Igelsäugling erfolgreich aufgezogen

65 g Igelsäugling "Knuffi"
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Am 31.08.2009 brachte mir ein aufgeregter Nachbarsjunge am frühen Nachmittag einen kleinen Igelsäugling in einem Karton vorbei. Meine Recherche ergab, dass das Tier offensichtlich mutterlos also hilfsdürftig, unterkühlt und geschwächt war, deshalb entschied ich mich für die Aufnahme des Igels. Die Erstuntersuchung zeigte, es handelte sich um ein Männchen mit 65 g, das die Augen noch geschlossen hatte aber bereits ein kleines Stachelkleid besaß. Ich schätzte das Tier auf 10 Tage. Die Flöhe bürstete ich mit einer alten Zahnbürste aus und entfernte auch die 9 Zecken. Nach der Erstversorgung mit einigen Tropfen Fencheltee und einer lauwarmen Wärmflasche mit Handtuch telefonierte ich mit ProIgel, um mich über die weiteren Maßnahmen zu informieren. Zwar hatte ich bisher schon zahlreiche Igel überwintert, doch die wogen alle gute 100 g, nahmen ihre Nahrung selbständig auf und wurden erst bei Einbruch des Winters gefunden. Dank der hilfreichen Gespräche mit Mitgliedern von ProIgel erkannte ich schnell, dass ich es auch hier schaffen würde, den Kleinen aufzuziehen. Als schwierig erwies zunächst nur das Besorgen der richtigen Ersatzmilch. Leider vertragen Igelsäuglinge die meisten Ersatzprodukte nicht. Nach etlichen Telefonaten mit Zoohandlungen und Tierärzten fand ich heraus, dass man das Produkt Royal Canin 1st age "Hundewelpenmilch" in Wunstorf bei Fressnapf in einer 400 g Dose für stolze 12,95 Euro kaufen kann. Was solls, ab ins Auto und die Dose holen. Nachdem ich die minimalen Mengen von 0,7 ml angerührt hatte (1:2), ging es an die Fütterung. Gierig saugte nun der Jungigel an der Ersatzzitze in Form eines Fahrradventils, dass auf einer 1 ml Spritze aufgezogen worden war, um die Milch zu trinken. Sie schien dem Kleinen sehr gut zu schmecken und er forderte mit sogenanntem Milchtritt gegen meine Finger mehr. Doch die Vorgaben waren eindeutig. Nach der Mahlzeit sorgte ich mit Hilfe eines Wattestäbchens für die Toilettierung (beim kleinen und großen Geschäft helfen). Müde und satt kam der Igel auf seine ständig neubefüllte lauwarme Wärmflasche mit Handtuch. Diese Prozedur zog ich nun 2 Tage alle 2 Stunden und Nachts einmal durch. Nach zwei Tagen konnte der Kleine auf seinen Beinchen stehen und ich versuchte ihm ein paar Tropfen Milch im flachen Schälchen anzubieten. Noch etwas unbeholfen aber schließlich erfolgreich schlabberte er leicht prustend den Tropfen weg. Von nun ging es auch gewichtsmäßig nach oben. Die zusätzlichen Fütterungen über die "Flasche" wurden langsam eingestellt. Als ich am 06.09. die ersten Zähne entdeckte, kam etwas Rührei unter die Milch. Zunächst wurde das Ei als Bodensatz demonstrativ verschmäht. Doch bereits bei der zweiten Mahlzeit war das Schälchen leer. Der Igel wurde nun täglich deutlich größer und mobiler. Er zog in eine größere Box um und durfte in unserem Wohnzimmer zeitweise umherlaufen. Schließlich blieb die Milch ganz weg und "Knuffi" bekam Katzenfutter und Wasser. Auch die geliebte Wärmflasche wurde erbarumgslos durch schnödes Zeitungspapier ersetzt. Ab 300 g übten wir draußen im Garten durch das Gras zu laufen. Knuffi schnupperte interessiert an dem Fallobst und fand auch kleine Insekten, die er fraß. Erstaunlich war, dass er niemals weg lief. Er blieb immer in meiner Nähe und hatte besonderen Spaß, meine Gartenhandschuhe zu bespeicheln. Mit 360 g blieb Knuffi auch Nachts gut geschützt gegen evtl. Feinde in seiner Box mit Deckel, um sich allmählich an die Außentemperaturen zu gewöhnen. Auch ließ ich ihn in der Dämmerung immer längere Zeiträume allein. Als er 550 g wog, wartete ich auf trockenes Wetter, um ihn endgültig auszuwildern. Am Sonntag war es dann soweit. Ich habe mich von Knuffi (inzwischen stolze 649 g) verabschiedet, damit er als "wilder Igel" sein Unwesen treiben kann. Wie gewohnt bekam er sein Futter unter dem Zwetschgenbaum und ich ging ins Haus. Früh am morgen guckte ich dann doch etwas besorgt in den Garten. Kein Igel war zu sehen. Doch gestern abend tauchte er vor seinem Futternapf wieder auf. Natürlich wird er hier die nächsten Nächte noch versorgt. Knuffi ist übrigens nicht er einzige Igel in meinem naturnahen Garten. Bis zu vier Tiere streifen hier abends herum. Dazu gehört auch seine Schwester "Leonie". Sie wurde einige Tage nach Knuffi mit einem Gewicht von 60 g und deutlichen Austrocknungssymptomen auf dem selben Garagenhof wie Knuffi gefunden. Zum Auswilderungszeitpunkt wog Leonie 541 g. Beide Igel sind zur vorläufigen Wiedererkennung mit einem kleinen Tropfen Nagellack markiert. Allerdings wird der Punkt bald verschwunden sein. Die Kinder der Nachbarschaft kamen übrigens häufig abends vorbei und erkundigten sich nach den Tieren. Doch ist es für sie schwer zu verstehen, dass ich diese niedlichen Tiere wieder freigelassen habe. Doch Igel sind Wildtiere und fühlen sich in der Natur am wohlsten. Sicherlich haben die Kinder recht, wenn Sie mir aufzählen, was den Kleinen alles passieren kann, doch meine Hilfe sollte und darf nur vorübergehend sein. Noch finden sie genügend Insekten, um sich ein Winterquartier für den Winterschlaf zu suchen.
Viel Glück ihr zwei Stachelritter!

Bürgerreporter:in:

Dagmar Strube aus Garbsen

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