Radsportler schweben immer in Lebensgefahr
Ein Unfall von Mittwochmorgen hat mich sehr betroffen gemacht: Ein Radrennfahrer ist auf der Kreisstraße zwischen Ronnenberg und Gehrden von einem Transporter erfasst und schwer verletzt worden. Rücksichtnahme passt wohl nicht mehr in unser Beschleunigungs-Leben.
Das Calenberger oder Deistervorland zwischen Barsinghausen und Ronnenberg ist für viele Radsportler ein Eldorado. Die abwechslungsreiche Topografie bietet je nach Alter und Kondition genügend Möglichkeiten, sich geeignete Trainingsstrecken auszusuchen. In den Sommermonaten begegnen einem nachmittags und abends fast überall auf den Landstraßen Radsportler. Nur selten weicht einer von ihnen mal auf einen Radweg aus, der bisweilen parallel zur jeweiligen Fahrbahn verläuft.
Auf meinem täglichen Heimweg von Garbsen nach Springe, begegne ich Radsportlern vor allem zwischen Harenberg und Gehrden. Ich finde es toll, dass dieses Hobby trotz der anhaltenden Dopingprobleme der Profis nicht an Attraktivität verloren hat und sich viele Breitensportler in den Trikots der bekannten Tour-Teams mit flinker Pedale ihre Fitness erarbeiten. Mich stören die Radsportler nicht, auch wenn ich aus Rücksicht auf sie Zeit verliere und lieber bremse und den Gegenverkehr abwarte, als zu eng an ihnen vorbeizufahren. Von den Millionen Euro Steuergeldern, die in den Straßen verbaut worden sind, sollte auch der Sport profitieren. Es muss ein Miteinander geben, auch wenn ich bisweilen zweifle, ob gegenseitige Rücksichtnahme noch zu den Grundprinzipien unserer Gesellschaft gehört. Obwohl ein guter Freund und Schulkamerad vor vielen Jahren im Schwarzwald von einem Lastwagen gerammt wurde und im Straßengraben starb: Radsportler dürfen nicht von der Straße verbannt werden, nur damit noch gedankenloser gerast werden kann. Ein Ausweichen auf Radwege ist in vielen Fällen keine Alternative. Das hat Gehrdens Seniorfahrer Eberhard Cramme in seinem myheimat-Beitrag (http://www.myheimat.de/gehrden/beitrag/53302) hinreichend belegt.
Nach diesem neuerlichen Unfall bleiben für mich viele Fragen offen: Wie können wir es erreichen, dass Auto- und Brummifahrer Radsportler akzeptieren? Sind Sonderrechte für Radrennfahrer sinnvoll, die es ihnen erlauben, die Landstraße dem Radweg vorzuziehen? Einzeln oder nur in Gruppen. Gibt es Nebenstrecken, die Radsportlern empfohlen werden sollten und auf denen ihnen Vorrang vor dem normalen Verkehr eingeräumt wird? Was meint Ihr zu diesen Themen?
"also nochmal: hättest Du oben schon lesen können"
Stimmt, den Link hab ich übersehen, sorry.
"Das ist die Rechtslage, daran kannst auch Du nichts rütteln"
Genau von der Rechtslage spreche ich doch auch die ganze Zeit. Ich rede von geregelten Radwegen und nicht von Feldwegen oder den im Link erwähnten (meist bescheuerten) Schutzstreifen, Angebotsstreifen, Radfahrstreifen oder ähnlichen Kram.
"Du hast aber sowieso mit der Tatsache, dass auch Rennradfahrer ganz normale und in überwiegender Zahl vernünftige Verkehrsteilnehmer sind und eben auch öffentliche Straßen nutzen dürfen, ein echtes Problem - zeigen Deine Aussagen hier ja eindeutig"
Nein, ich spreche die ganze Zeit von dem Problem, dass einige meinen, sie dürften Regeln brechen, sich Sonderrechte herausnehmen und dabei andere Verkehrsteilnehmer behindern, belästigen oder gar gefährden.
Und das bezüglich jedes Radlers und nicht nur bei Rennradbenutzern (die ja auch nicht alle dadurch "Sport"radler sind, sondern meist normale Verkehrsteilnehmer
Beim "Sport"radler kommt noch der Ärger hinzu, den man empfindet, wenn man die bescheuerte Begründung "Sport", "Training" o.ä. hören muss.
Man stelle sich mal vor, Raser im Auto würden sich mit der Begründung, sie betreiben ja Motorsport und dürften deshalb rasen, herausreden, wenn man sie erwischt ;)
Zwei weitere Punkte, die mich bezüglich Radeln ärgern, spricht auch dein Link an:
Erstens die blödsinnige Interpretation der Forschungsergebnisse bezüglich Trennung oder nicht Trennung der Verkehrsteilnehmer. Denn positiver wäre es, wenn es dann gar keine eigenen Fahrbahnen (weder Radweg noch irgendwelche Streifen) für die Radler gäbe, sondern diese sich so bewegen wie die Autos.
Diese Nichts-Ganzes-und-nichts-Halbes-Ideologie ist dagegen unsicher (und nicht nur bezüglich der Sicherheit an sich, sondern der Unsicherheit bezüglich Vorschriften, Nutzung und Verhalten). Aber das ist ein alter Hut.
Zweitens der Rückbau echter Radwege und ein Verlegen auf "Linienpinseln" durch die Kommunen, weil es billiger ist und m.W. auch versicherungstechnisch günstiger für die Kommunen ist (und manche Radler diesen Beschiss auch noch als falsch verstandene Freiheit bzw. ein angebliches Mehr für den Radverkehr feiern).
Und nicht zuletzt noch allgemein zu den Stellen, an denen es nicht offizielle Radwege gibt, diese aber nicht genutzt werden, weil man sie nicht nutzen muss:
Das kann ich nicht nachvollziehen, da ständig rumgeheult wird, es gäbe zu wenig Radwege und wenn dann millionenschwere Radwege gebaut werden, werden sie nicht genutzt, sondern daneben auf der Autofahrbahn gefahren. Finde ich irgendwie kindisch...