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Zur Schande der gerichtsbaren Obrigkeit: Schandmasken

Eingespannt zwischen den hölzernen Klauen der Schandgeige verbrachte die Delinquentin Stunde um Stunde,Tag um Tag, kniend auf dem harten Kopfsteinpflaster vor dem Rathaus. Längst spürte sie nicht mehr den Schmerz in den Knien, nicht mehr das grässliche Ziehen der Beinmuskulatur, das unerträglich in den ersten Stunden und Tagen an ihr genagt , ja sie in Höllenqualen zerfressen hatte.
Der Pranger war ihre Strafe für die Missgunst des Barbiers, der mit Aderlass und heißen Umschlägen seine Patienten heilen wollte, war die Strafe von Seiten der verschworenen Kirchengemeinde, die nur Gebete und Bußgelübde als alleinige Heilmethoden im Krankheitsfall anerkennen wollte.
Hatte sie nicht eigentlich Glück gehabt, dass man sie nicht gleich verbrannt hatte, nachdem man ihr mit Folter und Pein ein höchst schändliches und wahrheitsfremdes Geständnis abgezwungen hatte. Gleich drüben in der Hauptstadt hatte man solch Ereignis gleich für Jedermanns Belustigung bei der Kirchweih auf dem Marktplatz vollzogen.
Die Heilerin, die mit ihren Kindern am Waldrand ausgegrenzt in Sichtweite des Dorfes lebte, wusste, warum ihr so geschah und hatte sich doch klaglos in ihr Schicksal ergeben. Sie war alt geworden, faltig und nicht mehr so liebreizend wie in ihrer Jugend zuvor, jetzt verstoßen von ihrem Mann, der längst die junge Magd in sein Bett gezerrt hatte, vertrieben auch aus der Dorfgemeinde, die sich dem Recht des Bauern nicht verschließen wollte, und eben ohnedies allem Fremden, allem Eigensinn feindlich gesonnen war.
Hatte sie doch nur im Mitleiden dem Bub des Nachbarn, der sich bös am rostigen Pferdegeschirr verletzt hatte und jetzt mit der entzündeten Wunde zu ihr gekommen war, etwas Arnikablätter und Kamillenblüte zum Sud gekocht und die krustige Wunde an der Hand damit aufgeweicht. Hatte Sie dem Köhler, der aus dem Wald zu Ihr gekommen war und von den Pilzen am geblähten Bauch litt, mit Fenchelsamen Linderung verschafft. Hätte sie der jungen Dirne aus dem reisenden Volk, das vor ihrer armseligen Hütte die Nachtruhe abhielt, denn nicht mit heißen Tüchern und Wasser die Notgeburt erleichtern und ihr in dieser schweren Stunde beistehen sollen?
Jetzt waren Kopf und Handgelenke eingepfercht in die wuchtige Schandgeige, dieses klotzige Bohlenstück mit den 4 runden Aussparungen, die Fußgelenke gefesselt mit schweren festen Ketten, so dass sie sich nicht mehr erheben konnte und vor den Füssen des Dorfpublikums am Boden kriechen musste ,umgeben von eigenem und fremden Dreck und Unrat, denn man hatte ja auch seit Tagen ihr nicht mehr erlaubt, sich zu waschen oder gar anderswo ihre Notdurft zu verrichten. So hockte sie nun hier als stinkender Abschaum ihrer selbst.
Über den Kopf hatte man ihr eine drückend schwere eiserne Schandmaske geschlossen, die ihr Gesicht verbarg und zur teuflisch tierischen Fratze entstellte.
So hinter der Maske ganz ihrer Persönlichkeit zur Bestie entfremdet, war es sogar für den Nachbarsbub, dem sie in seiner Not so selbstlos geholfen hatte, nicht mehr unmöglich, sie zum Spott der anderen Kinder mit weiterem Unrat zu bewerfen.

Für die Wanderausstellung: "Außer Kontrolle - Leben in einer überwachten Welt" des Museums für Kommunikation in Frankfurt sind nun als Leihgabe des internationalen Maskenmuseum Diedorf zwei Schandmasken nach Berlin ins dortige Museum der Kommunikation auf die Reise gegangen.

  • Der bayerische Politiker Zimmermann wurde als Maske in Zeiten des Vermummungsverbotes in den 60-ger Jahren von vielen Alternativen getragen
  • hochgeladen von Maskenmuseum Michael Stöhr
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  • Diese Karikatur des 19. Jhdts. versteht es, das Problem nicht verstehen zu müssen
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