Fahrtraining mit Geländefahrzeugen
Als die digitalen Meldeempfänger der Rettungshundestaffel der DRK-Region Hannover die Alarmmeldung über die Vermisstensuche meldeten, waren nicht nur die Hundeführer und deren Rettungshunde gefordert. Auch die Wasserwacht des DRK der Region Hannover wurde zum Einsatz geschickt, da der Einsatzort an einem Gewässer lag. Deshalb waren gleich mehrere Geländefahrzeuge des DRK mit dabei. Doch das war nicht immer so, denn als die DRK-Rettungshundestaffel 1992 in Empelde gegründet wurde, besaß sie noch keine geländegängigen Einsatzfahrzeuge. Waren Zufahrten zugeparkt, die Wege zu eng oder mit normalen Straßenfahrzeugen nicht befahrbar, gab es daher in der Vergangenheit immer wieder Probleme, Einsatzstellen abseits befestigter Wege schnell zu erreichen.
Grund genug, die einsatztaktische Vorgehensweise zu überdenken und nach neuen Lösungen zu suchen. So konnten 1998 die ersten beiden Gelände-Krankentransportwagen (GKTW) angeschafft werden. Die GKTW bewährten sich nicht nur bei Einsätzen der Rettungshundestaffel, sondern auch bei Sanitätsdiensten im unwegsamen Gelände wie bei Jagdrennen, Laufsportveranstaltungen, aber auch, um bei Reitturnieren schnell zur Stelle zu sein. Da die Einsätze der Rettungshundestaffel wie auch die der DRK-Wasserwacht immer wieder ins Gelände führen, welches oft genug nur mit Allrad-Fahrzeugen zu befahren ist, wurden in den folgenden Jahren zusätzlich geländegängige Fahrzeuge beschafft. So konnte auch die notwendige Technik an die Einsatzstellen transportiert werden.
Geländewagen des DRK
Das DRK-Region Hannover stellt mehrere Einsatzzüge und Schnelleinsatzgruppen, die wichtige Aufgaben im öffentlichen Leben wahrnehmen. Mehr als 500 Aktive in den sieben Zügen sind in ihrer Freizeit für die Bürgerinnen und Bürger im Einsatz. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem der Zivil- und Katastrophenschutz, die Funk- und Fernmeldetechnik bei Großeinsätzen, das Einrichten von Not-unterkünften, Evakuierungen und neben vielen weiteren Aufgaben auch die medizinische Versorgung von Notfallpatienten bei Großschadenslagen. Darüber hinaus stehen dem DRK in der Region Hannover neben der Rettungshundestaffel eine Wasserwacht und eine weitere Reiterstaffel zur Verfügung. Die Einsatzgebiete sind regional in vier Abschnitte aufgeteilt, das gesamte Einzugsgebiet beträgt rund 2.300 qm.
Seit gut elf Jahren besitzt das DRK in der Region Hannover Krankentransportwagen mit Allradantrieb. In den beiden Einsatzzügen Empelde und Springe im Abschnitt Süd der DRK-Region sind drei dieser KTW stationiert. Der Grund hierfür war neben den Such- und Wassereinsätzen auch die räumliche Nähe zum Deister. Als überregionales Ausflugsziel wird der Deister sowohl im Sommer als auch im Winter stets von vielen Gästen besucht. Die Rettungswagen des öffentlichen Rettungsdienstes kom-men im Winter meist nur bis zu den unteren Zufahrten im Deister. In diesen Fällen können die Allrad-Rettungsmittel der Schnelleinsatzgruppen von der Regionsleitstelle zur Unterstützung alarmiert werden. Mit einem der drei wie Rettungswagen ausgestatteten Geländefahrzeuge vom Typ Mercedes 250 GD bzw. Mercedes Sprinter 4x4 bringen sie die Kollegen an die Einsatzstelle und transportieren den Patienten je nach Situation zum bereitstehenden RTW. Der Regionsleitstelle in Hannover stehen ganzjährig beide Einsatzgruppen mit den Fahrzeugen über eigene Alarmierungsschleifen zur Verfügung. Zusätzlich stehen als Transportmöglichkeit im Winter zwei Rettungsschlitten, so genannte Akja, in den Einsatzzügen Springe und Empelde zur Verfügung. "Diese haben bereits auch gute Dienste auf dem zugefrorenen Maschsee in Hannover geleistet", berichtet Christian Niemüller, stellvertretender Regionsbereitschaftsleiter und Leiter des 4. Einsatzzuges Empelde. Die Helfer des Abschnitts Mitte haben mit dem Akja im Januar 2009 gleich mehrere verunfallte Menschen vom Maschsee-Eis gerettet.
