Der Jazz – Ein Musikstil erobert die Welt (Teil 7)

Chick Webb gehörte zu den besten Trommlern des Jazz.
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  • Chick Webb gehörte zu den besten Trommlern des Jazz.
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„Chick“ Webb war der ungekrönte König des Savoy Ballroom in Harlem. Und an manchem Abend standen sie um ihn herum, die Drummergrößen wie Gene Krupa, Buddy Rich und Jo Jones. Cosy Cole sagte einmal: „Je mehr von uns bei ihm standen, um so besser spielte er. Er konnte auf der Basstrommel mit dem Fußpedal Wirbel spielen. Er hat uns alle inspiriert. Bei ihm war alles präzise, keine Unsauberkeiten, seine Drives waren ansteckend und die Explosivität auf der Snare Drum wurde legendär.

„Duke“ Ellington hatte die Genialität von „Chick“ Webb schon früh erkannt und durch seine Vermittlung konnte er in den ersten Häusern auftreten. Sein Machtbereich aber war der Savoy Ballroom. Hier lebte er in Kontakt mit den Tanzenden. Er fühlte mit ihnen bei seinem Spiel. Er war allen anderen Bands, die dort auftraten, weit überlegen.

Viele Geschichten ranken sich um die Band-Wettstreite, die „Chick“ Webb mit anderen Orchestern dort austrug. So holten sich unter anderem Cab Calloway, Benny Goodman und sogar der legendäre Fletcher Henderson große Blessuren. Jede Gastband wurde von Webb in Grund und Boden getrommelt.

Der größte Jazz-Wettbewerb des Jahrhunderts! So hatte das Savoy für den 11. Mai 1937 auf großen Plakaten ankündigen lassen, dass sich die „Chick Webb-Band“ und das „Benny Goodman Orchester“ zu einem musikalischen Wettstreit treffen und das Ereignis als die Sensation der Session 1937 bezeichnet. 4000 Besucher hatten sich an diesem Abend ins Savoy gezwängt. Und dann standen sie sich gegenüber: Hier Benny Goodman, der King of Swing und dort „Chick“ Webb, der King of Swing. Da sich beide Bands der gleichen Arrangements bedienten, war es für die Fachwelt und auch die legendären Lindy - Hop - Profi -Tänzer einfach für ihre Meinungsbildung, wenn beide gleichzeitig auf einer Bühne standen. Nach einigen Stunden war das Duell entschieden. Sieger war „Chick“ Webb. Immer wenn der spielte, standen die Goodman-Musiker da und schüttelten nur mit dem Kopf. Die Goodman-Band gab auf. Gene Krupa verneigte sich vor dem Mann, der ihn besiegt hatte. „An diesem Abend“, so erinnerte sich später einmal einer von Webbs Musikern, „hätte niemand „Chick“ die Krone entreißen können.“

Auf Grund seiner Missgestaltung durch Tuberkulose und dem daraus resultierenden Kleinwuchs, hatte Webb als Farbiger, vergleichbar mit dem Porgy aus Gerhswin`s „Porgy and Bess“, eine weitaus schwerere Kindheit erlebt, als es im farbigen Milieu ohnehin üblich war. Schon als Dreijähriger versuchte er sich im Trommelspiel und nahm dazu Pfannen, Töpfe und Selbstgebasteltes her. Mit dem Austragen von Zeitungen verdienten Geld kaufte er sich ein gebrauchtes Schlagzeug, machte sich damit bald einen Namen als Tricktrommler an Straßenecken und diese Fähigkeit ebnete ihm den Weg in Tanzbands, die am Wochenende irgendwo aufspielten.

Bei diesen Auftritten lernte er den Gitarristen John Trueheart, seinen lebenslangen Freund, kennen. Mit ihm kam er 1924 nach New York und trat mit ihm gemeinsam in das Orchester Edward Dowell ein. Viele wissen wahrscheinlich kaum, dass „Chick“ Webb nicht nur ein begnadeter Schlagzeuger war, sondern auch ein fesselnder Entertainer. Er avancierte dadurch geradezu zu einer Führungspersönlichkeit und so war es auch kein Zufall, wenn seine Musikerkollegen ihn mehr gegen seinen Willen zum Bandleader machten, als ihnen von Duke Ellington ein Engagement im Black Bottem Club vermittelt wurde.

Seiner Band gehörten damals die besten Musiker an. Unter ihnen waren Jimmy Harrison und der Altsaxophonist Benny Carter. 1932 kamen für Webb die ersten Plattenaufnahmen. Gastsolist war damals Louis Armstrong. Landesweite Erfolge verzeichnet das Orchester, als 1933 der Arrangeur und Saxophonist Edgar Sampson hinzu stieß und ab 1935 die auf einem Amateurwettbewerb entdeckte Ella Fitzgerald als Hauptsolistin auch bei regelmäßigen Rundfunkübertragungen mitwirkte. Einen großen Erfolg verzeichnete Webb mit seiner Komposition „Stomping At The Savoy.“ Weitere Erfolge reiten sich an, wie „Blue Lou“, Don`t Be That Way“ oder 1938 der Erfolgshit mit Ella Fitzgerald „A-Tisket A-Tasket“.

Webbs Tuberkuloseerkrankung zwang ihn bereits 1938 zu einem Krankenhausaufenthalt und 1939 musste er sich einer Operation unterziehen, die er nicht überlebte. Ella Fitzgerald führte daraufhin zwei Jahre die Band mit Eddie Barefield als musikalischem Leiter bis zur ihrer endgültigen Auflösung. „Chick“ Webb war einer der ganz Großen des Jazz.

Klaus Kriesbach

(Wird fortgesetzt)

Chick Webb gehörte zu den besten Trommlern des Jazz.
Ein Plakat des Savoy Ballrooms.
Bürgerreporter:in:

Klaus Kriesbach aus Fürstenfeldbruck

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