Geplanter Umbau des Bahnhofs von Friedrichsdorf
Am 10.9.2018 gab es abends eine Informationsveranstaltung der Stadt Friedrichsdorf im Zusammenarbeit mit der DB, in welcher die aktuellen Pläne für einen Umbau des Bahnhofs von Friedrichsdorf vorgestellt wurden. Nach dem Umbau sollen alle Gleise barrierefrei erreichbar sein. Zudem soll die S-Bahn an einem anderen Gleis halten, bei welchem der Bahnsteig erhöht werden soll.
In der Präsentation wurde zunächst der Istzustand anhand von technischen Daten und Fotos vorgestellt. Anschließend wurden die umzusetzenden Maßnamen und der Zeitplan gezeigt. Beispielfotos sollten erläutern, wie Aufzüge, Fahrradständer und Treppen zukünftig aussehen könnten.
Ist-Zustand: Gleise
Der Bahnhof verfügt über zwei Bahnsteige und mehrere Gleise.
Der Hausbahnsteig hat eine Länge von etwa 223 Meter. An ihm liegen das Richtung Norden führende Gleis 1, welches beim westlichen Zugang zum Bahngelände endet. Das Gleis gehört der HLB und wird nur noch zum Abstellen von Fahrzeugen genutzt. Früher endeten hier Züge der Taunusbahn, während die S-Bahn auf Gleis 2 hielt.
Gleis 2 wird hauptsächlich von der Taunusbahn genutzt. In den frühen Morgenstunden oder nachts hält je nach Wochentag auch die S5 auf Gleis 2.
Gleis 3 verläuft ohne Bahnsteigberührung zwischen den Gleisen 2 und 4. Allerdings kann es nicht mehr genutzt werden, da es abgebaut wurde.
Am zweiten Bahnsteig liegen die Gleise 4 und 5, welche beide von allen Linien (S5, RB15 und RB16) genutzt werden. Die Linie RB 15, welche zwischen Friedrichsdorf und Friedberg verkehrt, muss an diesem Bahnsteig abfahren, da von den Gleisen 1 und 2 keine direkte Ausfahrt nach Friedberg möglich ist.
Die S-Bahn hält meistens auf Gleis 5, während der Zug nach Friedberg das Gleis 4 bevorzugt.
Früher gab es noch zwei weitere Gleise.
Ist-Zustand: Einrichtungen
An beiden Bahnsteigen befindet sich jeweils ein Wetterschutzhäuschen mit Fahrkartenautomat. Eine Bahnsteigüberdachung ist nicht vorhanden.
Über eine Unterführung kann der Mittelbahnsteig aus zwei Richtungen erreicht werden. Der Zugang von Osten ist nicht überdacht, während bei den anderen Treppen eine Überdachung vorhanden ist. An den beiden Ausgängen findet sich zudem neben der Treppe eine Spur zum Schieben von Kinderwagen oder Fahrrad. Beim Aufgang zum Bahnsteig fehlt diese. Hier ist zudem ein Problem, dass seitlich des Treppenaufgangs zu wenig Platz ist, um dort sicher vorbeizukommen.
Kostenfreie Parkplätze sind auf beiden Seiten des Bahnhofs vorhanden, ebenso überdachte Fahrradständer. Der Fahrradständer auf der Westseite ist vom Hausbahnsteig aus zugänglich. Aus Sicht der Bahn ist das ungünstig, weil man die Fahrradfahrer nicht an dem Bahnsteig haben möchte. Andererseits erschwert es Vandalismus und Diebstahl, da die Abstellanlage durch Reisende und Triebfahrzeugführer einsehbar ist.
Im alten Bahnhofsgebäude befindet sich ein Kiosk mit Fahrkartenverkauf. Eine öffentliche Toilette ist dort nicht vorhanden - lediglich ein Mitarbeiter-WC. Für Bahnreisende bleibt nur das Klo im relativ nahe gelegenen Einkaufszentrum.
Vor dem Bahnhofsgebäude können zwei Linienbusse halten. Man trifft hier oft die Busse der Linie 53 nach Burgholzhausen und Dillingen. Eine weitere Haltestelle befindet sich an der stark Richtung Einkaufszentrum abfallenden Straße, welche von der Linie 54 (nach Bad Homburg) genutzt wird.
