Johannes-Kepler-Gymnasium plant beim Schulfest am Samstag, 26. September, eine Typisierungsaktion
Wie sieht ein Lebensretter aus? Fragt man Kinder, sagen die meisten: „Groß, stark, mit vielen Muskeln.“ Am Johannes-Kepler-Gymnasium in Lebach (Kreis Saarlouis) bekommen die Besucher des geplanten Schulfestes am Samstag, 26. September, eine genauere Vorstellung von so einem Helden. Denn die Schüler planen zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung eine Typisierungsaktion. Sie wollen Mitschüler ab 16 Jahren und Besucher bis 40 Jahre dazu motivieren, sich als potenzielle Lebensretter für an Leukämie erkrankte Menschen registrieren zu lassen.
Den Anstoß dazu hat Sport- und Mathelehrer Markus Reinhard gegeben, der selbst als potenzieller Stammzellspender registriert ist. Jetzt wurde die Stiftung in die Schule eingeladen, um ganz konkret Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke zu leisten. Denn die JKG-Schüler in Lebach wissen: 11 000 Menschen erkranken jedes Jahr an Leukämie. Viele davon sind Kinder oder Jugendliche. Haben Chemotherapie und/oder Bestrahlung keinen Erfolg, ist die Stammzelltransplantation die einzige Hoffnung. Jedoch nur, wenn es einen Spender gibt, dessen Gewebemerkmale passen. Je mehr Menschen als potenzielle Lebensretter erfasst sind, desto größer sind die Chancen für einen Patienten den geeigneten Spender zu finden – einen genetischen Zwilling.
Deshalb plant das Gymnasium eine Typisierungsaktion beim Schulfest. Von 10 bis 15 Uhr kann man sich im Elternsprechzimmer des JKG-Lebach (Die Örtlichkeit ist ausgeschildert!) als Stammzellspender registrieren lassen. Die Schule hofft, dass der Aufruf große Wirkung zeigt.
Eine Typisierung ist ganz einfach: Zunächst sollte man sich über die Stammzellspende informieren – am einfachsten über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de), bei den Mitarbeitern der Stiftung, die beim Schulfest für alle Fragen bereit stehen oder über die kostenlose Hotline: 08 00 - 766 77 24. Über einen Gesundheitsfragebogen werden die wichtigsten Ausschlusskriterien abgefragt – etwa schwere Vorerkrankungen oder starkes Übergewicht. Ist der Fragebogen unterschrieben, wird eine kleine Blutprobe oder eine Speichelprobe genommen. Diese Probe wird im Labor der Stefan-Morsch-Stiftung analysiert. Der neu registrierte Spender erhält eine Spendernummer. Das bedeutet: Die Gewebemerkmale, das Alter und Geschlecht sowie weitere transplantationsrelevante Werte werden anonym beim Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) hinterlegt. Jetzt stehen die anonymisierten Daten für weltweite Suchanfragen von Patienten zur Verfügung.
Wichtig zu wissen, ist: Als Schüler kann man sich bereits mit 16 Jahren registrieren lassen – vorausgesetzt das schriftliche Einverständnis der Eltern liegt vor. Gesunde Erwachsene werden bis 40 Jahre kostenlos in die Datei der Stefan-Morsch-Stiftung aufgenommen. Wird man später – nach einigen Monaten oder nach Jahren um eine Stammzellspende gebeten, wird immer die Spendebereitschaft und der Gesundheitsstatus erneut abgefragt.
Die Stefan-Morsch-Stiftung erklärt zudem wie eine Stammzellspende funktioniert: Es gibt zwei Möglichkeiten Stammzellen zu entnehmen. Stammzellen können aus dem Beckenknochen entnommen werden. Dabei wird niemals das Rückenmark entnommen. Die häufiger angewandte Methode ist aber die sogenannte Stammzellapherese, bei der die Stammzellen aus dem peripheren Blut gesammelt werden. Die Entnahme ähnelt einer Blutplasmaspende.
Warum liegt das Typisierungsalter bei der Stefan-Morsch-Stiftung bei 40 Jahren?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren registrieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme hat die Stefan-Morsch-Stiftung auf 40 Jahre festgelegt, weil ältere Spender, nicht mehr oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden. Das lässt sich statistisch belegen: Zwei Drittel der ausgewählten Spender in der Datei waren jünger als 40 Jahre (Stand: 01-2015). Denn die Transplanteure wissen, dass sich mit zunehmendem Alter die Zellteilung verlangsamt und die Beschwerden bei den potenziellen Spendern zunehmen. Deshalb bittet die Stefan-Morsch-Stiftung Spender, die älter als 40 Jahre sind, einen Beitrag für die Typisierungskosten zu leisten. Denn als gemeinnützige Organisation werden die Registrierungen aus Spendengeldern finanziert: „Diese Gelder wollen und müssen wir verantwortungsvoll einsetzen, um Spender zu registrieren, die eine höchst mögliche Chance haben auch ein Leben zu retten“, so eine Stiftungssprecherin. Das wird durch den ZKRD-Jahresbericht 2013 (Seite 14) untermauert: „Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich einmal zur Spende gebeten zu werden, ist bei einem Aufnahmealter von unter 20 Jahren dreimal so hoch wie im Alter von 35 Jahren und zehn Mal so hoch wie bei einem Aufnahmealter von gut 45 Jahren.“
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).
Bürgerreporter:in:Annika Zimmer aus Birkenfeld |
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