Im Rahmen der kammermusikalischen Veranstaltungen im Festsaal des Klosters Irsee führen am 5. Oktober 2019 um 19.00 Uhr drei Künstler aus Augsburg das musikalisch-literarische Programm „Beziehungsweise(n)“
auf. Es behandelt die Suche nach Glück und Liebe mit Texten und Musik. Diese Suche ist mit den drei Fragen verknüpft, welche Menschen seit Urzeiten beschäftigen: Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und mit wem? Die Sängerin Barbara Seiler hat hierfür Texte des argentinischen Schriftstellers Juan Carlos Benítez ausgewählt, die sie und ihre Begleiter besinnlich, heiter und manchmal auch traurig mit Pop, Jazz und Klassik musikalisch umrahmen. Benítez bringt es in seinen Texten auf den Punkt: Verliebtsein bedeutet Schmetterlinge im Bauch, doch es bedeutet neben himmelhoch jauchzend manchmal auch zu Tode betrübt. Darum geht es in diesem Programm, das Liebe und Glück humorvoll bis tiefgründiger hinterfragt. Die Musik stammt unter anderem von Alanis Morrissette, Eva Cassidy und Edward Grieg, zur großen Spannbreite gehören sogar israelische und schwedische Folksongs. Das gesamte Thema behandelt
die Gestaltung unserer zwischenmenschlichen Beziehungen, vorrangig derjenigen zwischen zwei liebenden Partnern. Ausführende sind Barbara Seiler (Gesang), Stefan Immler (Klavier) und Andreas Thiemig (Cello). Der Eintritt kostet 10,- (ermäßigt 5,-) Euro, Kartenreservierungen sind unter Mail rezeption@kloster-irsee.de und Telefon 08341-90600 möglich.
Die große Literatur aller Epochen behandelt das Thema der Liebe und des Verliebtseins lieber als alles andere, Benítez fokussiert vor allem auf das Verliebtsein – jenen schwirrenden, irrationalen Zustand, den Forscher gern als bloße Chemie abtun, eine Verwirrung der Hormone, die keinesfalls andauern darf, weil so ein dauerhafter Glückszustand unser Leben in Gefahr bringen könnte. Wir benehmen uns nämlich in diesen Glücks-, aber auch Ausnahmephasen wie Kinder, was schon Shakespeare als „artige Kindereien, die Verliebte nicht erkennen können“ beschrieb. Das Adrenalin, Serotonin und Dopamin überflutet unser Gefühlszentrum mit einem Schwall, der rationale Entscheidungen teilweise ausschließt. Das kann auf Dauer nicht gesund sein, doch die Natur will es so, damit sich zwei Menschen über alle Schranken hinweg finden und binden. Meistens geht ja auch alles gut, es erscheint die „Liebe mit bunten Flügeln“: Das Zitat aus der Oper Carmen darf natürlich im Programm nicht fehlen. Es ist in der gleichnamigen Fantasie von Pablo de Sarasate enthalten, die in diesem Fall mit Cello und Klavier aufgeführt wird. Dieser kleine Schuss Virtuosität soll zum Facettenreichtum des Kammerkonzerts beitragen, das damit dem altehrwürdigen Festsaal im Kloster Irsee seine Referenz erweist und gleichzeitig so unterhaltsam und leicht daherkommt, wie es die Thematik verlangt. Da in der Kürze bekanntlich die Würze liegt und ein kleines musikalisch-literarisches Kammerkonzert den Zeitrahmen einer reichlichen Stunde nicht wirklich sprengen soll, bleibt es an diesem Abend auch bei der augenzwinkernden Betrachtung der Verliebtheit. Die wahre, grenzenlose, andauernde Liebe nach diesem ersten Gefühlsrausch sparen sich die literaturbegeisterten Musiker vielleicht für ein anderes Mal auf.
Bürgerreporter:in:Andreas Thiemig aus Kaufbeuren |
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