Ist-Zustand: Flächen
Auf der Ostseite befinden sich noch ungenutzte Flächen, welche an einen Investor verkauft wurden. Eine frühere Planung sah die Errichtung eines Altenzentrums vor. Inzwischen hat der Investor ein neues Nutzungskonzept, welches die Stadt Friedrichsdorf gegen Ende des Jahres präsentieren möchte.
Das Bahnhofsgebäude sowie die zugehörige Busspur gehören auch einem Investor. Die Pendlerparkplätze befinden sich in städtischem Besitz.
Die für den Bahnbetrieb nötigen Flächen gehören meist der DB, teilweise aber der HLB. Die HLB besitzt Gleis 1 und die Hälfte des angenzenden Bahnsteigs.
Maßnahmen
Auf der Ostseite soll eine zusätzliche Rampe entstehen, um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen.
Der Mittelbahnsteig soll einen Aufzug erhalten, welcher gegenüber der Treppe liegt. Außerdem soll er verbreitert werden. Dafür soll Gleis 5 ein Stück nach außen verlegt werden. Die Frage, warum man nicht stattdessen Gleis 4 nach innen verlegt, wurde damit beantwortet, dass dies wegen der an die Gleiströge angepassten Unterführung aufwändiger sei. Zudem werde die Fläche von Gleis 3 als Baufläche benötigt.
Auch der Hausbahnsteig soll einen Aufzug erhalten, welcher sich zwischen der Treppe und der Bahnsteigkante befinden soll. Hier ist ausreichend Platz, da die Treppe jenseits der Verlängerung von Gleis 1 liegt. Eine Rampe als Alternative zum Aufzug wurde wegen des großen Platzbedarfs nicht gewählt.
Die Unterführung wird in Lage und Abmessungen nicht verändert.
Im Bereich der Treppen beziehunsgweise Aufzüge erhalten die Bahnsteige eine Überdachung, welche aber weniger als ein Drittel der Gesamtlänge abdeckt.
Das Wetterschutzhäuschen am Mittelbahnsteig wird etwa an der bisherigen Position verbleiben. Am Hausbahnsteig wird es hingegen nach Norden wandern. In der jetzigen Position macht es keinen Sinn, da dort die Bahnsteigüberdachung endet. Die DB muss für das Wetterschutzhäuschen etwas Fläche von der HLB erwerben.
Der Hausbahnsteig soll angehoben werden, um einen ebenerdigen Einstieg in die S-Bahn zu ermöglichen. Der Abschnitt, an welchem sich Gleis 1 befindet, wird dadurch jedoch schmaler. Grund dafür sind die unterschiedlichen Besitzverhältnisse. Die DB möchte keine Bahnsteigerhöhung auf fremden Grund zahlen, und die HLB habe auf Anfragen, ihren Bahnsteigsbereich auf eigene Kosten zu erhöhen, keinerlei Interesse gezeigt (wozu auch?). Das führt dann dazu, dass sich zwischen beiden Bahnsteigsseiten eine Stufe mit einem durchgehenden Geländer befinden wird.
Zudem soll der Bahnsteig an Gleis 2 im Süden um 50 Meter verkürzt und stattdessen nach Norden verlängert werden, was den relativ schmalen Bereich noch weiter verlängert. Grund dafür ist die geplante Verlängerung der S5 bis nach Usingen. Hier sollen dreiteilige Züge um einen Triebwagen verkürzt bzw. in Gegenrichtung verstärkt werden, was bestimmte Positionen der Signale erfordert. Eine Frau aus dem Fahrgastbeirat des VHT wunderte sich jedoch, weil nach ihrer Information die Zugteilung in Bad Homburg erfolgen sollte.
Der Zugang zu den Fahrradständern auf der Westseite soll nicht mehr vom Bahnsteig aus erfolgen.
Umsetzung
Die DB rechnet mit einem Zeitraum von etwa 1,5 Jahren bis zur Genehmigung der Baumaßnahme und plant einen Baubeginn im Herbst 2020. Zunächst soll ein Umbau bei Gleis 5, dann 4 und zum Schluss 2 erfolgen. Während der Bauarbeiten soll das Fahrplanangebot nicht eingeschränkt werden.
Nach etwa einjäriger Bauzeit soll der Umbau abgeschlossen sein. Nach der Fertigstellung soll die S5 immer am Hausbahnsteig halten.
Offende Fragen
Die angekündigten Maßnahmen werfen Fragen zur Fahrplangestaltung auf: Wie soll der Bahnbetrieb abgewickelt werden, wenn ein Gleis nicht zur Verfügung steht? Dadurch, dass sowohl die S5 als auch die RB16 in Friedrichsdorf enden, hat man im täglichen Betrieb regelmäßig alle drei Gleise belegt.
