Allerdings können wir das nur tun, wenn auch Interesse vorhanden ist. Ich musste leider immer wieder feststellen, dass viele Menschen nicht nur keine Ahnung haben, sondern, noch viel schlimmer, keine Ahnung haben wollen. Viele wollen ihre Vorurteile behalten und weiterhin, auch gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis, Betroffene diffamieren. Jeder braucht offensichtlich ein Feindbild, um von den eigenen Unzulänglichkeiten oder auch Neigungen abzulenken. Einer der größten Feinde der Homo- und Transsexuellen ist der Homo- oder Transsexuelle, der sich selbst nicht traut, zu seinen Neigungen zu stehen und neidisch auf die herabschaut, die mutiger sind als er.“
Nachdem sich Hans Georg van Herste für den manchmal mühevollen und zeitraubenden Einsatz der Vereinsmitglieder bedankt hatte, ergriff Christine Sonnenberg, die Kassenwartin das Wort. Detailliert schilderte sie die finanzielle Situation des Vereins. Durch Beiträge und Spenden war der Verein in der Lage, alle finanziellen Hürden zu nehmen.
„Obwohl wir bei Gerichten angemeldet sind, haben wir bisher noch keine Bußgelder erhalten. Ich vermute, dass die Themenausrichtung des Vereins die Verantwortlichen davon abhält, uns etwas zukommen zu lassen.“
Der durch die Kassenprüfer abgesegnete Kassenbericht war von Frau Sonnenberg einwandfrei geführt worden und so stand ihrer Entlastung nichts im Wege.
Danach wurde Hans Georg van Herste von den Vereinsmitgliedern zum Wahlleiter bestimmt. Nach nur wenigen Wahlgängen stand fest, dass alle Vorstandsmitglieder wiedergewählt worden waren. Herr van Herste fragte alle Gewählten, ob sie die Wahl annehmen würden. Einstimmig wurde die Wahl angenommen, so dass der alte Vorstand auch der neue Vorstand ist.
Nach einer weiteren Tanzrunde, verteilte Hans Georg van Herste die Fragenbögen für das Maiköniginnen-Quiz. Nun rauchten erkennbar die Köpfe der Damen, die sich für das Amt der Maikönigin angemeldet hatten. Nach einer Würfelrunde stand das Ergebnis fest. Kurz vor Mitternacht lüftete Herr van Herste das Geheimnis. Mit knappem Vorsprung vor Margaretha Main und Anusha Pee hatte sich Christine Sonnenberg durchgesetzt. Die noch amtierende Maikönigin, Frau Anusha Pee, ließ es sich natürlich nicht nehmen, ihrer Nachfolgerin persönlich die Krone aufzusetzen und mit ihr um Mitternacht zu den Klängen von „Der Mai ist gekommen“ in den Wonnemonat hineinzutanzen. Damit ging die fröhliche und gleichzeitig informative Party ihrem Ende entgegen.
Für den Maifeiertag war eine Motorradausfahrt zum Stader Sand geplant worden, die bei bestem Reisewetter guten Zuspruch erhielt. Bei Eis und Cappuccino konnte ein grandioser Blick über die Elbe genossen werden. Anschließend ging es zum Resteessen in den Feierraum. Nach weiteren interessanten Gesprächen verstreuten sich am frühen Abend die Gäste wieder in alle Winde.
Infos finden Sie im Internet unter www.transborderles.de oder www.van-herste.de.
Bürgerreporter:in:Elisabeth Keller aus Gnarrenburg |
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