Passionssingen
Jesu Tod kein End-, sondern ein Doppelpunkt: Erlösung!
Passionssingen steht im Zeichen der Musikanten und Sänger. In der Dreifaltigkeitskirche zu Wörnsmühl wusste Diakon Andreas Maier in angenehm überzeugender Art, mit seinen verbindenden Worten ganz besondere Akzente zu setzen und in hoher Glaubwürdigkeit zu einem überaus berührenden Abend beizutragen.
Zu Gunsten des Elisabethenvereins Hausham und der KlinikClowns Agatharied trafen sich am 24. März, 19.00, bekannte Volksmusik-Größen der Region und bescherten in einem voll besetzten Gotteshaus besinnlich bewegenden Beginn der Hl. Woche.
Thomas Heptner zeichnete für die Organisation und Ulrich März das Programm verantwortlich, Dr. Josef Schönbauer hatte die Schirmherrschaft übernommen.
Diakon Maier führte mit selbst verfasst bzw. zusammengestellt Texten, sowie aus den Federn von Paul Gerhardt, Thomas Mäule und Nils Neudenberger.
In seiner Begrüßung empfahl er ein auch innerliches Bereiten im bewussten Hören, Nachdenken, ja auch Gebet vor, um uns an die Leiden und Opfer Jesus Christus zu erinnern, tiefer in die Bedeutung von Liebe, Vergebung und Erlösung eintauchen, sowie in dieser Stunde der Musik und des Gebets SEINE Liebe und Barmherzigkeit zu spüren.
Die Passionsgeschichte ist der wohl bewegendste Teil der Evangelien. Jesus, der Mann aus Nazareth, der das Nahen des Gottesreiches angekündigt hat, der Hoffnung geweckt hat auf Freiheit und Gerechtigkeit, er geht den Weg in den Tod.
Ein Drama spielt sich ab, in das Niemand mehr eingreifen kann. Passion spüren und erleben Menschen in dieser Welt allerorten. Eine leidfreie Welt gibt es nicht. Aber weil Jesus selbst diesen Weg ging, können wir uns an IHN wenden, wenn wir leiden oder verzagen. Die Menschen, denen er begegnet, ahnen noch nicht, wie es weitergehen wird: dass dieser Tod kein Endpunkt, sondern ein Doppelpunkt sein wird. Bereits vor Ostern ist Hoffnung gesät. Im Leiden selbst keimt schon die Ankündigung des neuen Lebens. Das macht Leiden nicht leichter. Und doch haben Viele erfahren, wie ihnen gerade in Situationen, in denen sie fast an Gott verzagen, Kraft und Mut zum Durchhalten geschenkt wird.
Schauen wir genauer hin auf die Karwoche. Beginnen wir mit dem heutigen Palmsonntag: es ist schon ein besonderes Bild, wie Jesus als König in Jerusalem einzieht: EE sitzt als König nicht auf einem hohen Ross, wie es die Reitstandbilder der griechischen und römischen Herrscher darstellen. Jesus reitet auf einem Esel. Der Esel wird zu einem Tier, das die Wendung bringt. Die Rosse bleiben im Stall, die Panzer in der Garage. Und die Streitbögen sollen zerbrochen sein! Die Waffen schweigen. Es wird Frieden! Denn es kommt EINER, der Euch nicht von oben herab sondern auf Augenhöhe begegnet. Die Menschen, die damals zu Tausenden zum Pessachfest in Jerusalem zusammengekommen waren, es waren allesamt Menschen, deren Zukunftsperspektiven zerschlagen waren: sie litten unter der Besatzungsmacht der Römer. In diese angespannte und hoffnungslose Situation zieht Jesus als König des Friedens ein. Die Menschen, denen Jesus damals in Jerusalem begegnet, sie rufen ihm zu: Hosanna dem Sohne Davids! Hosanna in der Höhe! Hosanna, eigentlich Hoschia na, ist ein Wort voller Flehen, aber auch voller Jubel. In unsere Sprache übersetzt: Hilf doch! Eile doch! Mach schon! Flehen und Jubel ist hier nicht so getrennt, wie wir das in unserer Sprache in der Regel auseinanderhalten. Eine Vertrauensaussage, ein Bekenntnis, ein Lobpreis ist das. Gott wird helfen! Gott hilft! IHN kann ich anrufen. IHM kann ich mein Leben anvertrauen. ER hört auf mein Flehen und sieht es als Lobpreis an! ER versteht alle meine Gedanken und ER versteht sie richtig! Alte Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben: ER ist treu, SEIN Wort ist verlässlich!
Doch noch ist es zu früh: Noch kann dieser König nicht herrschen. Vieles muss er noch erleiden.
