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Voll fett verliebt

Voll fett verliebt

Ob man mir meine Verliebtheit ansieht? In wenigen Minuten wird er vorbeikommen. Ich bin so aufgeregt. Unsere Liebe wird Grenzen sprengen.

Meine Mitbewohnerin Kiki sagt zwar „Vergiss den Kerl. Der interessiert sich keine Spur für dich!“ Doch Kiki ist die volle Pessimistin. Ich werfe trotzdem einen prüfenden Blick in die Scheibe, die unseren Pool begrenzt. Sie dient mir als Spiegel. Sind meine Augen verführerisch genug, meine Rundungen nicht doch zu ausgeprägt? Ach was! Ich sehe toll aus. Meinem exotischen Äußeren kann kein männliches Wesen widerstehen. Da bin ich mir sicher. Und mein Hannibal ist ein Traumtyp. Allein der Gedanke an ihn jagt mir einen Schauer über den Rücken. Sein markantes Profil, seine stolze Körperhaltung das alles ist geballte Männlichkeit.

Langsam, ganz langsam steige ich aus dem warmen Wasser. Wie edle Perlen glitzern die Tropfen auf meiner Haut. Kiki ist untergetaucht. Doch ich sehe ihren Körper unter der Wasseroberfläche. Sie schwimmt jetzt so nah wie möglich an den Zaun, um mich zu belauschen.

Da höre ich ihn. Seine vitale Stimme elektrisiert meinen Körper. Nur noch wenige Schritte bis zu unserem Treffpunkt. Mein Herz hämmert wie wild. Erst vor zwei Tagen hat unsere Liebe begonnen. Eine Thuja hatte ihr Leben gelassen und so unser Schicksal bestimmt. Denn erst durch die Lücke in der Bepflanzung sah ich ihn. Es war Liebe auf den ersten Blick. Nun trete ich ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Wo bleibt er denn nur?

Ein paar gackernde Hühner kommen statt dessen in meine Nähe. Das Federvieh ist nicht nur unscheinbar, sondern auch hässlich. Klein, braun, schmucklos – ganz im Gegensatz zu Hannibal: Oh, da kommt er ja. Wie stolz er dahinschreitet. Meine Knie beginnen zu zittern. Komm bitte näher! Ich warte doch schon so, so lange auf dich. Jetzt muss er mich doch sehen. Ja, jetzt guckt er zu mir herüber. Dieser Blick. Wie Honig in der Sonne schmelze ich dahin.

Er plustert sein Gefieder zur vollen Pracht auf und rennt auf mich zu. Ich laufe, nein ich stürme ihm entgegen. Meinem weit geöffneten Mund entströmt ein lautes Juchzen. Doch was ist das? Mein Liebling schwankt. Und dann fällt er plötzlich um. Noch ehe wir uns in den Armen liegen konnten, liegt er schlaff im Gras. Ich kann es nicht fassen. Dicht am Zaun bleibe ich wie versteinert stehen.

Erst Kikis Rufen erlöst mich aus meiner Erstarrung. „Komm schnell zurück!“ Wie in Trance trotte ich zurück. Er ist tot. Ich steige in den Pool. Tröstend umhüllt mich das warme Wasser.

Kurze Zeit später kommt ein Mensch in Hannibals Gehege. Ich will sehen, was los ist und verlasse den Pool. Mit gesenktem Kopf erreiche ich die Lücke in der Hecke. Der Mensch kniet neben Hannibal und berührt ihn kurz mit der Hand. Da erwacht mein Auserwählter plötzlich wieder zum Leben und läuft vollkommen panisch, total unmännlich und hysterisch kreischend davon. Ich kann es nicht fassen und möchte ihm nachlaufen, stoße aber gegen den Zaun. Ich rufe ihn.

Aber nur der Mensch schaut nachdenklich zu mir herüber und murmelt:
„Die Lücke muss geschlossen werden, sonst bringt das fette Nilpferd eines Tages den Hahn noch um!“

Astrid Grimm

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3 Kommentare

Wenn man in später Nacht durch myheimat bummelt ...
Weil ich die Geschichte ja schon kenne, will ich an dieser Stelle mal dieses ganz hübsche Bild loben! Das passt ja nun total gut zu dem Titel der Geschichte! Super.

Urte

Hallo Frau Grimm,
schön, dass Sie diese Kurzgeschichte in myheimat beigetragen haben. Da macht lesen richtig Spass.

Peter Wiese

Schön, dass Sie die Geschichte entdeckt haben. Ich habe sie auf myheimat plaziert, weil Sie Ihnen so gefallen hat. Da dachte ich, Sie können alles noch mal in Ruhe durchlesen.

Ich entdecke beim Lesen immer wieder Passagen, die ich hinterher etwas umformulieren muss. Wenn einem der Leser etwas auffällt, freue ich mich über konstruktive Verbesserungsvorschläge.

Astrid Grimm

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