Fahrtraining
Um jedoch diese Geländegängigkeit der Einsatzfahrzeuge richtig zu trainieren, führt das DRK regelmäßig entsprechende Fahrtrainings auf Off-Road-Geländen durch. "Wir bieten alle zwei Jahre ein spezielles Geländefahrtraining für die Helferinnen und Helfer der Einsatzzüge mit entsprechenden Fahrzeugen an", erläutert Regionsbereitschaftsleiter Michael Meyen. Neue Helfer erhalten auch zwischendurch die notwendige Einweisung auf die Allradfahrzeuge. Bislang wurden schon sechs Trainingstage auf diversen Off-Road-Geländen durchgeführt.
Diesmal fuhren insgesamt 40 Helfer aus den Einsatzzügen Empelde, Hannover und Springe mit 14 Fahrzeugen zum sechsten Geländetraining nach Barsinghausen-Eckerde, darunter auch rund 30 neue Helfer, die seit dem letzten Training dazugekommen waren.
Während des neunstündigen Geländefahrtrainings gab es natürlich auch eine angemessene Verpflegung durch die DRK-Verpflegungsgruppe. Hierfür standen nicht nur der Feldkochherd, sondern auch der Abrollbehälter "Küche" bereit.
Die drei Rotkreuzler Helmut Ebendorff, Frank Champiomont und Henning Rahn vom technischen Dienst des DRK in Empelde hatten den Tag organisiert und gestaltet. Das von der Firma Haun aus Barsinghausen zur Verfügung gestellte
Betriebsgelände bot einen hervorragenden Parcours aus Steigungen, sandigen Pisten, Schotter und Abhängen. Nach einer ausführlichen Einweisung in die Allradfahrzeuge durch die Ausbilder des Einsatzzuges Empelde nutzten die vielen ehrenamtlichen Helfer die Möglichkeit, Fähigkeiten und Grenzen der Allradeinsatzmittel kennen zu lernen. Vor dem Beginn des praktischen Übens betonten die drei Organisatoren Ebendorff, Champiomont und Rahn immer wieder, dass im Gefälle keine Kupplung zu betätigen und immer zu Spuren versetzt zu fahren sei. Dies ermögliche ein zügiges, aber sicheres Fahren auf losem Sand und die DRK-Fahrzeuge kämen so besser voran. In der Theorie lernten die Helfer zwar alles über extreme Fahrsituationen, doch letztendlich zählte nur das, was sie in der Praxis selbst erfuhren. Auf dem Übungsgelände begannen die Teilnehmer mit dem "Anfängerhügel", anschließend übten sie auf dem gesamten Gelände. Auch wenn ein derart extremes Geländefahren in Alarmfällen eher die Ausnahme bleiben wird, war es schon interes-sant zu sehen und zu fühlen, was die einzelnen Fahrzeuge an Möglichkeiten haben.
Es sollte selbstverständlich sein, einen vorhandenen Gurt anzulegen, denn neben der Sicherheit bei einem Kippen des Fahrzeuges hat der Gurt einen weiteren Vorteil. "Der Fahrer sitzt auch im Gefälle fest in seinem Sitz und hat beide Hände und Füße frei, um das Fahrzeug sicher zu bedienen", erläuterte Rahn. Auch die Daumen gehörten nicht in die Speichen des Lenkrades, da erhebliche Verletzungen entstehen könnten, sollte das Lenkrad dem Fahrer aus der Hand gerissen werden.
An Hand der auf dem Übungsgelände vorhandenen Wasserstellen erklärte Fahrtrainer Champiomont, dass ein unnötiges Durchfahren von Schlamm und Wasser nach Möglichkeit zu vermeiden sei, da im Wasser Hindernisse liegen können, die das Fahrzeug oder die Reifen beschädigen. Auch lassen sich tiefe Stellen meistens nicht erkennen, was zu bösen Überraschungen führen kann. Einige Helfer der beiden Einsatzzüge aus Empelde und Hannover, die die Führerscheinklasse C für Lkw besitzen, er-hielten zusätzlich noch eine Einweisung in die vier Wechselladerfahrzeuge (MAN 19.292, MAN 16.192 sowie Iveco Trakker 380 und Iveco Stralis 450), die beim DRK-Region Hannover im Einsatz sind. Mit diesen Lkw können Abrollcontainer zur Einsatzstelle transportiert und dort abgesetzt werden, sodass das Trägerfahrzeug wieder für andere Aufgaben zur Verfügung steht. Durch diese Übungseinheiten können die Helfer für Realeinsätze noch mehr Sicherheit und Fahrpraxis und damit mehr Vertrauen im Umgang mit den Geländefahrzeugen gewinnen. "Das Selbstvertrauen, das die Einsatzkräfte bei Fahrübungen entwickeln, ist wichtig", betonte Michael Meyen als Leiter von über 500 ehrenamtlichen Rotkreuzlern in der Region Hannover. "Sie erlangen Sicherheit mit Fahrzeugen, die sie ja nicht täglich führen. Gerade dieser Angstabbau ist wichtig, damit Fahrten im Gelände, aber letztlich jede Einsatzfahrt sicher sind."
