"Martha" steht in Wenden
Wer von Nienburg und Stöckse nach Wenden fährt, sieht weit vor dem eigentlichen Dorf auf einem kleinen Hügel eine Windmühle stehen. Die Ahrbeckersche Windmühle in Wenden ist eine Bockwindmühle aus dem Jahre 1681. 1870 wurde die Mühle vollständig zerlegt und vom Müller Ahrbecker und dem Nienburger Mühlenbauer Huischen in Wenden wieder aufgebaut.
Die Mühle ist komplett aus Holz gebaut. Sie ruht, anders als die Holländer-Windmühlen, auf einem Bock und kann mit Hilfe eines Holzbalkens (Steert) in den Wind gedreht werden. Die gesamte Mühlentechnik mit den drei Mahlgängen, einem Feinmehlgang, einem Schrotgang und einem Graupengang, ist noch vollständig erhalten.
Die Mühle wurde angeblich 1681 im Rheinland erbaut. Die dendrologische Untersuchung der wichtigsten Hölzer des Mühlenkastens, vor allem der Eckstiele und Holzbänder, ergab, dass die Hölzer einheitlich 1666 in der Nienburger Region geschlagen wurden. Das im Hammer eingeschlagene Datum 1681 ist wahrscheinlich das Baujahr der Mühle. Außerdem zeigt die Inschrift den Namen des Eigentümers oder Mühlenbauers „M. Pfhilip Dralle“. Dralle war Mühlenbauer in Lauenhagen bei Stadthagen und 1685 auch Pächter der landesherrlichen Mühle in Lauenhagen.
Die Mühle war bis 1929 in Betrieb des Müllers Heinrich Ahrbecker. Dann wurde neben der Bockwindmühle eine Motormühle gebaut. In den 1960er Jahren wurde erwogen, die Mühle ins Museum in Cloppenburg zu dislozieren, doch letzlich wurde die Fullriedeschen Mühle aus dem nördlichen Landkreis Nienburg ins Museumsdorf versetzt.
Die Ahrbeckersche Mühle wurde im Jahr 2005 restauriert. Der 1997 gegründete Mühlenverein hatte auch nach der Restaurierung viel zu tun. 2012 wurde der nicht mehr belastbare Hammer ausgetauscht, ein Jahr später die von Holzwespen befallenen Flügel.
Die Ehefrau des Enkels Heinrich Ahrbecker hieß Martha. Sie überließ dem Mühlenverein die Mühle. Ihr Name ziert den Mühlensockel.
Mehr Infos: mvahrbecker@t-online.de. Der Deutsche Mühlentag am 24. Mai 2021 ist leider abgesagt. Die Mühle kann individuell aufgesucht und von außen besichtigt werden.
https://www.deutsche-muehlen.de/deutscher-muehlent...
Material:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bockwindm%C3%BChle
Dendrologisch: Z.B. https://dendrolabor.phil-fak.uni-koeln.de/
http://www.agrarkulturerbe.de/organisation4.php?id...
http://navigator.geolife.de/poi-1001050-8000.html
Rüdiger Hagen, Die Bockwindmühle in Wenden, in: Der Mühlstein, April 1998, S. 44-46
Rüdiger Wormuth, Mühlen in Bremen und Niedersachsen. Die Mittelweserregion Landkreise Diepholz und Nienburg/Weser, Petersberg 2013 (= Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Bd. 40), ab S. 219
Heinz Schlichting, Chronik der Gemeinde Stöckse, Nienburg/Weser 1993, ab S. 379
Informationen im Aushang des Mühlenvereins
Bürgerreporter:in:Stefan Weigang aus Garbsen |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.