Der Bus kommt nicht
Fünf Blechbläser und ein Schlagzeuger, adrett gekleidet in Anzug und Fliege, stehen fröstelnd an einer Haltestelle und warten auf den nächsten Bus. Dabei jonglieren sie mit Tönen um die Wette, um sich die Zeit zu vertreiben. Die Sonne scheint, weit und breit sind nur Wiesen und Felder zu sehen. Immer wieder studieren die Musiker den Fahrplan, blicken genervt auf die Uhr oder starren sehnsüchtig in die Ferne. Als sich dann endlich mit hoffnungsvollem Tuckern ein Gefährt nähert, stellt es sich nur als ein antiker Traktor heraus, dessen Fahrerin mit einem Grinsen auf den Lippen vorbeifährt und die Künstler stehen lässt.
Da wird die Szenerie jäh unterbrochen. „Ok. Das Ganze jetzt nochmal in der Totalen“, befiehlt der Aufnahmeleiter, „und jetzt zeigt ruhig noch ein bisschen mehr Emotionen in der Mimik. Wir wechseln nur kurz den Standort der zweiten Kamera und dann geht es weiter.“ Geschäftiges Treiben setzt ein. Kamera Nummer zwei wird versetzt, Techniker und Beleuchter müssen sich einen neuen Platz suchen, die Dame mit dem Grinsen rangiert den alten Traktor zurück, der Maskenbildner pudert nochmal kurz über die Nase eines Bläsers und die Men in Blech vergraben sich in ihre Mäntel, um ein bisschen Wärme einzufangen.
Das Friedberger Blechbläserquintett befindet sich an einem Sonntagnachmittag im November an einer eigens aufgebauten, fingierten Bushaltestelle auf freiem Feld in der Nähe von Gablingen beim Dreh des SWR für die Sendung hin@weg. Die Lufttemperatur beträgt sechs Grad Celsius und die Sonne lichtet hin und wieder die Schwaden des Hochnebels. Die Redaktion hat sich als Thema für einen der Ausstrahlungstermine der Reportagesendeung im Januar die Region zwischen Günzburg und Augsburg herausgesucht und die Men in Blech als einen der musikalischen Beiträge auserkoren. Zusammen mit ihrem befreundeten Schlagzeuger Markus Kronhofmann spielen sie die „Blasmusik in Moll“ der Gruppe Haindling und warten dabei laut Drehbuch in Konzertkleidung auf den Bus, der sie zu einem Auftritt bringen soll. Dabei wird die Bushaltestelle von verschiedenen abenteuerlichen Gefährten, unter anderem einem Bonanzarad mit Moderatorin Karen Markwardt, passiert, die immer wieder Hoffnung auf Abholung bei den sechs Herren wecken.
Die Vorbereitungen für die Sequenz, die nach dem Schnitt nur etwa drei Minuten Sendezeit betragen wird, waren enorm. Eineinhalb Stunden vor Drehbeginn wurden die Protagonisten von einem Maskenbildner im Gablinger Rathaus geschminkt. „Wir mussten Gesicht und Hände mit allen möglichen Pulvern und Cremes präparieren, damit unsere Haut dann bei der Aufnahme nicht zu sehr glänzt.“, lacht Hornist Martin Nägele. Dann ging es mit drei Fahrzeugen zum Set an einer Feldwegkreuzung. Dort wurde zunächst noch einmal der genaue Plan für den Dreh durchgesprochen. Christian Paul, der die Tuba bei den Men in Blech bedient und vom kalten Blech ganz klamme Finger hatte, zeigte sich überrascht von der Spontanität,die dabei herrschte. „Wir konnten auch ein paar eigene Ideen in den Clip mit einbringen und hatten viel Spaß dabei!“ Dann ging es an die Arbeit. Insgesamt etwa fünfzehnmal musste das Arrangement des Haindling-Songs durchgespielt werden, ehe alles im Kasten war. Dabei wurden immer wieder die Kamerapositionen und -einstellungen gewechselt und so zog sich die Aufnahme über zwei Stunden hin, ehe der Aufnahmeleiter mit einem „Dankeschön! Feierabend!“ die Crew entließ.
Ob die Hoffnung der Friedberger Musiker auf die Abholung durch einen Linienbus am Ende der Filmszene erhört wird, wollen sie noch nicht verraten. Den Heimweg traten sie in frostig-föhlichem Zustand jedenfalls nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern in drei PKWs an.
Nächste Auftrittstermine der Men in Blech
02.12.11 21:30 Nacht der Sterne Friedberg, Pfarrkirche St. Jakob Friedberg
17.12.11 16:00 und 19:00 Kirchenkonzerte in der Stefanskirche Friedberg
26.12.11 10:00 Festmesse zum Stefanstag in der Kirche St. Georg in Bachern
Bürgerreporter:in:Andreas Bolleininger aus Friedberg |
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