Einsatz mit Schneeketten
Alle Einsatzfahrzeuge des DRK-Region Hannover können im Bedarfsfall mit Schneeketten ausgerüstet werden, dadurch ist die Einsatzfähigkeit auch bei extremen Wettersituationen sichergestellt. Alle 19 DRK-Bereitschaften der sieben Einsatzzüge halten ausreichend Schneeketten für sämtliche DRK-Fahrzeuge vor. Das Anlegen der Schneeketten und das Fahren mit diesen Winterfahrhilfen sowie das Prozedere bei festgefahrenen Fahrzeugen wurden ebenfalls bei diesen Übungen trainiert.
Auch Einsatzorte bei Großschadenslagen oder Katastrophen befinden sich zum Teil in nicht mehr infrastrukturell erschlossenen Bereichen, sodass das medizinische und einsatztaktische Konzept für Geländeeinsätze auch hier immer wieder hilfreich ist. So konnten die DRK-Einsatzfahrzeuge beim Elbehochwasser, aber auch beim ICE-Unglück von Eschede Dank ihrer Geländefähigkeit schnell an die Einsatzstellen gelangen. Neben den zwölf geländegängigen Sonderfahrzeugen und Lkw stehen dem DRK-Region Hannover im Katastrophenschutzzentrum in Empelde auch zwei Quads zur Ver-fügung. Diese beiden All-Terrain-Vehicle (ATV) kommen insbesondere bei Sportveranstaltungen im Gelände als First Responder zum Einsatz.
Reiterstaffel
Mit der Gründung einer DRK-Reiterstaffel im Jahr 2006 wurde dieses Konzept weiterentwickelt. Jetzt ist das DRK nicht nur im Gelände motorisiert unterwegs, sondern kann auch in Bereichen helfen, wo selbst die Allradfahrzeuge nicht mehr hinkommen oder hindürfen. Durch die Einsatzerfahrungen soll das Konzept des DRK kontinuierlich ergänzt und damit verbessert werden. Den beiden DRK-Einsatzzügen aus Empelde und Springe stehen jeweils ein geländegängiger Gerätewagen Sanität (Mercedes-Benz 911 LA 4x4 bzw. Mercedes-Benz 911 LAF 4x4) und Gerätewagen Technik sowie ein GTW und ein geländegängiger Kommandowagen zur Verfügung. Zusätzlich ist im zentralen Katastro-phenschutzzentrum des DRK-Region Hannover in Empelde ein weiterer Gelände-KTW auf Mercedes-Benz Sprinter 314 CDI 4x4 stationiert. Außerdem steht ein geländegängiger Mannschaftstransportwagen auf Landrover Defender 2,5 TD 4x4 für verschiedenste Aufgaben zur Verfügung. Dem Techni-schen Dienst sind weiterhin ein Unimog 1250 L 4x4 mit Ladekran, ein Gerätewagen Technik auf VW-MAN 8.136 FA 4x4 sowie ein Einsatzfahrzeug auf VW T4 Synchro mit Pritsche zugeordnet.
Eine weitere Besonderheit des DRK-Region Hannover: Sie besitzt ein eigenes Fahrschulfahrzeug. Der Lkw mit Ladekran (Mercedes-Benz 1114) wurde eigens dafür mit einem zweiten Pedalsatz auf der Beifahrerseite ausgerüstet. Auch werden alle DRK- Einsatzfahrzeuge in der eigenen Kfz-Werkstatt durch die Fachgruppe Technik und Sicherheit, die ebenfalls ehrenamtlich arbeitet, gewartet und repariert. Sogar die Haupt- und Abgasuntersuchungen finden auf dem durch die DEKRA anerkannten Prüfstützpunkt im DRK-Zentrum Empelde statt.
Wer Interesse an der ehrenamtlichen Mitarbeit im Katastrophenschutz des DRK-Region Hannover hat, kann sich im Internet unter www.DRK-HANNOVER.de informieren. (hent)
Hier der Link zur Verlagsgesellschaft "Stumpf + Kossendey" mbH.
Bürgerreporter:in:Florian Hentschel aus Laatzen |
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