Nein, dies ist KEINE Einladung zum Essen, sondern ein Hinweis auf eine ganz besondere Ausstellung im Museum: Pflanzen, die eigentlich an die Nordsee ins Watt gehören, aber hier in der Region wachsen dank des Salzgehaltes am Fuße der Abraumhalden der ehemaligen Kalibergwerke. Und viele dieser Pflanzen sind tatsächlich essbar!
Triglochin maritimum, der Stranddreizack, wird auch "Röhrkohl" genannt, weil die Küstenbewohner die Blätter als Gemüse sammelten. Dabei riechen die etwas wie Schnittlauch wirkenden Blätter, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt, deutlich nach Chlor, aber der Geruch verschwindet beim Kochen. Der Chlorgeruch hält dabei die natürlichen Fressfeinde ab - Ideenreichtum im Bereich der Flora! Das Internet verrät noch mehr: die Indianer Nordamerikas sollen die gerösteten winzigen Samen verzehrt haben. Noch etwas ist besonders am Stranddreizack: getrocknet und verbrannt liefert die Asche einen beträchtlichen Anteil an Soda (Natriumcarbonat), das zur Glasherstellung benutzt wurde.
Ähnliches gilt für die bekannteste Pflanze des Wattenmeeres, den Queller. Sein volkstümlicher Name "Glasschmelz" verrät es schon. Auch diese Pflanze wird geerntet und landet, wie Spargel zubereitet, auf dem Teller der Küstenbewohner; in England habe ich dies selbst erlebt. "Samphire" heißt der Queller auf englisch, und man braucht nicht einmal Salz dazu zu geben, denn das enthält die Pflanze sowieso reichlich, weshalb sie am Jahresende auch an Salzvergiftung stirbt.
So geht es vielen salzliebenden Pflanzen, wie der Strandaster, deren untere fleischige Blätter als Gemüse oder im Salat verwendet werden können. Als Gemüse führt diese einzige wildwachsende Asternart Norddeutschlands den Namen "Suddeck". Ihre Blütezeit steht als Herbstblume noch bevor.
Ein letztes Beispiel soll die Strandsode sein: auch sie wurde für die Glasherstellung und auch zum Wäschewaschen verwendet wegen des Sodagehalts ihrer Asche. Sie soll als Frischgemüse geeignet, aber nicht so wohlschmeckend sein wie Queller oder Strandaster.
Neugierig geworden? Im Kalisalzmuseum sind diese Pflanzen jeden Sonntag von 10 bis 14 Uhr im Original zu sehen, und wenn jemand sie probieren möchte, dann verrät man dort auch die Standorte, wo man eine Kostprobe her bekommen kann ...
Bürgerreporter:in:Peter-Michael Köhler aus Ronnenberg |
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