Gifhorn: goldene Türmchen & klappernde Mühlen
Immer im April beginnt die (Mühlen)-Saison in Gifhorn. Was liegt da näher, als die allerersten zarten Sonnenstrahlen nach einen nicht enden wollenden Winter zu nutzen und einen Besuch im Internationalen Wind- und Wassermühlenmuseum zu machen?
Es ist ja von unserem Zuhause nicht allzu weit in die 100.000 qm große Museumsanlage am Mühlensee. Und schön ist es auch, dass unser Dackel Caesar mit hinein darf.
Mühlen aus aller Herren Länder sind seit 1982 hier aufgebaut worden und bei (fast) jedem Besuch finden wir etwas Neues.
Jetzt aber – Anfang April – ist es draußen noch nicht frühlingshaft grün. Da zieht es mich in die russisch-orthodoxe Kirche, die auf dem Gelände des Mühlenmuseums steht.
Es war der 24.11.1995, als die Kirche des Heiligen Sankt Nikolaus von den Besitzern des Mühlenmuseums an die russisch-orthodoxe Kirche Russlands zum Zeichen der Völkerverständigung übergeben wurde. Die Holzkirche von Gifhorn ist die fünfte Kirche der russisch-orthodoxen Diözese in Deutschland.
Schon während der Apostelzeit kam das Christentum von der Schwarzmeerküste nach Russland und im Jahr 988 wurde es zur Staatsreligion; so entstand die Orthodoxe Kirche Russlands.
Über die Jahrhunderte hinweg gab es gute und schlechte Zeiten für die dortigen Christen; schwer wurde es für sie dann während der Oktoberrevolution 1917. Viele Priester und Gläubige wurden verhaftet oder kamen zu Tode; es kam zur Trennung von Kirche und Staat.
Heute gibt es in Russland etwa 16.000 orthodoxe Gemeinden mit etwa 100 Mio. Mitgliedern. Die russisch-orthodoxe Kirche unterhält mittlerweile auch viele Gemeinden im Ausland.
Die Holzkirche in Gifhorn ist der Nachbau einer russischen Kirche, die 1756 Kosljatjewo erbaut wurde. Dieses russische Gotteshaus hatte im Original drei Altäre; die beiden äußerem zu Ehren Sankt Nikolaus.
Ich möchte jetzt mit meinen Bildern zum Besuch einladen und zeigen, wie dort von Kristina Tasic in vielen Stunden - und schon seit vielen Jahrzehnten - einzigartige Ikonen entstehen. Unzählige von ihr gemalte bunte und mit Blattgold verzierte Heiligenbilder zieren die Wände der Holzkirche.
Auf Lindenholz entstehen die schönsten Ikonen. Die Künstlerin verwendet es, weil es weich ist. Viele Arbeitsschritte sind nötig, um ein Kunstwerk zu schaffen. Das Holz muss ganz trocken sein, bevor es gehobelt, poliert und mit Kreide bestrichen wird, damit später die Erd- und Pflanzenfarben gut haften. Bis zu 15 Schichten aus Kreide und Wasser braucht es, bevor die Farben aufgetragen werden.
Und dann dauert es mehrere Wochen, bis selbst ein kleines Bild von ca. 10 x 15 cm fertig ist.
Über 1000 Ikonen hat die Künstlerin gemalt und im Kirchenraum aufgehängt. Ikonen haben in der orthodoxen Kirche die Bedeutung wie die Bibel selbst.
Bürgerreporter:in:Uta Kubik-Ritter aus Uetze |
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