Eine Stadt ohne Stimmen. Das ist das Szenario, das Regisseur und Autor Esteban Sapir für LA ANTENA gewählt hat. Der böse Medienmogul Mr. TV hat mit der Sängerin La Voz die einzig
sprachfähige Einwohnerin an sich gerissen und nutzt ihre einzigartige Gabe, um über das Fernsehen
seine Werbebotschaften zu verkünden. Alle anderen BürgerInnen der Stadt können sich
nur noch über Stummfilmschrift auseinandersetzen – der Ton, die eigene Stimme, ist ihnen
genommen worden. Doch eine kleine Gruppe von Widerständlern nimmt den Kampf gegen das
scheinbar unschlagbare monopolistische Mediensystem, hin zur Rückerlangung der eigenen
Ausdrucksfähigkeit, auf – was bei FAHRENHEIT 451 das Lesen ist, ist hier das Sprechen.
Was der Argentinier Esteban Sapir mit LA ANTENA auf die Leinwand gezaubert hat, ist neben
der hervorragenden medienkritischen Handlung schlicht einzigartig. Fantasie und Kreativität im
Visuellen setzt der Filmemacher gegen die Einfallslosigkeit der Billig-CGI des Gegenwartsfilms.
Der Einsatz von Schrift im Bild erinnert dabei an manch experimentellen Ausbruch Jean-Luc
Godards, die Bildwelten des Black-and-White-Universums bewegen sich irgendwo zwischen
David Lynchs ERASERHEAD, Fritz Langs METROPOLIS, Georges Méliès’ LE VOYAGE DANS
LA LUNE, Maya Derens MESHES OF THE AFTERNOON, garniert mit einem Schuss Tim
Burton. Origami als gestaltendes Element kommt ebenso zum Zug wie wunderbare Stop-
Motion-Animation. LA ANTENA ist eine Hommage an das Kino der Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft.
Bürgerreporter:in:Horst Kröger aus Walsrode |
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