Buchtipp: " Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers" von Sherman Alexie

Der arme Kerl kommt mit einem Wasserkopf zur Welt, ist also doppelt bestraft: Indianer und behindert!

Arnold Spirit „Junior“ ist 14 Jahre alt, stottert, trägt die häßlichste Brille seit Menschengedenken und wird regelmäßig von seinen Kameraden im Indianerreservat verprügelt. Also hält er sich lieber in seinem Zimmer auf, liest und zeichnet Comics:
Seite 12:
„Ich zeichne, weil Wörter zu unvorhersehbar sind. Ich zeichne, weil Wörter zu beschränkt sind. Wenn man Englisch, Spanisch, Chinesisch oder irgendeine andere Sprache spricht oder schreibt, kann nur ein bestimmter Prozentsatz der Menschheit einen verstehen. Aber, wenn man ein Bild malt, versteht das jeder. […] Ich zeichne also, weil ich mich der Welt mitteilen will. Und ich will, dass mir die Welt zuhört.“

Als Junior in seinem Geografiebuch den Mädchennamen seiner Mutter sieht, sie also genau dasselbe Buch vor mehr als 44 Jahren in den Händen hielt, kann Junior seine Wut nicht zurückhalten und schleudert es seinem Lehrer entgegen. Junior sieht die Ausweglosigkeit. Es wird sich nie etwas ändern, nicht in 40 Jahren, nicht in 100. Da er mit dem Buch seinem Lehrer, Mister P, die Nase gebrochen hat, fliegt er von der Schule. Aber statt, dass sein Lehrer ihm einen „Auftragskiller“ auf den Hals schickt, erklärt er Junior, er müsse das Reservat verlassen, um das Schicksal seiner Vorfahren nicht zu wiederholen: arm, alkoholabhängig, hoffnungslos.
Das wird der Wendepunkt, denn tatsächlich macht sich Junior auf zur Highschool der Weißen nach Reardan. Es macht ihm allerdings eine Heidenangst.
Seite 63:
„ ... die Jungs und Mädchen von der Reardan waren absolut top. […]
Sie sahen gut aus, waren schlau und einfach unbesiegbar.
Sie waren voller Hoffnung.
Keine Ahnung, ob die Hoffnung weiß ist. […]
Man, ich hatte einen Riesenschiss vor diesen Reardan Schülern und vielleicht hatte ich ja auch Schiss vor der Hoffnung.
Seite 67:
„Denk immer dran“, sagte mein Vater, „dass die Weißen auch nicht besser sind als du.“ Damit lag er absolut daneben und das wusste er auch. Er war der Indianer-Versager-Vater eines Indianer-Versager-Sohnes, der in einer Welt lebte, die für Gewinner gemacht war.

Junior ist gewaltigen Problemen ausgesetzt, aber der lebende Beweis dafür, dass eine aussichtslose Lage doch noch eine Möglichkeit enthält das Leben zu meistern, doch noch das Beste herauszuholen. Es braucht viel Mut einen eigenen Weg zu gehen und viel Entschlossenheit.

Dieses Buch steckt voller Weisheit, verpackt in Jugendsprache, kleine Comics und viel Humor.
Wunderbar!

Lesealter ab 12
Dtv, 12,90 €
ISBN: 978-3423247429

Bürgerreporter:in:

Vera Henze aus Mönchengladbach

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