Der 2. Vortrag innerhalb der Veranstaltungsreihe vermittelte den rund 100 Zuhörern im Festsaal des Rosenschlosses Schlachtegg einen Überblick über den Reichskrieg, in dem Gundelfingen belagert worden ist. Als Referenten begrüßte Bürgermeister Franz Kukla den Dozenten für Militärgeschichte an der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck, Dr. Eberhard Birk.
Historische Musikstücke, vorgetragen von Michael Finck und Annette Sailer, Mitglieder des Lehrerkollegiums der Städtischen Musikschule, bildeten das musikalische Entree des Abends. Kukla freute sich, dass sich unter den Gästen auch eine Abordnung der 1. Kompanie des Führungsunterstützungsregimentes aus Dillingen eingefunden hatte, zu der die Stadt eine lebendige Patenschaft pflege. Zu dieser Vortragsreihe habe der Historische Berater der Stadt, Herr Georg Wörishofer, die Anregung gegeben. Er habe sie konzipiert und betreue sie fachlich. Die Bürgerinnen und Bürger Gundelfingens und darüber hinaus erhielten durch die Vorträge wichtige Informationen für das Verständnis der Zeit um 1462.
Oberstleutnant Dr. Birk verdeutlichte eingangs, wie sich aus einem lokalen Konflikt, dem machtpolitischen Gegensatz zwischen dem Markgrafen Albrecht Achilles und Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut, ein Reichskrieg entwickeln konnte. Deren „Krieg im Krieg“ würde sich in eine größere Auseinandersetzung einfügen, in die zahlreiche Fürsten mit ihren gegensätzlich verlaufenden Interessen verwoben gewesen seien. Albrecht Achilles habe mit politisch-juristischem Anspruch aufgrund eines fast 200 Jahre alten Dokuments höchstrichterliche Befugnisse gegen bayerische Untertanen Ludwigs des Reichen angestrebt, was dieser nicht hinnehmen wollte. Andererseits habe Kaiser Friedrich III. die Einnahme der Reichsstadt Donauwörth durch Herzog Ludwig im Jahre 1458 nicht auf sich beruhen lassen können. Deshalb habe er u.a. Albrecht Achilles mit der Durchführung einer Reichsexekution gegen Ludwig beauftragt. Dieser habe im Kurfürsten Friedrich „dem Siegreichen“ einen Bündnispartner gefunden, ebenso im böhmischen König Georg Podiebrad, der in seinem Land über viele Söldner verfügte. Deren Kriegsgeübtheit sei ein strategisches Potential gewesen, das sich Ludwig der Reiche mit hohem finanziellem Einsatz zunutze machen konnte.
Belagerung Gundelfingens Teil des Reichskrieges
Letztlich habe, so der Offizier weiter, nach dreijähriger Kriegführung, in die auch die erfolglose Belagerung Gundelfingens vom 11. – 30. März 1462 falle, die Ressourcenermattung auf beiden Seiten die Kraftprobe beendet. Ludwig der Reiche sei arm geworden und Albrecht Achilles habe folgenreiche Schlachten, wie die von Giengen, verloren. Der Friede zu Prag im August des Jahres 1463 habe schließlich den Reichskrieg beendet. Allein im bayerischen Raum seien rund 600 Burgen, Städte, Dörfer und Flecken der großen Auseinandersetzung zum Opfer gefallen. Nicht zuletzt aufgrund seines militärischen Potentials habe der böhmische König Podiebrad die Rolle als Treiber, Bremser und Schiedsrichter gleichzeitig eingenommen. Es sei auch zu erkennen, wie Podiebrad seine böhmischen Söldner als Instrument der Außenpolitik eingesetzt habe. Die Reichsstädte hätten zwar ihre Reichsunmittelbarkeit behaupten können, verloren indes aber ihre politische Bedeutung. Dadurch seien die Fürsten im Reich noch stärker als die Reichsstädte perspektivisch zu den Gestaltern der Reichspolitik geworden.
Nächster Vortrag am 2. Dezember
Kukla lud abschließend zum nächsten Vortrag ein, der am Freitag, 2. Dezember 2011, 19.00 Uhr, vorgesehen sei. Es werde hier der Leitende Archivdirektor Dr. Peter Fleischmann zum Thema „Auswirkungen des Reichskrieges auf Orte in Bayerisch-Schwaben“ referieren.
Bürgerreporter:in:Stadt Gundelfingen aus Gundelfingen an der Donau |
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