Geschichten vom Haegerschen Hof in Neukamp auf Rügen
Von der Anlandung des Großen Kurfürsten und der Jagt nach einem seltsamen Seehund.
Der Titel der alten Ansichtskarte aus der Zeit um 1912 erwähnt schlicht den Ort Neukamp auf Rügen mit Fischerhäuser. Interessant scheint jedoch mittig der sogenannte Kurfürstenbrunnen zu sein. Aber meine Nachforschungen ergaben weitere interessante Details und Geschichten. Denn bei der Ansicht handelt es sich um den Haegerschen Hof in Neukamp, sprich über 160 Jahre Familientradition. Vor nunmehr 15 Jahren sprach ich mit Ulrich Haeger über die Geschichte des Anwesen und ich spürte die Leidenschaft und den Stolz in seiner Stimme.
Schon der Urgroßvater David Haeger erwarb 1848 jenen geschichtsträchtigen Landstrich am Greifswalder Bodden. Fischerei und Landwirtschaft prägten das harte Leben der Familie. Anfangs erwarb man 12 Hektar Acker und Weide, später pachtete man 6 Hektar hinzu. Interessant ist sicherlich auch die Tatsache das David Haeger im Jahre 1854 dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV jenes Land verkaufte an dem einst die brandenburgisch-dänische Flotte am 23.September 1678 landete. Der Kaufpreis waren damals 70 Reichstaler. Heute steht auf jenem Land das Denkmal des „Großen Kurfürsten“. Auch der sogenannte Kurfürstenbrunnen zeugt aus jener Zeit, dort füllten die Truppen ihre Wasservorräte auf und zogen weiter in den Kampf gegen die Schweden.
Vom Großvater Carl Haeger, der den Hof von 1892-1922 führte, weiß man zu berichten, dass dieser damals gar Fischerknechte aus der näheren Umgebung beschäftigte, so reich waren die Fänge. Besonders der Hering fand enormen Absatz im nahen Greifswald. Auch die Erlaubnis zum Jagen von Seehunden besaß Carl Haeger. Einer dieser erlegten Seehunde sorgte zwischenzeitlich für allgemeine Heiterkeit. „Schuld“ an allem war Förster Weber aus Putbus. Den Schalk im Nacken, nahm er eines Tages einen ausgestopften Seehund zur Hand und setzte ihn in unmittelbarer Nähe des Haegerschen Hofes auf einen der Steine am Hochufer. Anschließend benachrichtigte er Carl Haeger über seine Entdeckung. Dieser zögerte nicht lange und wollte dem Tier den Garaus machen. Nach zwei gezielten Schüssen und der ungewöhnlichen Reaktion, Stroh und Fetzen flogen durch die Luft, erkannte Carl Haeger den Streich des Försters und konnte ein eigenes Schmunzeln nicht verbergen.
Fortfahrend in der Chronik des Hofes übernahm von 1922-1960 Hermann Haeger den selbigen. An dieser Stelle sei insbesondere an die Haegersche Bockwindmühle erinnert. Leider ist das Erbauungsjahr nicht mehr nachweisbar. Bekannt ist jedoch, dass die Mühle 1935 erneuert wurde. Nachdem aber Anfang der 40er Jahre beim Schroten zwei Flügel abbrachen, wird sie wenig später abgerissen.
Abschließen noch ein Hausspruch der Familie Haeger: „Dies ist mein Haus, und doch nicht mein Haus. Mein Großvater und Vater glaubten das auch. Und trägt man mich einmal zur Tür hinaus, dann hat es mein Sohn und der glaubt es auch.“