Gründonnerstag. An jenem Donnerstag, so erzählt die Bibel, war es Jesus klar, dass ER nicht mehr lange leben würde. Die Soldaten würden IHN bald holen. Deshalb hat ER SEINE Freunde noch einmal zum Abendessen eingeladen. Zunächst haben sie genüsslich miteinander gegessen und getrunken. Dann ist Jesus aufgestanden und Alle haben gespürt: jetzt wird ER etwas Wichtiges sagen. So etwas wie ein Testament. ER hat ihnen Brot und Wein gereicht und gesagt: wie Brot und Wein, so gebe ich mein Leben hin. Nichts von dem, was ich gesagt habe, werde ich zurücknehmen. Daran seht Ihr, dass ich es ernst meine. Und ich liebe Euch so, wie Ihr seid. Auch Dich, Judas, obwohl Du mich verraten wirst. Und Dich Petrus, obwohl Du mich leugnen wirst. Was immer auch passiert, ich werde nie aufhören, Euch zu lieben. So hat Jesus reinen Tisch gemacht. Damals an jenem Donnerstag, dem letzten Tag, den ER in Freiheit verbracht hat. Erst viel später haben die Jünger das begriffen. Dass ER recht gehabt hat mit dem, was ER über sie gesagt hat. Sie waren alle keine Helden. Ihr guter Wille hat nur bis zur Türschwelle gereicht. Und genau so hat ER sie geliebt. Bis heute feiern Christen diese Liebe, teilen Brot und Wein miteinander. Waschen einander die Füße und nicht den Kopf. So wie Jesus das gemacht hat. Reinen Tisch eben.
So die Ausführungen von Diakon Maier, mit denen und seiner Persönlichkeit er einen neuen und tiefer gehenden Zugang zur eigentlich bekannten und dennoch nie völlig zu erfassenden
Erlösungsgeschichte ermöglichte.
Die letzten Strophen des Liedes O Haupt voll Blut und Wunden standen als Gebet vor der Lesung zum Karfreitag. Jesus muss den steilen Weg auf den Berg Golgotha gehen. Ans Kreuz genagelt, stehen sie herum und warten, dass Einer stirbt. Der Befehl ist ausgeführt, die Arbeit getan. Erst das Auspeitschen des Opfers. Dann die Dornenkrone aufs Haupt gedrückt, einen Lumpen um die Schultern gelegt: Sei gegrüßet, Judenkönig! Pilatus münzt den Spott ins Urteil um: Mit der Tafel am Kreuz INRI Jesus Nazarenus Rex Iudaedorum. Jesus von Nazareth, der König der Juden. Da stehen sie herum und warten, dass ER nun stirbt. Und der Sterbende antwortet nicht mit Bitterkeit, nicht mit Hass. Sondern sagt: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34)
Dann sagt Jesus: Heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein! (Lk 23,43) Drei sind es, die an den Kreuzen hängen, Jesus in der Mitte. Einer der Mitgekreuzigten bittet Jesus um Zuwendung und Fürbitte. Gedenke an mich, wenn Du in Dein Reich kommst! Und er hört: Heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein! Heute noch! Nicht übermorgen, nicht irgendwann. Welch tröstlicher Gedanke!
Siehe, Dein Sohn! Siehe, Deine Mutter!“ (Joh 19,26) presst Jesus hervor: ER geht in den Tod und denkt an die Lebenden. ER sieht Maria. Ehe sie womöglich unversorgt und untröstlich zurückbleibe, gibt Jesus ihr eine neue Bindung. Und umgekehrt: Johannes, der geliebte Jesusjünger, soll nicht mutterseelenallein zurückbleiben. Hinterbliebene werden einander zugeordnet und anvertraut. Trauer verbindet neu. Und Jesus versäumt es nicht, die gegenseitige Fürsorge anzustiften. Siehe! Schaut nacheinander! Verliert euch nicht aus den Augen.
Jesus schreit: Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34) Das große Warum. Das immerwährend schmerzlich bohrende Warum. Jesus kennt es. Mein Warum ist SEIN Warum. Mein vergebliches Gottsuchen ist SEINS auch. Meine Verlorenheit ist IHM nicht fremd. Mein Warum aufgehoben in SEINEM.
Jesus fleht mich dürstet! (Joh 19,28) Menschlich ist ER. So menschlich. Hat Bedürfnisse wie wir. Im Tod wird der Durst nach Leben groß. Ein Schluck nur schafft Linderung. Seht, welch ein Mensch! Seht, was für ein Leid! Durst nach Erlösung.
Und dann: es ist vollbracht!“ (Joh 19,30) Erlöstes Loslassen. Endlich. Jesus bringt es zu Ende, das unendliche Leid. Ein aufatmender letzter Hauch.
In Deine Hände befehle ich meinen Geist! (Lk 23,46) Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. So ist es. So bleibt es. Am Ende kommt es nur noch darauf an: zu vertrauen. Nichts Anderes trägt. Nichts Anderes hält. Da sind wir in Gottes Hand. Da nimmt Gott Alles, was uns betrifft, in die Hand.
Eduard Mörike beschreibt es: In IHM sei’s begonnen, der Monde und Sonnen an blauen Gezelten des Himmels bewegt. Du Vater, Du rate, lenk Du und wende! Herr, Dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei Alles gelegt!
