Kunst zum Begreifen...
… im doppelten Wortsinne kann man seit Mai in der Galerie des Weingutes Pawis in Zscheiplitz erleben. Es handelt sich um eine Ausstellung von Holzskulpturen und Bronzeplastiken des bildenden Künstlers Roland Lindner.
Als er uns freundlich und mit der unverwechselbaren bunten Kappe auf dem Kopf begrüßte war uns klar: „Den kennen wir doch aus dem Fernsehen!“ Eine TV-Reportage über den Künstler in seinem Zuhause und Atelier in Hollsteitz bei Zeitz hatte sich bei uns eingeprägt.
Erst mit 35 Jahren führte ihn sein Lebensweg zur Kunst. Besonders von Wind und Wetter geformte urige Holzstämme haben es ihm angetan. Er bearbeitet sie mit enormem Ideenreichtum und lässt somit Kunstwerke entstehen.
Noch später begann er mit der Gestaltung von Bronzeplastiken. Ehefrau Kerstin begleitete ihn deshalb oft wochenlang nach Thailand. Dort erlernte er Techniken und nutzte vorhandene Geräte und Vorrichtungen für die Herstellung von Bronzefiguren.
Die 1. Ausstellung Roland Lindners fand in Naumburg in der „Alten Schmiede“ statt. Inzwischen hat er sich mit seinen Kunstgegenständen auch anderenorts etabliert. Von Zingst bis Ahrenshoop sind seine Werke zu finden. „Aber hier in unserer Region möchte ich auch weiterhin mit Ausstellungen präsent sein,“ bekundete er.
Während einer informativen Gesprächsrunde im Weingut Pawis unter dem Motto „Kunst im Gut“ am 25.09.2011 erfuhren die Anwesenden bei Wein und Häppchen vieles aus dem Leben des Künstlers.
Nein, mit der Schule hatte er nicht viel „am Hut“. Ihm war es wichtiger, von allen Dorfkindern der Beste im freihändigen Fahrradfahren zu sein und liebte das Kasperletheater.
Er bekannte: „Erst später kapierte ich, dass man etwas lernen muss“. Es folgte ein Studium der Kulturwissenschaften in Leipzig. Dort erlebte er auch die „Wendezeit“.
Es zog ihn immer mehr zur Kunst. „Ich hatte keine Vorbilder, das Vorwärtskommen im Leben steckte in mir.“ Roland Lindner ist ein Autodidakt ohne handwerkliche oder künstlerische Ausbildung. 2003 war er der erste ostdeutsche Teilnehmer an einem internationalen Bildhauerwettbewerb in St. Blasien und erhielt sogar einen Preis.
Natürlich wollten die Gäste der Gesprächsrunde erfahren, weshalb der Künstler stets eine bunte Kappe trage. Die Erste erwarb er vor 30 Jahren in Bulgarien, seither setze er immer eine auf. Jetzt kaufe er sie auf Reisen in moslemischen Ländern.
„Nehmen Sie die Mütze niemals ab?“ fragte ein Gast. Schmunzelnd legte der Künstler einen Arm um die Schultern seiner Frau Kerstin und antwortete: „Nur in der Badewanne und im Bett.“
Verschmitzt schlürften die Anwesenden vom köstlichen Eiswein zum Aprikosenbrot, den das Ehepaar Pawis zuletzt gereicht hatte.
Die Moderation des unterhaltsamen Nachmittags hatte Holger Huhn übernommen, der auch zusammen mit Thomas Kaminski und dessen Ehefrau (Gesang) für die musikalische Umrahmung sorgte.
Die abwechselnd mit Bernard Pawis und Roland Lindner geführten Interviews waren überaus interessant und unterhaltsam.
Von Herrn Pawis werden wir zu gegebener Zeit wieder mehr berichten. Heute genießen wir erst einmal nur seine und seiner Ehefrau Kerstin vorzügliche Gastlichkeit.
"Kunst im Gut" wurde den Gästen auf eine Weise zum Begreifen nahegebracht, die Lust auf weitere solcher Begegnungen mit Kunst macht.
Wir waren von den Ausstellungsstücken ehrlich gesagt überrascht. Es hieß, dort sind Statuen ausgestellt. Ihr wißt ja, dass wir mehr auf Bilder und Gemälde eingepegelt sind, aber doch auch für jegliche Kunst offen. Hier ist die Präsentation der besonderen Werke harmonisch gelungen, uns hat es sehr gefallen.
Der Name Lindner sagte uns nichts, wir hatten uns in den Fernsehbeitrag über ihn "reingezappt" und waren dabei schon von seinen Werken angetan.
Es war ein nette Überraschung, als er sich hinter dem Namen auf der Einladung entpuppte. Sein buntes Käppchen war uns aus dem TV- Beitrag noch in Erinnerung geblieben, der Name nicht. Da sei dann doch einfach bitte mal unserem Alter geschuldet. ;0)