Wachsames Auge auch im Schneegestöber
Immer unterwegs im Auftrag aktueller Berichterstattung dachte ich bisher, es gibt nur drei Berufsgruppen, die immer im Dienst sind: Polizisten, Gastwirte und freie Journalisten. Alter Fuchs, für den ich mich hielt, lernte ich zwischen den Jahren dazu. Es gibt noch eine Berufsgruppe, die nie schläft: Parkwächter in Walkenried.
Den Wagen vorsichtig durch das Schneegestöber gelenkt parkte ich mein Gefährt dort, wo auch andere ihren fahrbaren Untersatz abgestellt hatten, nämlich in Sichtweite des Klosters. Voller Vorfreude auf barocke Tonkunst eilte ich zum Kreuzgang. In der Pause ein Blick vor die Tür bestätigte: es schneestöberte immer noch. Nach den alten Meistern kam die Heimfahrt über verschneite Plätze und Straße. Erst vor dem eigenen Tore entdeckte ich mein Mitbringsel. Unter dem Scheibenwischer klemmte eine Verwarnung der Samtgemeinde!
Welch schweres Verbrechen hatte ich in finsterer Nach vollbracht? Parken in einer verkehrsberuhigten Zone außerhalb der gekennzeichneten Flächen!
Tja, nun haben aber Schnee und Markierungslinien zwei Sachen gemeinsam, nämlich die weiße Farbe und die Tatsache, das sie für gewöhnlich am Boden herumliegen. Das macht es so schwer, zwischen Schnee und Markierungen zu unterscheiden, vor allem wenn sich der Schnee in 5 cm Stärke auf die Linien legt. Vielleicht sollten die gekennzeichneten Parkflächen zukünftig bei Winterwitterung durch die bekannten schwarz-gelben Stangen markiert werden. Sonst muss bald jeder winterlicher Verwandtenbesuch in Klosternähe teuer bezahlt werden. Denn das Auge der Parkordnung erkennt auch durch die Schneedecke, ob das Gefährt inner- oder außerhalb gekennzeichneter Flächen steht.
Aber es ist auch tröstlich zu wissen, dass trotz widriger Witterung und weit nach der Tagesschau die öffentlich Hand und das Auge in Walkenried tätig ist, über uns wacht und Fotos von Nummernschildern macht, auf das wir uns keiner Parkvergehen schuldig machen.
Aber dank der Rückseite der Verwarnung weiß ich nun, wo sich die Parkplätze befinden, die die Samtgemeinde den Klosterbesuchern zugedacht hat. Und hier und an an dieser Stelle gelobe ich feierlich ab sofort und für alle Zeiten nur noch dort und nirgends anders und schon gar nicht außerhalb gekennzeichneter Flächen zu parken, auf dass mich das Schneegestöber treffen mag.
Wenn nun auch die anderen Teil der öffentlichen Körperschaft soviel Ehrgeiz an den Tag beziehungsweise die Nacht legen, dann kann ich zuversichtlich sein, was den Schuldenabbau und die Stärkung der Region anbelangt. Zumindest für den Räumdienst hätte ich mir an diesem Abend einen ähnlichen Einsatz gewünscht. Aber dann wären diese Zeilen nicht zustande gekommen.
Wenn nun alle Mithörer dieses Abends auch so ein schönes Souvenir in ihre weit entfernten Heimatstädte tragen konnten, so können sie auch dort verkünden: In Walkenried schläft man nie, zumindest manche nicht. Wie sang schon ein anderer alter Meister „I want to wake up in a city that never sleeps!“
Bürgerreporter:in:Thomas Kügler aus Bad Sachsa |
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