Es ist noch nicht Ostern, es ist erst noch Karsamstag. An so einem Karsamstag gibt es keine aufkeimenden Hoffnungen, keine Wege, die sich auftun. Keine einfachen, schnellen Antworten. In der Bibel ist Karsamstag ein stiller Tag. Gestern, am Karfreitag ist Jesus am Kreuz gestorben. Für Maria wie für die Anderen, die Jesus begleitet haben, war der Anblick seines Sterbens ein Schock. Große Hoffnungen hatten sie, glücklich waren sie, voller Zukunftsträume. Und dann das Ende. Grauen, Folter, das Sterben Jesu. Heute am Karsamstag wird Jesus vom Kreuz genommen und in ein Grab gelegt. Die Jünger sitzen zusammen und starren vor sich hin. Sie können es nicht fassen. Und wollen es auch gar nicht. Die Geschichte vom Karfreitag ist aber keine sinnlose Geschichte. Sie ist aufgeschrieben worden, um Trauer in all ihren Facetten als Etwas zu benennen, was zum Leben dazugehört. Sie ist aber auch aufgeschrieben, weil sie nicht das Ende ist. Es gibt eine Antwort auf die Frage, ob man da durchkommen kann. Es gibt ein Danach. Die Geschichte sagt: Der Tod, das war gestern. Da ist Jesus am Kreuz gestorben. Da hat die Welt ausgeatmet. Und heute ist der Tag zwischen Ausatmen und Einatmen. Heute ist alles still. Das christliche Glaubensbekenntnis beschreibt da so: Jesus Christus, gekreuzigt, gestorben, hinabgestiegen in das Reich des Todes. Aber dann geht sie weiter… Wann, wie und warum das sein kann – das wissen wir in der Passionszeit noch nicht. Die Passion und auch die Kreuzwegandacht endet mit der Grablegung.
Und so dürfen wir heute auch enden. Aber nicht mit einem Punkt, sondern immerhin schon mit einem Doppelpunkt. In der Hoffnung, in dem Glauben, dass das Leben im Sterben weitergeht, wollen wir unser gesungenes und gespieltes Gebet und diese Andacht abschließen, in dem wir so beten, wie Jesus es seinen Freunden beigebracht hat: VATER UNSER
Zwischen diesen eindrücklichst zu Herzen gehenden Worten gaben die musikalischen Momente diesen zusätzlichen Raum, verstärkten Sie, regten zusätzlich an, schufen Besinnung und Nachdenklichkeit.
Organistin Martina Holzer, Bass Hubert Dobl und Oboist Thomas Heptner eröffneten von der Empore mit Mein liebster Heiland aus der Kantate Jesus liegt in den letzten Zügen von Georg Philipp Telemann, wie dieses Trio den Abend auch beendete mit Es ist vollbracht aus der Kantate Sehet! Wir gehen hinauf gen Jerusalem von Johann Sebastian Bach.
Neben den Musikstücken der Niklasreuther Weisenbläser, brillierten die Sunnaukirchner Sängerinnen mit Harfenbegleitung mit Tochter Zion, Still, oh Himmel, Wacht auf, wacht auf Ihr Sünder und einer excellenten Vertonung des Gebetes von Pater Rupert Mayer SJ: HERR, wie Du willst!
Die Röpfl Geigenmusi hatte ersten Auftritt mit ihrer neuen, aus Aschau kommenden Ziach-Spielerin Maria Wörndl und brachten Passionsstückl, Tinga-Leonhard-Arie, Jesus im Garten Getsemani, Passions-Boarischer und die Karfreitags-Weis zu Gehör.
Die Bairnraner Sänger hatten mit ihrer weiblichen Gitarrenbegleitung Auf den Ölberg will ich gehn, Warum Ihr Jünger schlafet Ihr, Für mich nahmst Du das Kreuz auf Dich und Ihr Sünder kommt gegangen im Repertoire.
Lisi Röpfl glänzte an der Harfe mit Voglauer Weis und Für’s Herz!
Im Namen der Pfarrei Niklasreuth-Wörnsmühl dankte Diakon Maier abschließend fürs Kommen, den Musikanten und Sängern fürs Proben und Aufspuin, Allen vor und hinter den Kulissen, die diesen Abend möglich gemacht haben, galt sein herzliches Vergelt’s Gott.
Ein Werk der Nächstenliebe konnte getan werden, indem beim Rausgehen großzügig Etwas in die Körberl einlegt wurde, zu Gunsten des Elisabethenvereins Hausham und der Klinkclowns Agatharied.
Den Mitwirkenden, die ohne Gage nur für eine anschließende Brotzeit ehrenamtlich auftraten,
wurde mit gegen Ende des Abends gesegneten Osterkerzen eine kleine Anerkennung zu Teil.
Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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Bürgerreporter:in:Erich Neumann aus Kempten |
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