Auswertung des DGB Arbeitsbedingungen am Bau befeuern Fachkräftemangel
Frankfurt am Main. Unattraktive Arbeitsbedingungen im Baugewerbe tragen maßgeblich zum verschärften Fachkräftemangel in der Branche bei – obwohl Beschäftigte einen großen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hin. Nach einer aktuellen Sonderauswertung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gehen gut zwei Drittel aller Baubeschäftigten davon aus, wegen der körperlich belastenden Arbeit nicht bis zum Rentenalter durchzuhalten. Auch die langen Fahrzeiten zur Baustelle sowie die Einkommenssituation werden als besonders negativ wahrgenommen. „Der Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel und Arbeitsbedingungen liegt auf der Hand“, sagte IG BAU Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt. Zudem hätten sich die Einkommen im Handwerk seit langem von denen in der Industrie entkoppelt. „Zugleich zeigt die Studie aber die Chance auf, die Baubranche durch bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne zukunftsfest zu machen. In nur wenigen Branchen sehen Beschäftigte einen so großen Sinn in ihrer Arbeit wie am Bau“, so Burckhardt.
Die Ergebnisse der Untersuchung stammen aus dem DGB-Index „Gute Arbeit“, für den über fünf Jahre Fachkräfte im Tief- und Straßenbau befragt wurden. Diese hatte die Bundesagentur für Arbeit erst vor kurzem als Engpassberufe definiert. Das bedeutet, dass Betriebe offene Stellen nur mit Verzögerung oder gar nicht besetzen können. Laut DGB-Untersuchung klagen 58 Prozent aller Befragten über eine häufige körperliche Anstrengung bei der Arbeit. Im branchenübergreifenden Durchschnitt sind es nur 30 Prozent. 56 Prozent der Baubeschäftigten bewerten ihr Einkommen als nicht leistungsgerecht – gegenüber 46 Prozent in der gesamten Wirtschaft. Acht von zehn Baubeschäftigten betrachten die eigene Arbeit hingegen als besonders sinnhaft.
„Die Arbeit auf dem Bau ist nicht per se unattraktiv. Am Ende des Tages können Bauarbeiter mit eigenen Augen sehen, was sie geschaffen haben. Fachwissen, Teamwork und ein guter Überblick zeichnen Profis aus. Ihre Leistung wird aber nicht ausreichend gewürdigt“, so Burckhardt. „Wer ein um ein Fünftel geringeres Einkommen als in der Industrie hat, überlegt sich schnell, die Branche zu wechseln. Auch die Aussicht, es körperlich nicht bis zur Rente zu schaffen, ist ein wesentlicher Grund für den Facharbeiter Schwund am Bau.“ Wer die Branche für die Zukunft aufstellen wolle, müsse jetzt gegensteuern. Die Möglichkeit dazu hätten die Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde für das Bauhauptgewerbe.
Quelle: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Bundesvorstand - Pressestelle