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Olympia: Erstaunlich viele Thüringer gelten in London als "Olympic Legends"

  • Junge Autogrammjäger umringen im Juli 2012 beim Sportfest der Grundschulen des Landkreises Greiz um den Heike-Drechsler-Pokal die beliebte Weitsprung-Olympiasiegerin.
  • hochgeladen von Thomas Triemner

Thüringer Sportler und DDR-Athleten sind 2012 olympische Legenden für die Londoner U-Bahn / Aufschlussreicher Spezialfahrplan als Souvenir für The Tube / Drechsler, Fuchs, Nordwig oder Ender, Fischer, Matthes, Otto und Schumann - sie sind noch immer international anerkannte Stars /

Wenn die Olympia-Berichterstatter des ZDF zur Vorschau ihren Stunden(fahr)plan im Tagesprogramm veröffentlichen, erscheint unterlegt ein buntes Schema. Es ist die Karte der U-Bahn-Linien mit ihren 361 Stationen in der 2012er Olympia-Stadt. Wenn die aus dem Untergrund scharf eingestellt würde, könnte man vielleicht eine originelle Idee der Briten nachvollziehen: Die Stops auf The Tube heißen derzeit für ihre Gäste anders: Aus berühmten Haltestellen wie Picadilly Circus, Baker Street oder Knightsbridge wurden Stationen mit Namen von Ausnahmesportlern aus aller Welt. Der Souvenirfahrplan für Touristen heißt "Olympic Legends Map". Ausgedacht haben sich das Alex Trickett, ein ehemaliger Sportredakteur der BBC, und Designer David Brooks.

Aber die Deutschen dürfen gern staunen, wieviel ihrer früheren und sogar noch heutigen Athleten als Legenden gelten, riesige Anerkennung genießen oder im Ruhm neben absoluten Stars bestehen. Die Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler zum Beispiel. Auch sie wurde ziemlich überrascht von der Zuordnung. Monate vor ihrer Abreise zu Olympia 2012 erfuhr sie zwar eher zufällig davon, erzählte die große Blonde in Zeulenroda am Rande eines nach ihr benannten leichtathletischen Pokalwettkampfs von Grundschulen des Landkreises Greiz.
Um so gespannter flog sie nach England. "Richtig akkreditiert!" deutete sie an. Die Ehrenbürgerin von Gera - in der Ostthüringischen Stadt fand sie zum Sport - erhielt über eurosport.com eine Akkreditierung und startete dort ihr olympisches Comeback als Bloggerin für die Homepage des Senders. Sie kann/soll sich aus unmittelbarer Nähe ein Urteil über ihre Nachfolger(Innen) erlauben und entdeckte Nettigkeiten am Rande beschreiben. So wissen wir inzwischen z.B., dass Heike heutzutage die 100 m etwa in 14 Sekunden sprinten könnte und aus dem Stand sogar 2,75 Meter weitspringen würde. Das seien nur etwa 30 Zentimeter unter
guten Werten ihrer aktiven Zeit. Die Usain Bolt-Show wollte sie erleben und freilich den Weitsprung beobachten, sagte sie noch in Ostthüringen. Dafür gab sie dann inzwischen ihre Prognosen ab und meint, der Bolt habe immer noch etwas im Tank, um seinen 100-m-Weltrekord zu brechen. Hochachtung der Fachfrau für die Männer und Frauen der Stunde, die sich in Legenden zur Ewigkeit dehnen.

Aber nun reist man in London eben auch zu ihr - der sprintbegabten zweifachen Weitsprungsiegerin; per Themenkarte oder Marketingmittel der U-Bahn-Promoter.
Und da ist sie in toller Gesellschaft: Denn die gelbe Route verbindet berühmte Leichtathleten. Heike Drechsler findet man gleich neben ihren Disziplin-Kollegen Jackie Joyner-Kersee und Bob Hayes. Zu Carl Lewis sind es zwei Stopps; bis Jesse Owens nur drei Stationen im Herzen von London. Die Runde herum führen noch einige einstige Sprinter und Zehnkämpfer, derer man sich gern erinnert.

In Thüringen sollte man demnach z.B. stolz sein auf die Jenaer Speerwerferin Ruth Fuchs neben Janis Lusis oder auf den Stabhochspringer Wolfgang Nordwig, dem nun Otto, Holzdeppe und Mohr als Olympiasieger gar zu gern nachgeeifert hätten. Er ist verzeichnet in Nachbarschaft zu Bob Richards bzw. ganze vier Haltestellen von Sergej Bubka entfernt. Vom ExErfurter Rückenschwimmer Roland Matthes tourt man gedanklich etwa in Richtung von Matt Biondi oder Wladimir Salnikow.

Zu den wahren Stars in diesem Schema der großen Sieger gehören außerdem die Schwimmerinnen Kristin Otto und Kornelia Ender; die Leichtathletinnen Marita Koch und Ulrike Meyfarth (neben Dick Fosbury bzw. Valerie Brumel und Iolanda Balas); die Tennisspieler Steffi Graf und Boris Becker, Segler Jochen Schümann und natürlich Rekord-Kanutin Birgit Fischer. Nicht unbemerkt blieb den Londoner Designern, dass der Dressureiter Reiner Klimke fünf Olympische Goldmedaillen holte und Springreiter Hans Günter Winkler zwischen 1956 und 1976 viermal Gold gewann. Warum sich allerdings der Suhler Sportschütze Ralf Schumann in unmittelbarer Nähe zu eleganten Turner-Damen wie Ludmilla Turistschewa und Olga Korbut befindet, konnte er bei seiner 7. Olympiade-Teilnahme vor Ort vielleicht selbst aufklären. Wenn es ihn nur nicht von seiner Zielstrebigkeit abbrachte oder nervös machte.

Das schöne an lebenden Legenden wie Heike Drechsler aber ist, man kann sie als Wahl-Karlsruherin, schon bald wieder in ihrer alten Heimat begrüßen und mir ihr fachsimpeln oder schwatzen. Am 16. August wird sie z.B. in einer Jury über die Vergabe der "Sterne des Sports" für nachhaltig wirkende, sportliche Projekte jenseits vom Leistungssport mitentscheiden. Man darf gespannt sein, ob sich in 2012 wieder ein einheimischer Leichtathlet für die Vergabe ihres Heike-Drechsler-Förderstipendiums empfehlen kann. (Einer der so ausgezeichneten Geraer, Erik Balnuweit, startete in London über die 110 Meter Hürden.) Oder: Die Sieger der Grundschulsportfeste um die nach ihr benannten Pokale von der Berg-Schule in Gera und der Friedrich-Reimann-Schule in Zeulenroda freuen sich schon jetzt auf ein ausgelobtes Sondertraining mit ihr.

Ob das die Londoner Marketingfachleute alles so im Sinne hatten? Jedenfalls reiht sich die "Olympic Legends Map" ein in eine doch schon gewisse Reihe solch besonderer Themenkarten bei der U-Bahn-Gesellschaft: 2006 kam die Souvenir-Ausgabe als Musik-Karte heraus. 2008 ehrte man so berühmte, kreative Leute von Forschern bis Künstern. Bei einer Milliarde Fahrgästen pro Jahr dürfte sich dieser Werbeaufwand sicher lohnen. Und Olympia-Gastgeber zu sein, ist allemal etwas Besonderes - auch in einer Weltstadt, die als erste die Spiele zum dritten Mal beherbergte.

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