In der Zeit zwischen Fertigstellung des Bahnhofsumbaus und der Verlängerung der S5 müssen alle Umsteiger zwischen S5 und RB16 den Weg durch die Unterführung nehmen. Zudem wird der Weg für Reisende, die in den falschen Zugteil eingestiegen sind, durch die Bahnsteigverschiebung an Gleis 2 deutlich länger. Die jetzt teilweise nur dreiminütigen Umsteigezeiten lassen sich damit nicht realisieren, zumal der Triebfahrzeugführer im Falle einer leichten Verspätung nicht nachschauen kann, ob er schon alle Reisenden im Zug hat. Am Wochende hat die RB16 zudem nur eine Wendezeit von fünf Minuten in Friedberg, sodass großzügiges Abwarten nicht möglich ist. Leidtragende sind auch Reisende, die in Friedberg in drei Minuten auf den RE30 bzw. RE98 umsteigen wollen. Wenn dieser (nur für Kenner geeignete) Umstieg nicht klappt, verlängert es die Reisezeit je nach Fahrtziel beträchtlich.
Anzumerken sei noch, dass nach der Elektrifizierung der Taunusbahn Umsteigezeiten kein so großes Problem mehr sind, da dann die Züge der RB16 zwischen Bad Homburg und Friedberg verkehren sollen. Allerdings nicht alle - abends und an Sonntagen müssen Reisende in Friedrichsdorf umsteigen.
Es ist schade, dass bei der Informationsveranstaltung niemand anwesend war, der die Fragen zum Bahnbetrieb beantworten konnte. Leider kann man hier auch keine guten Lösungen vom RMV erwarten - es gibt genügend Beispiele, wo der RMV das Umsteigen lieber verhindert statt möglichst optimale Verbindungen anzubieten, und die Linie RB16 wurde sowohl bezüglich Ausstattung als auch Anschlüssen stark benachteiligt.
Verbesserungen
Eindeutige Verbesserungen des Bahnhofs sind:
- Barrierefreier Zugang zur Unterführung
- Breiterer Mittelbahnsteig
- Überdachung
- Leichteres Einstieg in die S-Bahn und Zugang ohne Nutzung der Unterführung
Probleme
- Die Bahnsteigverschiebung an Gleis 2 führt zu längeren Wegen.
- Weniger Platz an Gleis 2 wegen Verringerung der Bahnsteigbreite
- Probleme beim Umstieg zwischen S5 und RB16
Außerdem sei noch erwähnt, dass der Umbau gleichzeitig mit Baumaßnahmen an der Main-Weser-Bahn erfolgt. Für Reisende von Bad Homburg nach Friedberg sind damit gleich zwei unterschiedliche Fahrtwege von Baustellen betroffen.
Das Problem der Bahnsteigbreite ließe sich sicherlich lösen, wenn die DB dieses bezahlte. Man beachte, dass sich schon mancher Bürgermeister darüber geärgert hat, dass beim Bahnhofsumbau viele städtische Leistungen für Maßnahmen an DB-Eigentum zu zahlen waren.
Wenn die Zurückverlegung der S-Bahn an den Hauptbahnsteig zu Nachteilen im Fahrplan führt, dann stellt sich die berechtigte Frage, ob man nicht zunächst auf die Höherlegung und Verlegung des Hausbahnsteigs verzichtet. Man könnte diesen Teil der Maßnahme zu einem passenderen Zeitpunkt umsetzen.
Bereits im Jahr 2011 gab es einen Entwurf für einen Umbau des Bahnhofs. Damals gab es die Überlegung, Gleis 5 zum Stumpfgleis zu verkürzen, um einen ebenerdigen Zugang zum Mittelbahnsteig zu schaffen. Glücklicherweise wurden diese für den Bahnbetrieb wenig sinnvollen Pläne rechtzeitig verworfen.
Links
Die Zukunft des Taunus-Netzes:
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?0...
https://www.myheimat.de/friedrichsdorf/politik/pra...
Zeitungsartikel zum Umbaukonzept von 2011:
http://www.fr.de/rhein-main/alle-gemeinden/hochtau...
FNP 17.01.2012
FNP 12.01.2012
2010: Umbau des Bahnhofsgebäudes bringt Bahnverkehrn zum Erliegen
https://www.myheimat.de/friedrichsdorf/blaulicht/b...
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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