„Gewerbepolitik ist Chefsache“

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Andreas Haas (CSU) leitet seit Mai 2008 die politischen Geschicke der Großen Kreisstadt Germering. Der zweifache Familienvater bezeichnet sich selbst als Germeringer mit „Leib und Seele“. myheimat unterhielt sich mit dem 45-jährigen Stadtoberhaupt über sein Amtsverständnis, die „Neue Mitte Germering“, eine vorausschauende Gewerbepolitik und das Identitätsgefühl der Germeringer.

myheimat: Herr Haas, wie würden Sie Ihr Amtsverständnis beschreiben: Vorstandsvorsitzender der Germering AG, Chef der Stadtverwaltung oder kundenorientierter Dienstleister?
Haas: Die drei von Ihnen genannten „Rollen“ schließen sich ja nicht gegenseitig aus. Mein Amtsverständnis beinhaltet durchaus Aspekte aller drei Antwortmöglichkeiten. Beginnen möchte ich mit dem Begriff „kundenorientierter Dienstleister“. In der Kommunalpolitik bedeutet Kundenorientierung nichts anderes als Bürgernähe. Ich will eine transparente Stadtverwaltung. Auf die Bürgerinnen und Bürger zuzugehen, sie an Planungsprozessen zu beteiligen, sehe ich als meine Aufgabe an. Ich gewinne in Gesprächen mit den Bürgern Anregungen, auch konstruktive Kritik ist wertvoll. Wichtig ist es auch, mit Vertretern von Gewerbe, Handel, Vereinen, Beiräten und Pfarreien im Kontakt zu bleiben. Darüber hinaus begreife ich meine Rolle aber auch durchaus als „Vorstandsvorsitzender“, da ich bekanntlich aus der freien Wirtschaft komme. Dort lernt man in längerfristigen Kategorien zu denken, was Planungen und Konzepte angeht. Last, but not least bin ich natürlich Chef der Stadtverwaltung. Meine Mitarbeiter stehen mir mit großem Sachverstand und großer Einsatzbereitschaft zur Seite.
myheimat: Die Gestaltung der "Neuen Mitte Germering“ sorgt nach wie vor für Gesprächsstoff. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Haas: Wir brauchen sicher eine innovative, zukunftsorientierte Planung für das Stadtzentrum. Das steht außer Frage. Deswegen haben wir jetzt nach Bürgerbegehren und Bürgerentscheid die Stadtentwicklungsplanung auf den Weg gebracht. In diesem Planungsprozess wird die Ortsmitte neben anderen Themen sicher auch eine zentrale Rolle spielen. Ich hoffe, dass sich viele Bürger, Vereine und Organisationen an diesem Prozess beteiligen. Die Ergebnisse sollten dann von einer großen Mehrheit getragen werden.
myheimat: Welche Rolle soll in diesem Planungsprozess die Coaching AG „Identität & Image“ spielen?
Haas: Wir haben uns bewusst einen Moderator „von außen“ geholt, der ganz unbefangen an die Sache herangehen kann. Zunächst bis zur Sommerpause werden wir Veranstaltungen abhalten. Dazu lade ich alle Germeringer Bürger ein. Es wird u.a. eine „Stärken-Schwächen-Analyse“ geben. Einzelne Arbeitskreise werden sich dann mit Einzelfragen befassen. Sollte es erforderlich sein, werden wir auch noch Fachplanungsbüros hinzuziehen.
myheimat: Kommen wir zu den einzelnen Politikfeldern und beginnen mit der Gewerbepolitik. Welche Möglichkeiten hat ein Kommunalpolitiker überhaupt, auf die Gewerbepolitik Einfluss zu nehmen?
Haas: Eine Kommune wie die Stadt Germering hat es schon in der Hand, gute Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Gewerbe zu schaffen. Eine gute Verkehrsinfrastruktur gehört aber auch dazu. Anbindung an Autobahn, Flughafen und S-Bahn seien hier als Schlagwörter genannt. Zu einer vorausschauenden Gewerbepolitik zählen aber auch vernünftige Hebesätze für die Gewerbesteuer. In Germering haben wir einen Hebesatz von 330. Wenn Sie das mit den umliegenden Kommunen vergleichen, schneiden wir gut ab. Unser Hebesatz ist verlässlich und wettbewerbsfähig. Außerdem kommt es darauf an, das unternehmerfreundliche Klima in Germering noch weiter auszubauen, zum Beispiel durch eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem örtlichen Gewerbeverband. Wir unterstützen z.B. das Gewerbeportal im Internet. Wichtig ist auch ein Ansprechpartner in der Stadtverwaltung für ansiedlungswillige und ansässige Unternehmer. Sie sehen also: ein Bündel von Faktoren ist für eine gute Gewerbepolitik maßgeblich. Gewerbepolitik ist und bleibt Chefsache. Mit rund 12 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen haben wir den Ansatz im Haushalt 2008 übertroffen. Zum ersten Mal werden wir übrigens am 1. April einen Wirtschaftsempfang ausrichten, zu dem u.a. alle Gewerbetreibenden eingeladen sind.
myheimat: Die Nähe zu München ist sicher identitätsstiftend. Wie wollen Sie es schaffen, dass sich Ihre Stadtbewohner als "Germeringer" fühlen und nicht als Bewohner von "Greater Munich"?
Haas: Zum Thema Identität: In Ihrer Frage schwingt ein wenig mit, dass sich die Germeringer „nur“ als „Anhängsel“ von München begreifen. In den ersten neun Monaten meiner Amtszeit habe ich einen ganz gegenteiligen Eindruck gewonnen! Germering hat eine lange Geschichte und Tradition. Diese Geschichte veranschaulichen wir im Stadtmuseum „Zeit+Raum“. Identität lebt aber natürlich auch im „Hier und Jetzt“. Wir haben in Germering über 120 Vereine, in denen sich viele Germeringer engagieren. Viele Ehrenamtliche kümmern sich u.a. im sozialen, kulturellen, sportlichen Bereich um die Belange ihrer Mitbürger und Germerings. Sie alle identifizieren sich mit unserem Gemeinwesen. Germering ist alles andere als eine „Schlafstadt“.
myheimat: Eine zugegeben etwas ketzerische Frage: Fühlt sich auch der Unterpfaffenhofener als „Germeringer“?
Haas: Ich bin selbst Unterpfaffenhofener und wohne im Ortsteil Harthaus. Natürlich hat man auch Bindungen zu seinem Ortsteil. Das schließt aber doch nicht aus, dass man sich mit dem heutigen Germering identifizieren kann! Ich meine, dass es ein „Ortsteildenken“ heute nicht mehr gibt.
myheimat: Herr Haas, vielen Dank für dieses Gespräch.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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