Top-Kabarett
Vatertag: Christoph Sieber macht in Frankfurter Käs weiter
Seit Weihnachten ausverkauft: kann es ein besseres Argument geben, als am Vatertag in Die Käs zu gehen: zum Ausnahmekabarettist Christoph Sieber?
1997 als Kleinkunstbühne von "Kabarett Knobi-Bonbon" Şinasi Dikmen und seiner Ehefrau Ayşe Aktay gegründet, ist Die Käs Kabarett Änderungsschneiderei längst Kult. Als erstes deutsch-türkisches Kabarett in Deutschland, sowohl mit eigenem Programm und fester Spielstätte in der ehemaligen Fabrikhalle der Frankfurter Naxos-Union.
Sind Witze noch möglich ist eine der ersten Fragen des, das Kind im Manne bewahrt habenden und pflegenden Mitfünfzigers, der im Widerspruch zu seinem Zögern und Überlegen die Zote von Krokodil und Blondine heraushaut, dass auch die zum Vatertag ins Kabarett Verschleppten schenkelklopfend wissen, ihren Bollerwagen keinesfalls falsch geparkt zu haben.
Widerspruch wird den ganzen weiteren Abend zeichnen, zu dem der Künstler sagt: Die Welt ist voller Katastrophenmeldungen und da ist es richtig und wichtig, dass Einer gegen den Irrsinn anspielt. In einer Welt der Untergangsszenarien klarstellt: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Am Ende siegt der Humor. Aufgeben ist keine Option.
Seine Pointen sind spitz und treffsicher, in der nächsten Sekunde bereits wieder abgemildert durch das eigene Hinterfragen, was es auf die ganz typische Sieber-Art erst erträglich macht, mit dem Stakkato des Zeitgeschehens fulminant und komprimiert konfrontiert zu werden.
Das Themenspektrum ist breitgefächert, lässt nahezu Nichts aus, von dem was uns alle bewegt und von einer Frage in die nächste Trost- und Hoffnungslosigkeit taumeln lässt.
Die Probleme sind lange bekannt, ebenso lange schon deren Lösungen versprochen und nie gehalten.
Christoph Sieber versteht es in genialster Art und Weise mit seinem pragmatischen Erläuterungen und Lösungsansätzen, das ganze Dilemma vor Augen zu führen, wie bsw. dem Irrsinn zu Tagessätzen von € 200.- und mehr überfüllte Gefängnisse mit Schwarzfahrern zu produzieren, wovon der hinterzogene Fahrpreis auch nicht generiert wird, jedoch über deren Einsparungen der OPNV kostenlos angeboten werden könnte, wenn Menschenverstand die Richtschnur für politische Entscheidungen und deren Umsetzung wäre!
Sein Gespür für all das, wo der Schuh wirklich drückt beschwert ihm beständigen Szenen und frenetischen Schluss-Applaus, wirft aber eine Grundsatzfrage zum Kabarett auf: entledigen wir uns so nicht viel zu leicht und schnell der eigenen Verantwortung für ehrlich gelebte Solidarität des Souverän, was den einzig wirklich Weg aus einer total verfahrenen Situation bedeutet?
Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft las in der legendären Sylvester-Sendung Schimpf vor 12 der Politik gehörigst die Leviten. Die regelmäßig anwesende Bonner-Prominenz zeigten die Kameraschwenks sichtlich betroffen und wenn im neuen Jahr das politische Geschäft wieder begann, waren Reaktionen darauf erkennbar: das Volk hatte es ja schließlich gesehen, wie Dieter Hildebrandt & Co. dessen Meinung vertreten.
Solche Charaktere haben wir im Berlin der Gegenwart nicht mehr: es perlt an der Allen zu eigenen Teflon-Mentalität ab.
Daher ist es zu wenig, wenn – das Kabarett-Publikum ist schließlich das, im Gegensatz zu den Couch-Potatoes, zumindest interessierte – das Resümee dabei stehen bleibt, dass geurteilt wird, wie treffend, der ersatzweise für die Besucher gesprochen habende, die Dinge auf den Punkt brachte.
Es darf nicht nur Einen geben, der es ausspricht, es müssen Viele, möglichst wir Alle sein, welche die Konsequenzen einfordern.
Das ist es, was wir – John F. Kennedy lässt grüßen! – für unser Land, für unsere eigene, wie unser Aller Zukunft zu erbringen haben.
Nicht wie gut war er, was gehen wir daraus folgernd an muss zum Credo werden.
Gut, nein sehr gut war Christoph Sieber ohne jede Frage über alle Programmpunkte: sei es das tiefsinnige und scharfzüngige Polit-Kabarett, das Auftreten seines ihm nicht aus einer Klemme helfenden, sondern vielmehr anschwärzenden Bruders, oder die Hommage an seine Pantomimen-Kompetenz: das Bobbele!
Eigenem Anspruch, dem allgemeinen Untergangs-Geraune seine Vision: den Weltaufgang entgegenzusetzen, in jeder Hinsicht mehr, als nur gerecht geworden seien ihm auf seinen weiteren Tour-Stationen viele ausverkaufte Abende gewünscht, Vielen seine Botschaften und uns Allen der Antrieb vom Kultur-Hochgenuss zur daraus resultierenden Tat zu findden!
Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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© Bild: https://www.diekaes.de CC – Mustafa Pekdemir, Geschäftsführer und Die Käs in Person
Bürgerreporter:in:Erich Neumann aus Kempten |
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