Sind Maikäfer noch zu retten?
Pünktlich zum 1. Mai tauchte in unserem Garten der erste Maikäfer auf. Unglücklicherweise war er in eine etwas tiefere Pfütze gefallen und drohte zu ertrinken. Als Vorsitzender der DLRG habe ich natürlich ein Blick für derartige Krisensituationen und befreite den kleinen Kerl aus seiner misslichen Lage. Nach einem kurzen Sonnenbad erholte er sich zusehends und ich konnte ihn auf unseren Kirschbaum in die Freiheit entlassen. Natürlich machte ich noch ein paar Fotos und stellte fest, wie gut diese Käfer an ihren Lebensraum angepasst sind. Dabei dachte ich an den Maikäfer den ich vor zwei Tagen gefunden hatte. Als lebendes Anschauungsobjekt hatte ich ihn mit in einen Kindergarten genommen. Statt staunender "Ah!" und "Oh!" hatte ich panische "Ii!" zu hören bekommen. Jungen, deren Pokemons es mit den schrecklichsten Monstern aufnehmen, waren vor einem Maikäfer zurückgewichen. Erst nach einiger Zeit hatte sich ein Junge getraut den Maikäfer auf die Hand zu nehmen und nach reiflicher Überlegungszeit ein zweiter Junge sich ein Herz gefasst und schließlich hatte auch ein Mädchen den Käfer kurz auf die Hand genommen. Nur drei von zehn Kindern hatten den Maikäfer angefasst - ich war überrascht. Ich dachte an die eigene Kindheit und die vielen Maikäfer, die wir damals gesammelt, in Zigarrenkisten gesperrt - nicht ohne ausreichend Luftlöcher in den Deckel zu stoßen - und mit frischen Blättern versorgt hatten. Heißt es nicht lernen mit Kopf Herz und Hand? Haben sich unsere Kinder schon soweit von der Natur entfernt, dass das Lernen mit der Hand verkümmert? Bei aller Forderung nach Bildung in den ersten Jahren - elementare Erfahrungen mit allen Sinnen und Neugier sind wichtig und können durch kein noch so gutes Arbeitsblatt, Video oder interaktives Computerspiel ersetzt werden. Wenigstens konnte ich alle Kinder dazu überreden, den Käfer einmal zu streicheln.
Bürgerreporter:in:Helmut Meffert aus Gehrden |
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