??? --- Wozu noch wählen --- ???

Nein, ich meine hier nicht das Wahlergebnis der Bayernwahl oder das anderer Wahlen. Ich meine nicht, welche Partei man noch wählen könne. Ich meine keine Wahlprogramme. Es ist etwas ganz Anderes, was mich und viele hier beschäftigt. Lest selbst!

Bayern, 28. September 2008. 18.00 Uhr. Die 1. Hochrechnung flimmert über den Bildschirm. Und siehe da: Mit minimalsten Abweichungen ist diese Hochrechnung auch das Endergebnis – obwohl noch keine einzige unserer Stimmen aus den Wahlurnen entnommen, ausgezählt oder ausgewertet ist! Obwohl die Briefe der Briefwähler noch unangetastet sind! Was läuft da ab?

Vor einzelnen Wahllokalen sind „Korrespondenten“ postiert (z.B. der Firma Infratest), die die Leute nach der Wahl fragen, was sie gewählt haben. Die Antworten derer, die zum Antworten bereit sind, werden hochgerechnet.

Die Stimmbezirke für die Umfrage werden nach einer Reihe besonderer Kriterien ausgesucht.

Zum einen gehören dazu diejenigen Orte, die bei der vorangegangenen Wahl besonders nahe an das Ergebnis herankamen.
Ferner muss eine exakte Berücksichtigung von Groß- und Kleinstädten, Landbevölkerung und Religionszugehörigkeit erfolgen. Eine Auswahl nach Zufallsprinzip ergänzt das System. Und die sieben bayerischen Regierungsbezirke müssen bei der Verteilung in etwa gleich berücksichtigt sein.

Es ist fast ein Wunder, dass diese Ergebnisse meist exakt das Endergebnis treffen. Die Tatsache, dass diese Hochrechnungen wesentlich genauer sind als alle vorhergehenden Umfragen, zeigt aber noch etwas Anderes: Immer mehr Wähler entscheiden sich in letzter Sekunde, sprich: bei der Wahl, wofür sie stimmen.

Daher wäre mit Sicherheit die Bayern-Wahl noch einmal völlig anders ausgegangen, wäre das ganze Ausmaß der Finanzkrise nicht erst zwei Tage später bekannt geworden.

Dennoch, klares Fazit:
Gingen wir nicht wählen, könnte es auch diese Hochrechnungen nicht geben. Vielleicht sind wir ja auch selber unter den Befragten, ohne die das Ganze nicht funktionieren würde?
Aber, Hand aufs Herz, schade ist es schon, dass es die einstige Spannung von Wahlabenden nicht mehr gibt. Wieder ein Stück "Romantik" (oder was auch immer) verloren!

Bürgerreporter:in:

Roland Greißl aus Fuchstal

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