Der Jazz - Ein Musikstil erobert die Welt (Teil 5)
In den zwanziger Jahren begann dann die Ära der Big Bands in den USA. Sie formierten sich nach dem bereits bekannten Modell der Gesellschaftstanzorchester.
Das Zeitalter des Swings wurde von ihnen eingeleitet und sie erlebten ihre Blütezeit in den dreißiger und zu Beginn der vierziger Jahre. Der Swing errang weltweit als erster Jazzstil große kommerzielle Erfolge. Im Swing rückten die zuerst im Jazz dominierenden afrikanischen Elemente weiter in den Hintergrund.
Eine der wichtigsten Neuerungen hierbei war auch ein rhythmischer Wandel: Der Zweier-Rhythmus des New Orleans-Jazz wurde geglättet und zu einem fließenden Vierer-Rhythmus geformt, bei dem alle vier Taktschläge gleichmäßig betont wurden. Außerdem bürgerten sich kurze melodische Muster, die so genannten Riffs, ein, die im Call- and Response-Schema gespielt wurden.
Ferner teilte man das Orchester in Instrumentalgruppen auf, von denen jede ein eigenes Riff spielte und den einzelnen Musikern ein breites Spektrum für ausgedehnte Soli ließ.
Die Entwicklung der Big Band als Jazzorchester war größtenteils der Verdienst von Duke Ellington und Fletcher Henderson. Henderson und sein Arrangeur Don Redman führten geschriebene Partituren in die Jazzmusik ein. Gleichzeitig aber versuchten sie, die lebendige Ausstrahlung der Improvisation zu erhalten. Diese Vitalität blieb nicht zuletzt durch begabte Solisten wie den Tenorsaxophonisten
Coleman Hawkins erhalten. Fletcher Henderson lebte von 1898 bis 1952. Der amerikanische Jazzpianist und Komponist gab 1920 sein Chemiestudium auf und ging nach New York. Hier stellte er eine zwölf- bis sechzehnköpfige Gruppe auf, in der zeitweise auch Persönlichkeiten wie Louis Armstrong und Coleman Hawkins auftraten. Fünfzehn Jahre war diese Henderson-Band das unerreichte Vorbild in New Yorks Roseland, einem der führenden Musikclubs der Metropole. Henderson war auch ein brillanter Arrangeur. Mit dieser Arbeit und als Mitglied im Benny- Goodman-Sextett machte er so manche Goodman-Nummer unsterblich.
Am 29. April 1899 wurde Washington Edward Kennedy Ellington in eine schwar-ze Mittelklasse geboren. Der junge Edward Kennedy hatte eine komfortable Kindheit. Seinen Cousinen und Cousins sagte er damals schon „Ich bin der große, noble „Duke“, dem die Menschenmassen zulaufen werden. „Und in der Tat brachte „Duke“ Ellington, der große Bandleader und Komponist, Eleganz und Distinguiertheit in den Jazz. In seiner Arbeit sieht man die ersten erfolgreichen Versuche, aus dem Jazz eine ernstzunehmende künstlerische Ausdrucksform zu machen und ihn über seine Ursprünge in den Freudenhäusern von New Orleans
hinauszuheben. Ellington war ein Vielschreiber. Er skizzierte seine Kompositionen in der U-Bahn, in Restaurants und auf Parkbänken.
Obwohl er ein großer Pianist war, war sein eigentliches Instrument aber seine Band. Sie zeichnete sich durch große Solisten aus, wie etwa den Trompeter Cootie Williams, den Saxophonisten Otto Hardwick oder Barney Bigard an der Klarinette. Von den unzähligen musikalischen Erfolgen seien hier nur „Take the A-Train“, „Satin Doll“, „Caravan“, „Mood Indigo“ und „Creole Love Call“ genannt.
Als dritter im Bunde bleibt unter den großen Leadern von Jazz-Big-Bands nochCount Basie übrig. In den dreißiger Jahren kreierte er mit seinem Orchester von Kansas City aus eine eigene Variante des Big-Band-Jazz. Dieses Orchester spiegelte die im Südwesten bevorzugte Betonung der Improvisation wider, bei der die geschriebenen Partien relativ kurz und einfach gehalten waren. Die Bläser des Orchesters tauschten die Riffs in einer freien Interaktion miteinander aus, wobei genügend Pausen für ausgedehnte Instrumentensoli blieb. Besonders Count Basies Tenorsaxophonist Lester Young spielte mit einer bis dahin kaum gekannten rhythmischen Freiheit. Sein feinfühliger Stil und seine langen,
fließenden Melodien, eröffneten dem Jazz eine neue Dimension, ähnlich wie es Armstrong in den zwanziger Jahren getan hatte. Die Band von Count Basie hat von Beginn seiner Gründung an immer für Faszination gesorgt. Lester Young dominierte die Solisten und die Rhythmusgruppe mit Count Basie am Klavier, Jo Jones am Schlagzeug, Walter Page am Bass und Freddy Green an der Gitarre.
Seine größten Erfolge waren „One O‘ Clock Jump“, „April in Paris“ und „Count me in“. Am 21. August 2004 wäre Count Basie 100 Jahre alt geworden. Als er 1984 starb, zogen Tausende in Harlem voller Ehrfurcht an seinem Sarg vorbei.
Text: Klaus Kriesbach;
Bilder: www.photocase.com, www.pixelquelle.de
Bürgerreporter:in:Klaus Kriesbach aus Fürstenfeldbruck |
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