Vom Sinn und Unsinn des Leinenzwangs...
...nein, nicht des allgemeinen Leinenzwangs. Oftmals ist dieser sogar sehr angebracht und geht vollkommen in Ordnung. ABER:
Nehmen wir mal das Beispiel Berenbosteler See in Garbsen. Ein herrliches Stückchen Erde. Und so wie ich das als Neubürger verstanden habe, soll es für alle Seiten ein Genuss sein. Da ist auf der einen Seite der Naturschutz, der hier betrieben wird und der mir sofort äußerst positiv aufgefallen ist. Der NaBu hat fleißig Nistkästen angebracht, es gibt für einen Tier- und Naturfreund viel zu entdecken und zu beobachten. Und als Hobbyfotograf kommt man hier voll auf seine Kosten! DAUMEN HOCH!
Um den See herum führt ein sehr schöner Weg, den ich fast täglich mit meinen – angeleinten! – Hunden laufe und genieße. Wenn da nicht links und rechts ständig diese Tretminen lägen. Hier ist Fremdschämen angesagt. Für jeden Hundehalter sollte es selbstverständlich sein, die Hinterlassenschaften seines besten Freundes wegzuräumen. Wo liegt da das Problem? Wie immer – am anderen Ende der Leine! Nicht beim Hund.
So laufen meine beiden Kleinen also fröhlich neben mir her. Sie belästigen niemanden. Keine Radfahrer, keine Inliner, keine Fußgänger – und schon gar keine wildlebenden Tiere. Gut so!
Bei meinen Rundgängen bleib mir die Freilaufzone für Hunde natürlich nicht verborgen. Ich war stolz auf meine neue Stadt! Eine tolle Heimat hatte ich mir da ausgesucht. Sie bietet wirklich für alle etwas – so dachte ich zumindest.
Da lag sie also vor mir und meinen beiden pelzigen Freunden, die frischgemähte Hundewiese. Nette Menschen, nette Hunde trafen wir hier – und ein sehr wenig nettes Schild mit dem Hinweis, dass in der Brut- und Setzzeit – also von April bis Juli – alle Hunde an der Leine zu halten sind.
Okay, ich bin immer schon ein Naturfreund gewesen und ich freue mich, wenn wir Menschen auf eben diese und die Artenvielfalt, die sie hervorbringt, achten. Nun überlegte ich und grübelte.... Diese Wiese wird – wie ich nun weiß – wöchentlich gemäht. Auf dieser Wiese treffen sich täglich zig Hunde. Nein, hier wird sich weder ein Bodenbrüter noch ein Reh hinwagen, um zu brüten oder zu gebären.
Ich sehe eine Wiese weiter – direkt am wunderschönen See und nicht in zweiter Reihe wie „unsere“ Hundewiese, ballspielende Kinder. Ich sehe Menschen, die grillen, ich sehe wie Alkohol in Mengen getrunken wird. Ich sehe, wie Kinder mit Stöcken hinter den Graugänsen und ihren völlig verschreckten Gösseln herjagen. Ich sehe Müll und Glasscherben. Ich sehe Grillasche, die achtlos auf die Wiese geschüttet wird. Ich sehe sogar Motorräder... Und ich sehe in vier Hundeaugen, die mich fragend anschauen und nicht verstehen können, weshalb sie hier auf dieser gemähten Wiese nicht unbekümmert und ausgelassen spielen dürfen.
Warum sie keine – für das Rudeltier Hund lebenswichtigen - Sozialkontakte pflegen dürfen. Ich sehe verantwortungsbewusste Menschen, die traurig in dieser schönen Natur stehen und mit ansehen müssen, wie ihre jungen und temperamentvollen Hunde teilnahmslos zu ihren Füßen liegen und diese schöne, frischgemähte Wiese brach daliegt.
Naturschutz ist wichtig. Naturschutz ist großartig! Aber wer schützt diese kleinen Wesen mit den traurigen Seelen vor unnützen Verboten? Der Tierschutz besagt, dass wir unsere Tiere artgerecht halten müssen. Artgerecht bedeutet für einen Hund, dass er freien Auslauf und soziale Kontakte haben kann. Und ich fragte mich, warum das selbst auf diesem begrenzten Raum, wie dieser wunderschönen Wiese nicht möglich ist, während einen Steinwurf entfernt sich Menschen voll entfalten dürfen. Und das absolut nicht immer im Sinne des Naturschutzes!
Leben und Leben lassen. Das ist das, was wünschenswert wäre! Die Hunde können es nicht, darum bitte ich hier ganz inständig darum, dass alle, die dafür verantwortlich sind, noch mal darüber nachdenken, ob man dem besten Freund des Menschen nicht auch ein wenig Recht einrichten könnte.
Lassen wir mal außen vor, dass wir für unsere Hunde eine hohe Luxussteuer bezahlen müssen und dafür immer mehr und gravierender in unserer Freiheit beschnitten werden... Aber ich appeliere an Herz und Verstand aller Verantwortlichen, das alles zu überdenken.
Unsere Hunde können momentan nicht artgerecht gehalten werden. Sie dürfen sich nicht ausleben. Sie werden eingeengt und ihrer überlebenswichtigen Bedürfnisse beschnitten.
Wenn ich die jungen, vor Lebensfreude und Energie strotzenden Hunde so anschaue, sehe ich ihr Leiden. Ich sehe auch, dass sie – je länger der Leinenzwang anhält – nervöser und agressiver werden. Eine ganz natürliche Folge von der extrem beschnittenen Freiheit.
Helfen Sie uns, dass auch unsere Hunde und wir Hundehalter wieder ein schönes Leben am See haben. So wie all die Anderen auch.
BITTE, geben sie diese wöchentlich frisch gemähte Wiese zum Toben frei! Unsere Hunde und wir werden es Ihnen danken!!!
Nochmals: ich bin auch für Leinenzwang um den See herum! Ich bin dafür, dass der Hundekot vom Halter entsorgt wird. Ich bin für den Naturschutz! Ich bin aber auch für den Tierschutz – und der bezieht unsere Hunde und ihren Bewegungsdrang mit ein.
Unsere Hunde können die Zeit bis zum Ende der Brut- und Setzzeit nicht mehr abwarten. Sie leiden!
Es muss doch eine Lösung für alle geben können – oder eben eine Alternative...
Mit freundlichen Grüßen,
Birgit Behle-Langenbach
mit Nikita und JayJay
Ich hab Verständnis für den Artikel! Ausser...
> "Unsere Hunde können momentan nicht artgerecht gehalten werden. Sie dürfen sich nicht ausleben. Sie werden eingeengt und ihrer überlebenswichtigen Bedürfnisse beschnitten."
Dafür ist einzig und allein der Halter verantwortlich!
Es mag ärgerlich sein, wenn die Umstände einem das Halten von Haus-/Nutztieren erschweren, aber die Entscheidung, ein Tier zu halten, obwohl man es nicht artgerecht halten kann, trifft nur der Halter und nicht die Mitbürger, die Kommune, Politiker o.ä.